Kampf der Titanen

Verfasst am 29. November 2010 von Michael Klein (Kategorie: Konzert-Rezensionen) — 7.179 views

Titans Of Metal | Mit: Metal Attack, Cervet und Forbidden Daser

27.11.2010 – JuKuz, Aschaffenburg

Unter dem Motto „Titans Of Metal“ haben drei der dienstältesten Metal-Bands Aschaffenburgs am heutigen Abend zur Schau gebeten. Etwa zweihundert Fans sind diesem Aufruf ins JuKuz gefolgt.
Dass die Veranstalter die Theke nicht wie üblich im Vorraum, sondern im Saal untergebracht haben, erweist sich als tolle Idee – so stehen die Anwesenden quasi immer vor der Bühne und der Saal ist immer voll. Es scheint so auch mehr getrunken zu werden – zumindest werden zwischenzeitlich sogar die Bierreserven knapp! Nun – wer Spaß hat, der trinkt eben ein, zwei Bierchen mehr… und Spaß hatten heute viele!

100b2760Es haben sich jedenfalls schon zu Beginn des Abends eine ganze Menge Leute im großen Saal eingefunden um Zeugen des ersten Forbidden-Daser-Auftrittes seit den Neunzigern beizuwohnen. Nach so vielen Jahren Live-Abstinenz ist die Spannung natürlich groß, wie sich die fünf Veteranen schlagen werden. Als es kurz nach acht dann endlich so weit ist, merkt man den Jungs die große Nervosität und Anspannung natürlich an – was sich vor allem an der vorwiegend konzentriert-statischen Ruhe auf der Bühne äußert.
Doch der tolle Sound (ja, im JuKuz!) lockert nach zwei, drei Stücken bereits die Köpfe der ersten Bangwilligen, von denen sich Stück für Stück immer mehr vor der Bühne versammeln. Wenn das mal kein Qualitätsurteil ist! Der keineswegs ausschließlich old-schoolige, sondern durchaus modern geprägte, groovebetonte Thrash mit feinem Händchen für Melodie und Eingängigkeit geht superschnell ins Ohr und erntet verdiente Haar-Rotation in den vorderen, sowie amtlichen Applaus aus den hinteren Reihen.
Drummer Norman peitscht mit seinem kraftvollen Spiel und ordentlich Dampf hinter den Kesseln seine Vordermänner unaufhörlich an, während die gesamte Saitenfraktion den Songs die metallische Seele einhaucht und mit gelegentlichen Shouts für mehr Druck an der Mikrofon-Front sorgt.
Sänger Marc erinnert mich mit seiner Stimme manchmal etwas an das Timbre von Bobby „Blitz“ Ellsworth und liefert sowohl in thrashigen als auch in ruhigen Momenten (z. B. im dynamischen „Stoner 40“) eine tolle Leistung ab (nur die zu konsequent getragene Sonnenbrille ist auf Dauer vielleicht dann doch einen Klacks zu cool…).
Man kann aber durchaus behaupten, dass die Jungs in der langen, bühnenabstinenten Pause absolut nichts verlernt haben. Neben dem bereits erwähnten „Stoner 40“ haben es mir vor allem das rabiate „Rabbit’s Fall“ und das toll groovende „Time’s Changed… You Not“ angetan. Selbst die drei Cover-Versionen („Black Magic“, „A Lesson In Violence“, „Seek & Destroy“) fügen sich hervorragend ins eigene Repertoire ein – aber dessen ungeachtet sind es zum Schluss trotzdem die eigenen Stücke (die übrigens zum Großteil aus der Feder von Schlagzeuger Norman kommen!), die den bleibendsten Eindruck hinterlassen. Stark!
Die bei unserem Interview geäußerten Bedenken der Band, dass der Titel der Veranstaltung zu hohe Erwartungen bei den Gästen wecken würde, stellten sich im Nachhinein also als absolut unbegründet dar. Forbidden Daser gehen für mich an diesem Abend sogar als Punktsieger von der Bühne. Jetzt bitte der Nachschlag in CD-Form!

dscf1127xxxxCervet nutzen den heutigen Auftritt, um Werbung für ihre noch druckfrische neue Scheibe „Ghost Train“ zu machen. Die Rechnung geht auf – denn die Gäste steigen bereitwillig in den abfahrenden Geisterzug ein. Obwohl immer noch gut, erwischt die Truppe um Frontröhre Zappa im Vergleich zu Forbidden Daser den sogar etwas schwächeren, weil verwascheneren Sound. Der passt aber irgendwie ganz gut zu so dreckigen Death-/Thrash-Batzen wie „Hellcreation“, „Zombie Riot“ oder „The Hive“ und pflügt die Körperschaften vor der schick mit Knochenteilen dekorierten Bühne ordentlich durch. Highlight ist neben dem immergrünen „Season Of The Witch“ heute auch wieder Zappas schier unglaubliche Stimme – so einige fragen sich, an welcher Stelle seines Körpers der Mann diesen fiesen Geräusche produziert. Cool!

Den Ritt auf dem „Ghost Train“ scheinen einige nicht ganz unbeschadet überstanden zu haben. Denn im Anschluss an Cervet beginnt sich der Saal langsam zu leeren (was aber natürlich auch einfach an der bereits späten Uhrzeit liegen könnte).
dscf1042Trotzdem können Metal Attack noch einige Hartgesottene mit ihrer Hommage an die seligen Achtziger zum Feiern animieren. Die Best-Of Accept, Judas Priest, Helloween, Running Wild, Anthrax und Co. findet also ihre Zielgruppe. Für mich (als Kind der Neunziger) klingt das alles zwar hochprofessionell – aber irgendwie zu „kühl“. Deshalb überlasse ich der passenden Generation den Vortritt und lasse den rundum gelungenen Abend – der hoffentlich eine Fortsetzung erhält – ausklingen. (mk)

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