Illusoria
Verfasst am 07. November 2018 von Michael Klein (Kategorie: Band Of The Month, Interviews, Regionale Bands) — 3.018 viewsEs wurde Zeit, dass Illusoria wieder von sich hören lassen! Schließlich liegt das Debüt der Band bereits mehr als fünf Jahre zurück!
Wir schnappten uns die Band und befragten sie zum in Kürze erscheinenden und heiß ersehten Nachfolger „King“.
Metal-Aschaffenburg: Erstmal Glückwunsch euch allen zu „King“!
Ich muss sagen, da habt ihr ja echt noch mal ’ne ganz schöne Schippe draufgelegt. Ich finde, dass „King“ deutlich homogener und schlüssiger klingt als „Illusory World“. Mit welcher Intention habt ihr euch ans Songwriting gemacht?
Micha: Ich glaube, die Frage lässt sich damit beantworten, dass wir alle noch eine Schippe mehr Erfahrung gesammelt haben und natürlich auch als Band zusammengewachsen sind. Wir hatten auf der Platte außerdem deutlich mehr Einflüsse, die sehr positiv zum Songwriting beigetragen haben. So sind zwar weiterhin die meisten grundlegenden Ideen aus Falkos oder meiner Feder, allerdings ist z. B. gerade „Alone In The Dark“ von Eva komponiert worden. Falko und ich haben noch etwas Illusoria draus gemacht, jeder hat seine Instrumente dazu arrangiert und zack (lacht). Einige Songs sind auch als Gruppenleistung entstanden. Bei „King“ z. B. gab es einen Refrain, der ganz cool war und wir haben nach und nach Stück für Stück dazu gebaut. Was heraus kam, gefällt uns bis heute ziemlich gut.
Falko: Es tut mir leid, aber ich muss es jetzt sagen: Das ist die härteste Platte, die wir je gemacht haben! (lacht)
Nein, im Ernst, wir sind in den Jahren natürlich musikalisch zusammen gewachsen. Micha und ich machen ja tatsächlich bald zehn Jahre zusammen Musik, da sind wir schon sehr gut aufeinander eingeschossen. Bei „King“ konnten jetzt vor allem auch die Songs auf Evas Gesang anpassen, was allein schon sehr viel ausgemacht hat. Dann kamen natürlich auch noch die Einflüsse der Jungs dazu. „Illusory World“ im Gegensatz stammte ja komplett von Micha und mir.
Fünf Jahre liegen zwischen den beiden Alben. Was hat denn für die lange Wartezeit gesorgt?
Eva: Ja, im ersten Moment klingen fünf Jahre sehr viel. Aber man muss bedenken, dass Illusoria für jeden von uns das „Lieblings-Hobby“ ist. Wir sind alle voll berufstätig und haben teils auch schon Kinder daheim sitzen. Wir haben viel Zeit in die gemeinsame Ausarbeitung aller Songs im Proberaum gesteckt. Das heißt, das Songwriting an sich brauchte schon sehr viel Zeit. Dann ist leider unser damaliger Schlagzeuger ausgestiegen. Einen neuen Schlagzeuger zu finden ist wahnsinnig schwer und hat uns auch weitere zwei Jahre gekostet. In den fünf Jahren liegt auch noch meine Babypause und als wir dann weiter machen wollten, hat uns unser Lead-Gitarrist aus zeitlichen Gründen verlassen müssen.
Die Suche nach einem geeigneten Label kam auch noch oben drauf.
Da summieren sich leider schnell fünf Jahre zusammen.
Entspricht denn das jetzige Album exakt dem, das ihr vor einiger Zeit bereits per Crowdfunding produzieren wolltet? Oder enthält „King“ noch aktuelleres Material?
Micha: Es sind schon noch ein, zwei Songs hinzugekommen, die damals zwar als Idee schon da waren, aber noch nicht auskomponiert. „King“ zum Beispiel gab es zum damaligen Stand nur als Refrainidee.
Hat denn der Titel „King“ etwas mit dem „Dunklen Turm“ von Stephen King zu tun?
Micha: Hier muss ich leider enttäuschen. Wir hatten ein ziemliches instrumentales Brett, das noch Lyrics brauchte und Eva hat sich dann an die Lyrics gesetzt. Wir haben aber ganz generell beim Songwriting kein bestimmtes Vorgehen. Dass hier ein Song instrumental schon sehr weit war, bevor die Lyrics dazu kamen, lag daran, dass wir beim Komponieren einfach sehr gut vorankamen.
Spielt „Alone In The Dark“ auf die nahe liegende Computerspielserie an – oder steht hier etwas anderes hinter den Texten?
Eva: Haha, ja das könnte man meinen, es hat aber nichts mit dem Computerspiel zu tun. Tatsächlich hat der Song eine sehr lange Reise hinter sich. Den musikalischen Background hierzu hab ich schon 2006 geschrieben. Damals noch klassisch jeden einzelnen Ton in Guitar Pro aufgeschrieben. Ich wollte den Song immer für eine Band nutzen. Hatte sogar mal die Überlegung, ihn mit zu meinen Ex-Bands Dreamreaver oder Arven zu nehmen. Aber ich wollte ihn letztendlich für die Band nutzen, für die mein Herz sozusagen ganz und gar schlägt. Ich hab die Idee zu dem Song den Jungs vorgespielt und wir haben ihn gemeinsam in der Probe etwas ausgebaut und aufgeblasen.
Die Lyrics haben eine noch längere Reise hinter sich. Ich war nach dem Abi für eine Zeit lang in Kanada, dort habe ich den Text geschrieben, ohne zu wissen, für welchen Song ich ihn mal nehmen würde. Die Lyrics stammen also von 2004. „Alone In The Dark“ erzählt die Geschichte eines Engels, der in der Unterwelt gefangen wird, weil der Teufel sich ihn ihn verliebt hat. Grundsätzlich lassen sich all meine Lyrics Ideen in das tägliche Alltagsleben übertragen, sie werden nur in Märchen verpackt.
Schon in unserem Interview zu eurem Debüt habt ihr erwähnt, dass ihr euch „nicht in die Symphonic-Ecke drängen“ lassen wollt.
Mich erinnert euer pfeilschnelles Riffing immer wieder an Blind Guardian. Die überholen mit ihrer Geschwindigkeit auch etliche Black-Metal-Bands.
Woher zieht ihr eure Inspirationen?
Micha: Falko hat meistens seine Hände nicht im Griff, dann passiert so was wie „On The Wings Of A Phoenix“. Aber Spaß beiseite: Wir sind da tatsächlich sehr im kreativen Flow. Wenn jemand eine Idee zu einer Melodie hat, hat man meistens auch direkt eine Geschwindigkeit dazu im Ohr. Das tatsächliche Tempo kann dann schon noch mal ein paar BPM schwanken – je nach Machbarkeit für alle anderen – aber das sind dann meist nur Nuancen. Dass einige Songs so schnell sind wie sie sind ergibt sich also eher aus dem Feeling für den Song, als aus einer bestimmten „Vorlage“. Klingt voll esoterisch, aber hey… (lacht)
Falko: Micha hat da den Nagel schon mehr oder weniger auf den Kopf getroffen. Ich liebe einfach schnelle Riffs und Rhythmen. Gerade bei den schnellen Songs ist es für mich schon so was wie ein „Falko-Trademark“, wenn ich richtig Gas geben kann. „On The Wings Of A Phoenix“ ist da natürlich direkt im Intro sehr prägnant, aber auch im Mittelteil vom „Werewolf“ kann man mich denke ich gut erkennen. Ich teste tatsächlich bei den meisten Riffs zu Hause mit Metronom aus, auf welchem Tempo es sich für mich am besten anhört.
Meine Inspirationen kommen in der Regel einfach durchs Spielen daheim. Ich setze mich eigentlich nie mit dem Vorsatz „Jetzt musst du mal wieder was Geiles raus hauen!“ an die Gitarre. Meistens übe ich eine bestimmte Technik oder daddel vor mich hin. Manchmal kommen dann kleine Motive oder Licks dabei raus, die ich dann ausarbeite.
Das Artwork von „King“ ist fantastisch – wobei man auf dem Cover auch nur die Hälfte des Artwork sieht, wenn ich das richtig erkenne, oder?
Ich kann mich an einen Facebook-Post erinnern, in dem von Differenzen mit dem Artwork-Künstler die Rede war. Oder verwechsle ich da etwas?
Eva: Oh ja, da gab es leider ein paar Reibungspunkte zwischen Künstler und Band zwischendurch, auf die wir hier leider nicht näher eingehen können.
Aber die ganze Geschichte hat sich zum positiven Ende gewendet und wir sind sehr froh darüber.
Das CD-Cover ist ein sehr langes zusammenhängendes Bild. Das Motiv umfasst die bildliche Darstellung aller Lyrics unseres Albums. Drucken lassen haben wir es als langes Leporello.
Gemalt wurde das Meisterwerk von Jannis Winckler, mit dem ich selbst in Wiesbaden Kommunikationsdesign studiert hab. Er ist einer der talentiertesten Illustratoren, die ich kennenlernen durfte und ich glaube er hat mit dem Artwork wirklich unseren Nerv getroffen.
Die Aufnahme und Produktion habt ihr diesmal in die Hände von Sebastian Seeb Levermann gelegt. Warum habt ihr denn den Produzenten gewechselt?
Falko: Ich wäre natürlich super gern wieder zu Uwe gegangen, weil es einfach mega lustig war und ich auch wahnsinnig viel von ihm gelernt habe. Und das Schöne ist, dass ich immer noch Kontakt zu ihm habe, wenn er nicht auf Tour ist. Und genau das ist der Punkt, genau als wir uns entschieden hatten, ins Studio zu gehen, kam für Uwe das Angebot, zu Accept zu gehen. Damit war der Drops dann gelutscht. Aber Seeb hat, wie man hören kann, einen hammer Job gemacht. Es ist ja auch interessant, neue Wege zu gehen, und Seebs Art unterscheidet sich schon sehr von Uwe.
Vielen Dank für das Interview und viel Erfolg für „King“!
(mk)