Solefald – „Norrøn Livskunst“

Verfasst am 30. November 2010 von Manuel (Kategorie: CD-Rezensionen) — 2.122 views

Ungewöhnlich

Dieser Begriff auf trifft das gesamte Schaffen sowie hier im Speziellen auch auf die neue Veröffentlichung der Norweger von Solefald. Mit einem ironischen Unterton gehen die zwei Norweger nun schon seit 15 Jahren an ihre Musik, die sich wohl höchstens mit Arcturus oder Ulver vergleichen lässt. Schon früh mit ihrem Werk „Neonism“ nahmen Cornelius Jakhelln und Lars Nedland den konventionellen Black Metal aufs Korn, in dem sie auf dem Album Black-Metal-Elemente mit denen absolut genrefremder Musik verschmelzen ließen. Dies bracht ihnen 1999 nicht nur die Aufmerksamkeit einer breiteren Öffentlichkeit ein, sondern auch Morddrohungen einiger Hardliner. Mit „Norrøn Livskunst“ liegt die nun die neuste und insgesamt siebte Veröffentlichung vor. Ob diese genauso diskutabel ist wie „Neonism“, wird man in der Zukunft sehen – ob sie es Wert ist diskutiert zu werden kann man dem nun folgenden Text entnehmen.

Norrøn Livskunst“ beginnt mit dem eher ruhigen „Song Til Stormen“, welches von seiner Instrumentierung und Umsetzung stark an die färöischen Wikinger von Týr erinnert, schon hier wird die meist im Hintergrund agierende Sängerin Agnete Kjølsrud eingeführt – manch einer wird sie schon vom neusten Dimmu-Borgir-Album, speziell der Single „Gateways“ kennen. Der zweite Track und gleichzeitig der Titeltrack beginnt mit einem Black-Metal-Riff der Mitneunziger, zeigt aber schon nach einigen Sekunden seine Besonderheiten auf. Harsches Gekeife trifft hier auf eunuchenhaften Klargesang. Beide Gesanglinien kreuzen sich immer wieder, was unglaublicherweise gut harmoniert. Hier wird ganz klar dem Black Metal der Anfangstage gehuldigt. Zielstrebig, wenig abwechslungsreich, homogen – auch wenn einige Riffs im Mittelteil des Liedes ziemlich punkig anmuten. Punkig – so könnte man wohl „Tittentattenteksti“ den folgenden Song beschreiben. Hier übernimmt Agnete Kjølsrud den Hauptgesang, was durch ihren abgehackten Gesangsstil ziemlich schräg anmutet. Das bessert sich aber im Laufe des Songs, der in seinem Verlauf auch noch Synthesizer und epische Chöre integriert. Solefald beweisen auch hier, dass sie vor Ideen nur so sprühen und damit wohl auch mehr als ein Album hätten bilden können. Als Höhepunkt des Albums kann man ohne Frage das fast zehn minütige Epos „Eukalytustreet“ beschreiben. Am Anfang und dann später im Hintergrund mit schönem Saxophoneinsatz versehen, erinnert es an einigen Stellen an die warmen Momente aus Ulvers „Perdition City“. Das zu Beginn eher ruhig Stück baut sich im Laufe seiner Spielzeit weiter auf und steigert sich dann am Ende in ein episches Crescendo – um dann wieder ruhiger und mit Saxophon auszuklingen.

Warum Solefald nicht auf dem gesamten Album solch eine Atmosphäre aufbauen ist unbegreiflich. Lieder wie „Stridsljod (Blackabilly)“, „Waves Over Vallhalla (An Icelandic Odyssey Part 3)“ oder „Raudedauden klingen im Endeffekt dann doch zu „gewöhnlich“, wenn man hier von gewöhnlich sprechen möchte.


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Bewertung: 10/15 Punkte
Genre: Black Metal
Herkunft:
Norwegen
Label: Indie Recordings
Veröffentlichungsdatum: 12.11.2010
Homepage:
www.MySpace.com/SolefaldOfficial

Tracklist

  1. Song Til Stormen
  2. Norrøn Livskunst
  3. Tittentattenteksti
  4. Stridsljod (Blackabilly)
  5. Eukalyptustreet
  6. Raudedauden
  7. Vitets Vidd I Verdi
  8. Haugferdi
  9. Waves Over Vallhalla (An Icelandic Odyssey, Part 3)
  10. Til Heimen Yver Havet

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Demgegenüber stehen Lieder wie „Vitets Vidd I Verdi“ oder „Hugferdi“, die vor Ideen nur so strotzen und den Hörer bei den ersten Hördurchläufen schier überfordern. Das abschließende „Til Heimen Yver Havet“ weist dann wieder die selbe Epik auf, die bereits den Opener ausgezeichnet hat und bildet mit diesem praktische eine Klammer um das gesamte Album.

Was in dieser Klammer jedoch geschieht, ist teils zu unrund und unausgegoren und mit zu vielen Ideen versehen. „Norrøn Livskunst“ ist dabei bei weitem kein schlechtes Album geworden, es wäre womöglich besser gewesen, einige Ideen aus den Songs zu streichen. Da dies aber noch nie der Stil der beiden Norweger in Solefald war, kann man dies von ihnen auch nicht erwarten. Die Produktion von „Norrøn Livskunst“ ist absolut gelungen, zu jedem Moment transparent, aber auch druckvoll und dicht.
Wer sich in der Vergangenheit bereits mit dem Duo angefreundet hat oder auf Musik und Texte steht, die voll Ironie, Ideen und Spielwitz stecken, der kann hier bedenkenlos zugreifen. Wer aber lieber ein homogenes Gesamtwerk haben möchte, sollte eher zu Arcturus‘ „The Sham Mirrors“ oder dem aktuellen Enslaved-Album greifen. (ms)


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