Klamm – „Misanthropocene

Verfasst am 19. Mai 2021 von Michael Klein (Kategorie: CD-Rezensionen, Regionale Bands) — 1.808 views

Noch bevor der hässliche Virus viele zivilisatorischen Probleme so drastisch offen gelegt hat, hatten Klamm bereits die Thematik für „Misanthropocene“ festgesetzt. Die Band umreißt darin die Wechselwirkung aus Politik, Propaganda, (Finanz-) Wirtschaft und Militarismus und skizziert eine Dystopie, die auch aus der Feder von Orwell oder Huxley stammen könnte. Kein Wunder, dass die Stücke finsterer und bedrückender denn je klingen.
Wer jetzt wegen des anspruchsvollen konzeptionellen Überbaus eine intellektuelle, verkopfte und quer im Ohr liegende Scheibe erwartet, der irrt: „Misanthropocene“ klingt sogar zielstrebiger und straighter als zuletzt die „Ernte“ (2016) oder der „Wahnsee“ von 2012.
Der Sound der Band lebt nach wie vor von der großen Dynamik und hat (für meinen Geschmack) seine stärksten Momente, wenn das Tempo anzieht und die schwarzmetallischen Wurzeln der Band nach vorne treten, was angenehm oft der Fall ist.
Der Wechsel zur englischen Sprache ist ein cleverer Schachzug. Er beraubt die Band zwar eines markanten Zeichens und lässt die Musik dadurch ein Stück weit generischer und vergleichbarer wirken – gleichzeitig klingt der Gesang dadurch (insbesondere in deutschen Ohren) nicht mehr so pathetisch und fügt diesen besser in den Gesamteindruck ein.
Dazu passt, dass Sänger Wolfgang deutlich weniger Klargegesang verwendet und stattdessen deutlich mehr growlt und krächzt – was sehr gut zur Musik passt.
Diese ist wie bereits erwähnt etwas dunkler und böswilliger ausgefallen („Notre Flamme“ zieht seine Energie bisweilen sogar aus finsterem Death Metal) und lässt sich aktuell wohl am besten mit Bands wie Farsot, Agrypnie oder Secrets Of The Moon vergleichen, während die naturromantischen Melo/Folk-Black-Metal-Roots nur noch in homöopathischen Dosen vorhanden sind.
Alles in Allem kann ich bezeugen, dass die (kleine) Kurskorrektur der Band gut getan hat und Klamm mit „Misanthropocene“ ihr bisher stimmigstes und bestes Album abgeliefert haben! (mk) 


Bewertung: 12/15 Punkte
Genre: Atmospheric Black Metal
Herkunft: Deutschland
Label: disharmonia records
Veröffentlichungsdatum: 01.06.2021
Homepage: www.Facebook.com/KlammBand

Tracklist

  1. Memento
  2. Sun Invocation
  3. Notre Flamme
  4. Europe
  5. Anthropocene
  6. Smokescreen
  7. Tragictory
  8. Death Worship
  9. Dawn


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