Elvenpath

Verfasst am 01. April 2019 von Michael Klein (Kategorie: Band Of The Month, Interviews, Regionale Bands) — 2.454 views

Wenn es um authentischen Edelstahl geht, dann führt an Elvenpath kein Weg vorbei!
Die hessische Institution hat gerade mit „The Path Of The Dark King“ ein abermals starkes Album veröffentlicht. Wir unterhielten uns mit Gitarrist Till.


Metal-Aschaffenburg: Hey, Till!

Till: iGude, Michael!

Zuerst mal Glückwunsch zum neuen Album! Wie sind denn die ersten Reaktionen ausgefallen? Wie war die Release-Party im Speak-Easy?

Danke, danke…wir sind auch sehr erleichtert, dass dieser Brocken geschafft ist. Bislang sind noch nicht viele Reviews erschienen, die waren aber so weit positiv. Und auch seitens des Publikums kamen bislang nur begeisterte Reaktionen, was nach all der Arbeit natürlich eine schöne Belohnung ist.
Die Release-Party im Easy war ganz hübsch; wir konnten gepflegt einen heben, haben einige CDs und Merchandise verlost und die Leute konnten das Album erstmals komplett hören. Leider waren nicht so viele Leute erschienen, dafür war es am nächsten Tag, als wir die Veröffentlichung auch live im Moshpit in Flörsheim zelebriert haben, umso voller. Da haben wir auch das komplette Album live dargeboten, es war nach fast einjähriger Liveabstinenz eine sehr schöne Rückkehr zurück auf die Bühne.

The Path Of The Dark King“ ist euer inzwischen viertes Album. Fällt die Arbeit an neuem Material mit so einem Background eigentlich leichter (weil: Routinen) oder schwerer (weil: Anspruch und Erwartungen)?

Sowohl als auch. Einerseits profitiert man natürlich von der Studioerfahrung, die man bereits auf dem Buckel hat, kennt viele Abläufe und bekommt neue Ideen, wie manches noch besser als bisher gemacht werden könnte. Andererseits haben wir auch einen hohen Anspruch an unsere eigene Musik und wollen das vorangegangene Album immer noch übertreffen. Das ist nicht einfach, denn ich finde auch heute an unserem letzten Album „Pieces Of Fate“ nach wie vor wenig, was man verbessern könnte.
Es ist mir aber wichtig, mit jeder neuen Scheibe auch neue Elemente mit einfließen zu lassen und nicht einfach nur neue Songs rauszuhauen. Wir haben z. B. auf „The Path Of The Dark King“ erstmals eine Geige und einen Chor eingesetzt, bei „Combat Zone Europe“ sind wir so schnell geworden wie noch nie zuvor in unserer Geschichte und haben sogar Blastbeats eingesetzt… es gibt schon immer Neues bei uns zu entdecken.

Ihr agiert nach wie vor ohne Label. Bei eurer Qualität ist das erstaunlich. Haben die Labels hier etwas verpennt oder ist es eher eine Frage des Nichtwollens von eurer Seite?

Die Zeiten, als es einen klaren Schnitt zwischen vertragslosen Bands (= Demostadium) und Bands mit Vertrag (= professionell agierend) gab, sind seit vielen Jahren vorbei. Die Verträge, die heutzutage üblich sind, sind weit davon entfernt, für uns attraktiv zu sein. Bislang kann ich jedenfalls nicht erkennen, dass ein Label uns irgendwie weiterbringen könnte, ohne dass wir dafür eine große Summe zahlen müssten. Früher gab es noch Studiobudgets, heutzutage werden der Band „Veröffentlichungsgebühren“ abverlangt. Daher setzen wir nach wie vor auf die DIY-Schiene.

Lass uns ein wenig über die Songs sprechen. Wie bei euch nicht unüblich, basieren die Texte auch diesmal nicht nur auf Fantasy-Themen, sondern greifen auch gesellschafts- und sozialkritische Themen auf.
Was gab denn den Impuls, einen Song über das so genannte Münchner Olympia-Attentat vom 5. September 1972 zu schreiben? („The Sword Of Gideon“)

Korrektur: Der Song handelt nicht vom Olympiaattentat, sondern der im darauf folgenden April stattfindenden Vergeltungsaktion einer Eliteeinheit der israelischen Armee. Ich habe irgendwann mal ein Interview mit einem Mitglied dieser Einheit gelesen, seitdem hat mich diese Geschichte fasziniert. Dieser Mensch hat übrigens auch ein empfehlenswertes Buch über diesen und andere Einsätze verfasst (Muki Betser, „Secret Soldier“).
Es ging mir nicht darum, Partei für eine Seite zu ergreifen; der Song ist als neutrale Darstellung gedacht. Aber Rache ist immer ein bewegendes Thema für eine Geschichte; erst recht, wenn man sich dazu mit einer List in die Höhle des Löwen begibt. Da gibt es tatsächlich Parallelen zwischen manchen Legenden/Sagen und der realen Geschichte. Wer sich für diese näher interessiert, findet unter dem Schlagwort „Operation Frühling der Jugend“ einiges an Infos im Internet.

Nicht weit entfernt davon ist der Opener „Combat Zone Europe“. Habt ihr keine Angst, die Band mit solchen politisch beeinflussten Themen zu instrumentalisieren? Oder sollte man eher fragen, warum so viele andere Bands keine klare Stellung beziehen?

Viele Bands haben ja kein Interesse daran, über politische Themen zu schreiben. Oder wenn sie es tun, sind sie in ihren Aussagen relativ vage, um nur niemandem auf die Füße zu treten. Wir scheuen hingegen keine klaren Worte und nennen Ross und Reiter. Die zunehmende Anzahl islamistisch motivierter Anschläge in Europa hat mich zornig gemacht, das musste in einem entsprechenden Song kanalisiert werden.
Ich sehe aber kein Risiko einer Instrumentalisierung. Politik ist nur einer unserer textlichen Aspekte, wir schreiben auch über andere Themen. Und die Musik steht bei uns im Vordergrund und ist nicht nur Transportmittel für politische Texte. Bislang sind auch noch keinerlei politische Organisationen an uns herangetreten, um uns für ihre Sache einzuspannen. Wir wären da auch sehr vorsichtig und würden z. B. auf einer politischen Veranstaltung nur spielen, wenn wir uns mit den Inhalten wirklich identifizieren könnten.

Mit „Targaryen Fire“ liefert ihr aber auch Stoff für alle „Game Of Thrones“-Fans. Seid ihr eher Fans der Bücher oder Fans der Serie? Wie heiß erwartet ihr denn die finale Staffel?

Ich liebe die Bücher und habe tatsächlich bis heute nicht eine Folge der Serie gesehen. Das hebe ich mir auf, bis Herr Martin alle Bände veröffentlicht hat… also in circa 30 Jahren. Aber natürlich erwarte ich mit unablässigem Hufescharren „The Winds Of Winter“ und „A Dream Of Spring“. Hoffen wir mal, dass wir es alle noch erleben dürfen.

Einen echten Wow-Effekt habt ihr bei mir mit dem Chor in „The Mountain Curse“ erzielt. Wie ist es denn dazu gekommen?

Ich wollte schon immer mal ein Chor-Intro à la „The Divine Wings Of Tragedy“ (Symphony X) machen, da ich das fürchterlich episch und großartig finde. Und „The Mountain Curse“ als unser bislang längster Song hat ein solches Intro verdient, finde ich. Das war für mich eine ordentliche Herausforderung, da ich noch nie zuvor einen solchen Chorsatz geschrieben hatte. Ich habe daher im letzten Jahr so manches Wochenende am Rechner verbracht, bis dieser zweiminütige Part zu meiner Zufriedenheit fertiggestellt war.
Die Suche nach einem Chor, der sich dieser Aufgabe stellen wollte, war dann auch noch mal eine Hürde. Aber die Damen und Herren von Stimmgewalt aus Berlin waren sehr interessiert und haben eine Leistung abgeliefert, die für mich eins der Highlights der neuen Scheibe darstellt. Da ist bei mir auch immer noch Gänsehaut angesagt, wann immer ich das Stück höre.

Das Artwork ist erneut super geworden und bietet viel Raum für Interpretationen.
Für mich steht die vermeintlich „gute“ Seite am Ende doch als die „schlechte“ da, denn der Geisterkönig (Dark King?) lockt auf diese Seite.
Ich erkenne hier eine Parallele zur aktuellen Weltlage. Gefühlt lässt sich die ganze Menschheit mit billigen Versprechen, Geld und Ruhm auf einen vermeintlich „richtigen“ Weg führen, der am Ende aber nur Schaden verursacht. Ist es also nicht der einfache (helle) Weg, der am Ende der richtige ist?

Sehr gut beobachtet. Das Cover zeigt, dass man Entscheidungen im Leben immer gut abwägen und nicht dem ersten Anschein trauen sollte. Auf dem Bild erscheint der helle Weg natürlich wesentlich freundlicher und leichter, doch gleichzeitig begibt man sich damit in die Fänge des titelgebenden dunklen Königs. Dieser wiederum steht symbolisch für vieles, wonach die Menschen streben, was aber nicht unbedingt eine gute Idee ist. Materielle Reichtümer, Populisten mit scheinbar einfachen Problemlösungen, der Weg des geringsten Widerstands. Der dunkle Weg hingegen ist dornig und steinig, mag aber doch der richtige sein. Wer sehr genau hinschaut, erkennt dort auch den Drachen, welcher bereits unsere letzten Cover zierte.
Kann man insgesamt auch als Metapher für unseren Weg als Band sehen; mittlerweile 17 Jahre Steine und Dornen, haha.

Nur: Warum steht die Band steht auf den Bandfotos im hellen Wald?

Damit die Fotos nicht unterbelichtet sind. Schon Wilhelm II. ließ sich nur bei Sonnenschein ablichten, da wollen wir nicht nachstehen. Elvenpath brauchen Sonne.

Haha, sehr gut geantwortet, Till!
Spannend finde ich, dass der Geisterkönig und verlockende Schatzkiste auf dem CD-Druck nicht mehr zu sehen sind. Ist also eure CD die Möglichkeit, den Weg frei zu machen?

Ich hoffe doch sehr, dass unser neues Album für den Hörer ein Erweckungserlebnis ist, welches ihn dazu bringt, sein Leben radikal zum Positiven hin zu verändern. Auch aus diesem Grund sollte der Großteil der Menschheit es kaufen und hören. Schließlich ist die Weltrevolution doch langsam überfällig.
Falls das nicht gelingt, hat der geneigte Metal-Fan zumindest immer noch ein Stück guter Musik. Als Plan B ist das auch nicht schlecht, finde ich.

Vielen Dank für das Interview und vielen Dank auch für die Grüße im Booklet!

Wir haben zu danken! Ich hoffe, ich konnte bei den Lesern Interesse wecken. Das Album ist über unsere Homepage www.Elvenpath.com oder www.Facebook.com/ElvenpathMetal erhältlich. Cheers!

(mk)

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