Celestielle
Verfasst am 30. November 2025 von Michael Klein (Kategorie: Band Of The Month, Interviews, Regionale Bands) — 43 viewsUnsere Region ist immer wieder für außergewöhnliche Überraschungen gut. Eine der jüngsten davon ist das Projekt Celestielle.
Das Debüt „Requiem“ ist nicht nur hörenswert eigenständig, sondern auch hochinteressant.
Wir trafen uns mit der federführenden Musikerin Michelle im Aschaffenburger Dead End für einen kleinen Plausch.
Metal Aschaffenburg (Tim): Michelle, „Requiem“ klingt unfassbar ausgereift und extrem detailverliebt – jede Ecke wirkt fein ausgetüftelt. Wie viel Zeit ist denn in die Entwicklung geflossen, bis es den jetzigen Stand erreicht hat?
Celestielle (Michelle): Eine ganze Weile. Ich habe etwa Anfang 2023 angefangen Musik zu schreiben. Das war genau die Zeit, in der ich mich ganz frisch mit Black Metal beschäftigt habe. Das hat sich alles schön entwickelt.
Vorher habe ich nie wirklich selbst Musik geschrieben, zumindest nicht Song-orientiert und schon gar nicht im Metal-Bereich. Mit dem Black Metal habe ich dann aber gemerkt: Es muss ja gar nicht perfekt sein. Musik darf einen eigenen Charakter haben, sie muss keine feste Struktur besitzen. Sie darf einfach verkörpern, was ich gerade fühle.
Dieses Verständnis hat mir unfassbar viel Druck genommen. Ich habe Instrumente dann einfach als Werkzeug benutzt, um Gefühle auszudrücken, statt mir Gedanken darüber zu machen: Wie gut klingt das jetzt?
Ich habe einfach drauflos geschrieben und mir am Anfang sogar ganz bewusst erlaubt, dass es „schlecht“ sein darf.
Ich habe mir selbst versprochen, mich immer wieder hinzusetzen und einfach zu schauen, was passiert. Und tatsächlich sind ziemlich schnell die ersten Riffs entstanden, von denen heute auch einige auf der EP gelandet sind. Das Riff von „Beyond The Cursed“ zum Beispiel gehört zu den allerersten Sachen, die ich geschrieben habe.
Metal Aschaffenburg: Das heißt, es stecken mindestens zwei Jahre Arbeit und Vorbereitung in dem Debüt?
Künstlerin:
Ja, auf jeden Fall. Mindestens zwei Jahre Entwicklung stecken da drin. Und ich habe sehr viel Zeit davon ganz alleine verbracht. Das war am Ende wahrscheinlich auch genau das, was das Projekt so gemacht hat, wie es heute ist.
Ich habe das lange Zeit eigentlich niemandem gezeigt, weil es mir unfassbar wichtig war, etwas zu erschaffen, das wirklich komplett aus mir heraus entsteht – ich wollte die Kernessenz aus mir herauskitzeln und schauen, was da musikalisch passiert.
Es war bestimmt ungefähr ein Jahr, bis ich zum ersten Mal mit Dave (David Traut) zusammengearbeitet habe, der dann die Drums eingespielt und später auch die Singles gemischt hat.
Metal Aschaffenburg: Du hast aber davor schon Gitarre gespielt und generell Musik gemacht, oder?
Celestielle: Ja, aber nicht wirklich Song-orientiert – eher für mich selbst.
Mein musikalischer Werdegang überrascht eh immer, weil häufig Menschen denken, dass ich schon ewig Musik mache. In Wahrheit habe ich relativ spät angefangen.
Ich habe erst 2019 das erste Mal wirklich Metal für mich entdeckt – ich glaube, Slipknot war so der Einstieg. Und dann habe ich einen krassen Deep-Dive durch alle Metal-Ecken gemacht: lange Zeit viel Metalcore, Deathcore und so weiter, bis sich mein Geschmack immer weiter ausgereift hat und ich schließlich im Black Metal angekommen bin.
Mit Gitarre habe ich tatsächlich auch erst spät angefangen. Davor hatte ich aber schon immer einen Bezug zur Musik: Ich habe Klavierunterricht gehabt, viel Hip-Hop gehört – Musik war immer da.
Metal Aschaffenburg: Das macht es ja umso beeindruckender, weil das Album wirklich nach Tiefe klingt – fast so, als hättest du diese Klangwelt von Geburt an aufgesogen.
Celestielle: Das freut mich sehr! Wie gesagt, diese zwei bis drei Jahre waren extrem intensiv, und ich war sehr viel allein mit dem Projekt. Für mich war es wichtig, diese Musik erstmal nur für mich zu machen und nicht sofort zu teilen.
Metal Aschaffenburg: Als du angefangen hast, Riffs zu schreiben: War dir da schon klar, dass du daraus ein komplettes Projekt mit Gesang, Drums und allem machen willst?
Celestielle: Ich hatte schon den Anspruch, „etwas“ daraus zu machen – aber was genau das sein sollte, war mir nicht klar.
Ich dachte anfangs sogar, ich mache es ganz Black-Metal-mäßig und lade vielleicht einfach anonym irgendwo Demos hoch und niemand weiß, wer dahintersteckt. Aber irgendwann habe ich gemerkt: Das ist mir viel zu wichtig, um es nicht zu zeigen.
Vor allem das Thema Gesang hat sich dann ziemlich überraschend entwickelt. Ich war nämlich sehr lange der Überzeugung, dass ich unbedingt screamen und growlen müsste – so klassisch im Black Metal. Meine Riffs hatten oft diesen Second-Wave-Charakter, einfach weil ich zu der Zeit sehr in dieser Schiene unterwegs war.
Erst später habe ich Bands kennengelernt, die schon Ähnliches gemacht haben wie ich heute. Das ist immer ganz witzig, wenn Leute sagen: „Du klingst wie XY“, und ich denke dann: Ja stimmt, die haben ähnliche Ansätze – aber damals kannte ich sie noch gar nicht.
Dann kam irgendwann dieser Moment – vielleicht ein halbes Jahr später –, als die ersten Riffs schon ziemlich ausgereift waren. Ich dachte: Warum probiere ich nicht mal Clean Vocals?
Bands wie Lingua Ignota waren da für mich eine große Inspiration – diese liturgische Ästhetik, die Arbeit mit Harmonien, Chören – das hat mich immer schon fasziniert.
Also habe ich einfach angefangen zu layern und geschaut, was passiert. Die ganz krassen Harmoniepassagen in „Beyond The Cursed“ oder „Eye For An Eye“ waren tatsächlich meine allerersten Versuche damit.
Metal Aschaffenburg: Dir war aber von Anfang an klar, dass du das Projekt im Kern alleine machen willst?
Celestielle: Ja. Für die Drums habe ich mir Hilfe geholt, weil ich wusste: Das Instrument kann ich nicht spielen, das muss ausgelagert werden. Aber alles, wozu ich selbst einen Zugang hatte, wollte ich auch selbst umsetzen – Gitarre, Gesang, Konzepte.
Gleichzeitig war das auch eine Phase, in der ich wieder einen Zugang zum Gesang gefunden habe. Ich hatte Zeit, Raum zu üben, und das bringt einfach unglaublich viel.
Metal Aschaffenburg: Hast du denn früher auch schon gesungen?
Celestielle: Ja, schon. Ich habe schon als Kind viel gesungen – in der Kirche zum Beispiel. In der Schulband habe ich mich dann auch ab und zu getraut, zu singen.
Später habe ich mit einer Freundin zusammen so ein kleines bisschen deutschen Indie gemacht.
Singen war für mich lange sehr schambehaftet. Ich hatte früher leider eine Freundin, die mich dafür stark runtergemacht hat. Das hat viel kaputt gemacht.
Heute fühlt es sich an wie etwas, das ich mir zurückhole – und diesmal kann ich stolz darauf sein. Das positive Feedback zum Gesang ist wirklich das Schönste, was mir passieren konnte.
Metal Aschaffenburg: Man kann sich hinter einer Gitarre verstecken – aber beim Gesang gibt es keinen Schutz.
Celestielle: Ja, genau. Vielleicht hilft mir da das Privileg meiner Theater- und Bühnenerfahrung. Ich habe früher Theater gespielt – ich war also schon früh auf Bühnen unterwegs. Trotzdem ist es jetzt nochmal etwas völlig anderes, weil dieses Projekt komplett aus mir kommt und etwas sehr Persönliches darstellt.
Metal Aschaffenburg: Das wird ja super spannend, die Songs live umzusetzen. Die Musik ist so vielschichtig – das ist auf der Bühne bestimmt gar nicht so einfach.
Celestielle: Ja, total. Im Idealfall wäre natürlich ein perfektes Setting mit Kirche oder Kathedrale und einem Chor dazu – das wäre der absolute Traum, vielleicht irgendwann mal. Aber jetzt müssen wir erstmal schauen, wie wir es realistisch umsetzen können.
Das Meiste wird wahrscheinlich vom Band kommen, vor allem Sachen, die nicht mein Hauptgesang sind. Dazu kommen natürlich meine Musiker*innen – und wir versuchen, den Fokus vor allem auf Atmosphäre zu legen.
Metal Aschaffenburg: Wie bist du eigentlich zum Black Metal gekommen? Du hast ja erzählt, dass das alles erst vor zwei Jahren angefangen hat. Was war da die Initialzündung?
Celestielle: 2023 habe ich sehr viel Zeit in Aschaffenburg verbracht. Dort habe ich unglaublich tolle Menschen kennengelernt, die ich bis heute sehr schätze. Eine dieser Personen ist Pat, der auch das Projekt Erzfeynd macht.
Pat war damals ein riesiger Ansporn für mich. Wir haben viel über Perfektionismus gesprochen, hat mir viel Angst genommen und mich motiviert, es einfach zu machen. Sein Ansatz war immer: „Ich mach das halt einfach – passt schon irgendwie.“
Das hat mir total geholfen, diese inneren Hürden zu überwinden.
Ich habe die EP komplett alleine produziert. Alle Aufnahmen sind in meinem kleinen Wohnzimmer entstanden – ehrlich, so gut es ging, improvisiert, aber konsequent. Ich wollte nicht ewig warten, sondern es einfach realisieren.
Metal Aschaffenburg: Heißt also: Aschaffenburg spielt für dein Projekt eine große Rolle?
Celestielle: Auf jeden Fall. Ich habe dort viele Leute kennengelernt, die sehr stark in der Black-Metal-Szene verwurzelt sind und hier eine unglaubliche Leidenschaft leben – für Musik, für Ästhetik, für Kunst.
Ohne diese Menschen würde mein Projekt wahrscheinlich überhaupt nicht existieren.
Ich habe dort zum ersten Mal das Gefühl gehabt, dass Kunst wirklich ernst genommen wird – dass Menschen an mich glauben. Und das hat extrem viel ausgemacht.
Metal Aschaffenburg: Pat hat auch das Logo für Celestielle geschaffen.
Celestielle: Ja, ich bin damit so glücklich!
Metal Aschaffenburg: Aber woher deine Verbindung zu Aschaffenburg? Du hast ja nicht in Aschaffenburg studiert?
Celestielle: Nee. Ich habe nach dem FSJ hier in der Nähe im Taunus angefangen, in Frankfurt Musikwissenschaft zu studieren. Ich wollte einfach unbedingt hierbleiben.
Eigentlich habe ich das Studium eher so begonnen nach dem Motto: „Ich mach jetzt erstmal irgendwas.“ Aber dann habe ich gemerkt, wie spannend das alles ist – und bin geblieben.
Vor Kurzem habe ich übrigens meinen Bachelor gemacht. Meine Abschlussarbeit war über die Darstellung von Weiblichkeit im Black Metal.
Metal Aschaffenburg: Wow, das passt ja thematisch perfekt zu deiner Musik.
Celestielle: Total. In der frühen Black-Metal-Geschichte waren Frauen quasi unsichtbar – reine Männerdomäne. Viele Frauen wurden nicht ernst genommen, verdrängt oder hatten keine Chance, präsent zu sein.
Ich habe mich in der Arbeit unter anderem mit Künstlerinnen beschäftigt, die bewusst die Idee von Geschlecht auflösen – etwa mit maskierten oder entpersonalisierten Konzepten wie beispielsweise Onielar von Darkened Nocturn Slaughtercult.
Auch jemand wie Myrkur hat da wahnsinnig viel bewegt und Türen geöffnet, auch wenn sie von Teilen der Szene extrem angefeindet wurde. Auch die Entdeckung von Witch Club Satan hat großen Einfluss gehabt.
Black Metal war immer pure Rebellion.
Die Frage ist nur: Wofür rebelliert man?
Wer trägt denn heute mahr Wut in sich als queere Menschen, die allein durch ihre Existenz täglich kämpfen müssen. Black Metal ist dafür eigentlich das perfekte Ventil.
Natürlich gibt es Teile der Szene, die in den 90ern steckengeblieben sind und sagen: „Das muss alles so bleiben, wie es war.“ Aber Kunst kann nicht stillstehen.
Metal Aschaffenburg: Künstler auch nicht. Du hast auch eine spannende Zeit vor dir, richtig?
Celestielle: Ja. Ich bin ab Januar für ein halbes Jahr in Norwegen.
Für alle Black-Metal-Interessierten ist das natürlich ein absoluter Traum. Trondheim, mitten in einer unglaublich spannenden Szene.
Ich weiß noch nicht genau, wie tief ich dort eintauchen will – mal schauen, wen man trifft und wie sich das entwickelt.
Aber ich freue mich extrem auf die Erfahrung und darauf, dort zu lernen und zu wachsen.
Metal Aschaffenburg: Denkst du, der Aufenthalt wird deinen Sound verändern?
Celestielle: Ich bin super gespannt darauf, ob mich die Muse dort küsst. Ich kann ja nicht mal eine Gitarre mitnehmen. Vielleicht kann ich mir vor Ort eine leihen – aber vermutlich wird es eher eine Zeit des Sammelns sein: Eindrücke, Inspirationen, neue Gedanken.
Ich habe nach dem Album auch schon an weiteren Songs geschrieben – manche werde ich veröffentlichen, andere vielleicht nie.
Die Richtung ist noch völlig offen.
Metal Aschaffenburg: Es ist ja auch knifflig. Für das Debüt hat man unendlich viel Zeit . Und nach dem Erstwerk entsteht oft ein gewisser Erwartungsdruck – du hast ja nun einen bestimmten Klang etabliert. Wie gehst du mit dieser Situation um?
Celestielle: Ich versuche, mich da nicht unter Druck zu setzen.
Die größte Entdeckung für mich war ja gerade, dass Musik nicht perfekt sein muss, sondern aus einem Gefühl heraus entstehen darf.
Ich habe mich auch nie groß verkopft mit Musiktheorie beim Schreiben. Ich habe einfach geschichtet: eine Spur über die nächste gelegt und geschaut, was entsteht.
Metal Aschaffenburg: Gab es während des Entstehungsprozesses auch konkrete Bands, die dich beeinflusst haben?
Celestielle: Ich habe damals extrem viele unterschiedliche Einflüsse aufgenommen.
Eine Band hat mich besonders inspiriert: „Lamp Of Murmuur“.
Insgesamt aber immer weniger musikalisch, sondern vom Ansatz her: dieser intuitive Zugang, einfach drauflos zu machen und zu schauen, was aus einem heraus entsteht. Dieses „Out-of-body“-Gefühl beim Schreiben.
Kompositorisch gab es aber auch schonmal ganz konkrete Inspirationen – etwa, etwas von Necrophobic in „Beyond The Cursed“.
Und dann gab es Einflüsse aus ganz anderen Genres – z. B. Ic3peak.
Ästhetisch ist das für mich total Black Metal, auch wenn die Musik es an sich nicht ist. Diese Aggression, diese klare Haltung – das hat mich sehr inspiriert.
Ganz konkret auch Bellwitch als starke Inspiration z.B. für „Eye For An Eye“.
Metal Aschaffenburg: Da studierst du Musiktheorie – und schreibst trotzdem so intuitiv.
Celestielle: Ja, Theorie und Schreiben sind bei mir komplett getrennt.
Ich hatte nie Spaß daran, Songs anhand von Tonarten oder festen Mustern zu bauen. Der Spaß hat erst angefangen, als ich gesagt habe:
„Ich habe jetzt dieses Gefühl – und jetzt spiele ich einfach dazu.“
Metal Aschaffenburg: Wenn so viel Gefühl in der Musik steckt – wie anstrengend ist es dann eigentlich, diese Songs immer wieder zu spielen und zu durchleben? Ich kann mir vorstellen, dass man beim Schreiben emotional unglaublich tief drin ist und das beim Performen wieder alles hochkommt.
Celestielle: Ja und nein. Ich habe das Gefühl, dass ich davon inzwischen relativ abgekapselt bin. Manchmal kann ich selbst kaum fassen, dass ich diese Musik geschrieben habe. Wenn ich die Songs mit genug Abstand anhöre, denke ich oft: Wie ist das eigentlich entstanden?
Thematisch sind es natürlich sensible Inhalte. Es steckt viel Wut drin, viel Verarbeitung – das war so nicht geplant, sondern hat sich im Laufe der Zeit ganz organisch entwickelt. Um mich herum sind viele Dinge passiert, die mich stark beschäftigt haben – gerade rund um Feminismus, Ungerechtigkeit und persönliche Erfahrungen. Da hat sich einfach ein Bedürfnis entwickelt, diese Themen in der EP zu verarbeiten.
In meiner Bachelorarbeit bin ich dann sogar auf einen Begriff gestoßen, der ziemlich genau beschreibt, was ich da eigentlich mache: Vigilant Feminism – also gewalttätige Fantasien oder extreme Bilder (wie z.B. Gewaltfantasien an Frauen von Cannibal Corpse), die bewusst umgedreht werden, um weibliche Wut sichtbar zu machen. Für mich war das spannend, weil es plötzlich theoretisch greifbar gemacht hat, was intuitiv längst passiert war.
Metal Aschaffenburg: Steckt viel Persönliches in den Texten?
Celestielle: Ja – aber es ist beides: sehr persönlich und gleichzeitig sehr allgemein.
Es sind reale Erfahrungen verarbeitet, die mir selbst oder Menschen aus meinem Umfeld passiert sind, aber auch gesellschaftliche Strukturen – Patriarchat, Machtmissbrauch, Ohnmacht.
Meine Musik ist auch mein Weg, diese Wut rauszulassen.
Metal Aschaffenburg: Wo kommt diese Wut her?
Celestielle: Die Wut kommt von ganz konkreten Personen, die damals sehr viel Schaden angerichtet haben – im direkten Umfeld von Freundinnen und Bekannten.
Ich habe gemerkt, wie viele Menschen davon betroffen waren. Gleichzeitig habe ich diese Ohnmacht gespürt: dass das System sie im Stich lässt, dass man kaum etwas ausrichten kann.
Ich war einfach unfassbar sauer – auf diese Personen, aber auch auf das gesamte System, das Betroffene allein lässt.
Ich brauchte eine Möglichkeit, diese Wut rauszulassen, etwas auszusprechen, auch wenn es nur symbolisch ist.
Natürlich habe ich keine echten Gewaltfantasien – aber in der Kunst darf man Dinge verdichten, zuspitzen und in Figuren verpacken. So entsteht eine fiktive Gerechtigkeit, wo reale fehlt.
Metal Aschaffenburg: Ich hatte beim Hören tatsächlich das Gefühl, es sei ein Beziehungsalbum – über toxische Verbindungen und am Ende dieser Befreiungsschlag: Rotting Flesh! Bleib, wo du bist: Ich gehe weiter!
Celestielle: Das passt total gut als Lesart.
Auch zwischenmenschliche Beziehungen spiegeln ja gesellschaftliche Machtverhältnisse.
Mir ist wichtig, dass Menschen die Musik so lesen können, wie sie sie gerade brauchen.
Metal Aschaffenburg: Ein wunderschöner Abschluss. Danke für deine Musik und vielen Dank für deine Zeit!
Celestielle spielen am 19.12. ihre erste Show.
Vorher gibt es am 12.12. eine kleine Release-Party-Listening Session im Urban Art.