Die Happy
Verfasst am 02. Januar 2020 von Michael Klein (Kategorie: Interviews, Regionale Bands) — 3.187 viewsBeinahe jedes Jahr gastieren Die Happy zur Weihnachtszeit in unserem „colos-saalen“ Wohnzimmer. Mit so einer Historie im Rücken und einem neuen Album vor der Brust, wurde es mal wieder Zeit für ein kleines Gespräch mit der Band.
Als Unterstützung haben wir uns hierfür Die-Happy-Expertin und Mad-Sanity-Sängerin Sabrina mit ins Boot geholt.
Wir unterhielten uns mit Marta und Thorsten, beide supersympathisch und unglaublich entspannt…
Metal-Aschaffenburg (Tim): Hallo! Erstmal vielen Dank, dass ihr euch die Zeit für uns nehmt! Mein erster Berührungspunkt mit Die Happy war ein Konzert im Oktober 1997. Dort habt ihr im Vorprogramm von Subway To Sally gespielt, könnt ihr euch daran noch erinnern?
Thorsten: Ja! Wow! 1997 – damals hatten wir ja noch nicht mal einen Deal!
Mit denen waren wir früher super viel unterwegs. Wir haben die Sallys gerade erst wieder auf dem Deichbrand getroffen – da haben sie nach uns gespielt. Es war schön, die Band nach so langer Zeit mal wieder zu treffen!
Tim: Sabrina, die heute mit mir hier ist, steht mit ihrer Band Mad Sanity noch ganz am Anfang. Etwa an dem Punkt, an dem ihr 1997 auch standet.
Marta: Seit wann gibt es euch denn?
Sabrina: Seit 2013.
Thorsten: Und was macht ihr für eine Art Musik?
Sabrina: Irgendwo zwischen Hard Rock mit Blues-Einflüssen und Prog Metal. Ich kann das gar nicht so genau einordnen.
Tim: Könntet ihr euch denn vorstellen, in der heutigen Zeit noch mal neu zu starten?
(beide nicken sofort)
Marta: Wenn ich heute 22 Jahre jünger wäre, auf jeden Fall! Wir hatten damals keine Familie, keine Kinder und konnten jede Zeit, die wir hatten, in die Musik investieren. Heute würde das nicht mehr so einfach gehen, aber wenn damals jemand kam und sagte, komm, wir fahren nach Dänemark, wir schließen uns vier Wochen in einem Haus ein und schreiben Musik, dann war das kein Problem. Man hatte einfach Zeit!
Sabrina: Die beruflichen Verpflichtungen/der Mangel an Zeit ist das, was kleinen Bands heute oft im Weg steht. War für euch von Anfang an klar, dass ihr hauptberuflich Musik machen wollt?
Marta: Das war klar! Bei unserem alten Schlagzeuger war es nicht so klar. Er hatte Bedenken, dass Musik eine brotlose Kunst ist. Der wollte eher studieren. Aber uns beiden war das völlig klar. Jobs haben wir sechs Jahre lang nur nebenher gemacht.
Thorsten: Jobs, in denen man flexibel ist. Alles, was man gut nebenbei machen kann. Ich habe Arzneimittel ausgefahren und viel als Stagehand gearbeitet, Marta als Catering-Hilfe. Es hat sich aber alles der Musik untergeordnet.
Tim: Sollte man jungen Bands dann tatsächlich raten, sich vollkommen auf die Musik zu konzentrieren?
Marta: Ja, eigentlich schon. Wenn du Bankfachmann werden willst, dann gehst du ja auch auf die entsprechende Schule und lernst nebenbei nichts anderes. Du machst alles, um deinen zukünftigen Traumjob möglichst gut ausüben zu können – bei Musik ist das das gleiche! Wenn du etwas gut machen willst, dann kannst du es nicht nur halb machen.
Tim: Hattet ihr denn einen Plan B in der Tasche?
Marta: Ich habe darüber gar nicht nachdenken wollen. Denn wenn du irgendetwas machst und Angst dabei hast, dass es nicht klappen könnte…
Einmal war es aber fast soweit. Da hatten wir einen Vertrag vorliegen und es klappte letzten Endes doch nicht. Das war für mich ein kleiner Weltuntergang. Unser Bassist ist damals dann auch gegangen. Das war für ihn das Zeichen aufzuhören und ich hatte damals überlegt, nach Köln zu ziehen und VJ bei Viva zu werden. (lacht)
Aber man muss wissen, was man will- und wir wollten das! Wir haben damals sechs- bis siebenmal pro Woche geprobt, waren ständig im Proberaum. Unsere Herzen haben nur für die Musik geschlagen. Und wir hatten echt Schulden… (alle lachen)
Thorsten: Für die erste Platte waren wir im Zeitraum von vier Monaten immer wieder im Studio, und ich hatte trotz Deal nicht mal mehr Geld, um mir Kippen zu kaufen!
Marta: Wir haben damals gesagt: Wir machen das so lange, bis an uns kein Weg mehr vorbei führt! Es hat zwar sechs Jahre gedauert – aber es hat geklappt!
Thorsten: Und wir haben immer noch Bock auf unser „Baby“. Wir wollen nicht mehr in die Arenen. Das wollten wir früher mal. (lacht)
Marta: Wenn das jetzt kommen würde, wäre es aber auch nicht schlecht. (lacht)
Thorsten: Wir sind sehr zufrieden mit dem Status Quo. Wir spielen heute hier zum 13. Mal und es kommen immer noch über 500 Leute. Das muss man wirklich zu schätzen wissen. Was man erreicht und immer noch erreichen kann. Damit sind wir mehr als happy und dankbar.
Sabrina: Und man sieht euch live an, dass ihr da immer noch Bock drauf habt!
Marta: Das ist auch das Schönste daran! Seit ich wieder in Prag wohne, wünsche ich mir zwar einen Beamer, um mich von dort zum Soundcheck und hin und her beamen zu können.
Wenn wir Hallen ausverkaufen würden, dann hätten wir bestimmt einen Nightliner mehr, in dem wir unsere Familien mitnehmen würden. Das wäre lustig. So eine Art Kelly Family. (alle lachen)
Sabrina: Spielt ihr denn lieber kleine Clubshows oder größere Shows wie beim vergangenen Wacken?
Marta: Am coolsten ist es, wenn das Publikum mit dir funktioniert. Du kannst vor 50.000 Leuten stehen – aber wenn die keinen Bock auf dich haben, kann das Konzert viel beschissener sein als wenn du vor 50 Leuten im Club stehst, die Leute aber voll mitgehen.
Thorsten: Wenn man in einem Club spielt, in dem die Leute nur wegen dir da sind, ist oft von Anfang an schon eine ganz andere Energie da. Auf einem Festival hast du die Chance Leute von dir zu überzeugen. Beides hat seinen Reiz. Als wir in Wacken ankamen, war gerade Breakdown wegen Sturmwarnung. Kurz nach 16:00 Uhr durften wir dann aufs Gelände. Unser Slot war aber schon um 16:30 Uhr. Wir haben also ausgeladen, den Line-Check gemacht und direkt losgelegt. Das war superstressig – und man hat gar nicht so richtig wahrgenommen, dass da 12.000 Leute im Zelt standen, die es voll abgefeiert haben. Ich hätte nicht gedacht, dass wir in Wacken so herzlich empfangen werden. Da waren einige Leute, die sich richtig auf uns gefreut haben.
Tim: Ihr spielt heute mit clouds. Habt ihr denn selbst Einfluss auf eure Vorbands?
Thorsten: Ja, wir entscheiden das selbst.
Marta: Wir haben keinen Bock auf eine Band, die uns nicht gefällt.
Tim: Gab es in eurer Anfangszeit schon Pay-to-play-Angebote?
Thorsten: Ja, das gab es damals auch schon. Ein paar Jahre haben wir das selbst auch so gemacht. Das waren dann so 150,- € Kosten wegen der laufenden Kosten für Technik, Catering und so. Da haben wir inzwischen aber Abstand von genommen. Wir nehmen inzwischen Bands mit auf Tour, auf die wir Bock haben. Wir wollen die unterstützen, wir wollen, dass die gehört werden. Das ist unsere Art der Nachwuchsförderung.
Sabrina: Ihr habt jetzt auch einen zweiten Gitarristen mit dabei. Hat sich da soundtechnisch viel verändert für euch?
Thorsten: Wir hatten früher immer mal ein paar Tracks mitlaufen – mit Streichern oder Percussion. Die Maschine haben wir jetzt aber komplett weggeschmissen.
Und da ich habe früher im Studio immer viele Overdubs gemacht habe, waren da viele Harmonics dabei, die man nicht richtig auf die Bühne brachte.
Robbse ist jetzt der Computer-Ersatz und wir können mit der zweiten Gitarre die Songs auch besser präsentieren. Und menschlich ist es auch schön, jemand frisches mit in so einer Reisegruppe zu haben. Das macht Spaß!
Marta: Und ich habe jemanden mehr, der mit mir Blödsinn macht auf der Bühne. (lacht)
Tim: Aber auch weniger Platz für dich! (alle lachen)
Marta: Er hält sich schön im Hintergrund. (lacht)
Tim: Gebt uns doch zum Schluss noch einen kleinen Ausblick auf das neue Album!
Thorsten: Gerne. Es gibt ja schon zwei Singles zu hören. Die eine davon ist eine etwas radiotauglichere Power-Rock-Ballade, die andere der Titelsong „Guess What?“, der ziemlich nach vorne geht. Der Rest wird ebenfalls ziemlich rockig nach vorne gehen.
Wir haben uns gedacht, die Zeiten, in denen wir versuchen ins Radio zu kommen, sind vorbei; das Radio spielt uns eh nicht – und zack, stehen wir in zwei Playlisten und sind jetzt schon die fünfte oder sechste Woche in den Top 300 Airplay-Charts. (lacht)
Sabrina: Ja, „Love Suicide“ läuft echt gut! Ich als Non-Instrumentalistin bekomme den Songwriting-Prozess über die Jungs mit und gebe meinen Senf dazu. Hat sich denn das Songwriting bei euch in den letzten 26 Jahren verändert?
Thorsten: Auf jeden Fall! Früher haben wir einfach im Proberaum gejammt, etwas aufgenommen, angehört und dann weiterentwickelt. Das hat sich aber in den letzten Jahren schon verändert. Wobei die erste Nummer für das neue Album auch so entstanden ist. Direkt der Titeltrack. Das war ein Zeichen: Ja, wir können es noch!
Heute schreibt jeder seine Ideen. Marta hat ihre Art Demos zu machen. Nur gesanglich oder auch mal mit einer Basslinie oder Gitarren. Da entstehen oft tolle Sachen daraus.
Wir Jungs machen viel am Computer und nehmen die Sachen dann auf, um die Ideen die man hat, hörbarer zu machen.
Tim: Wir sind gespannt auf das Ergebnis! Vielen dank für das Interview!
(mk) + Sabrina (Mad Sanity)