Precipitation

Verfasst am 01. März 2017 von Michael Klein (Kategorie: Band Of The Month, Interviews, Regionale Bands) — 2.594 views

Die Release-Show von „The Power Of..“ liegt nun schon eine Weile zurück. Nicht nur deswegen war ein ausführliches Interview mit Precipitation längst überfällig
Wir trafen die Band deshalb zum bierseligen Plausch im Dead End…

Metal-Aschaffenburg: Stichwort „Release-Show“: Seid ihr im Nachhinein zufrieden mit eurem Abend?

Till: Wir haben es geschafft alle Bands gut zu bezahlen und sind am Ende auf null rausgekommen. Also ich war zufrieden!

Daniel: Auch vom Nichtfinanziellen!

Till: Klar! Die Leute, die da waren, waren alle cool. Es könnten natürlich immer ein paar mehr Besucher sein. Aber es war schon cool!

Alex: Es waren aber richtig viele Freunde und Bekannte da! Wie ein Familienfest.

Felix: Und Leute, die wir nicht immer sehen. Das hat es alles noch besser gemacht an diesem Abend. Obwohl der Raum groß ist, hat er nie leer gewirkt. Das hat viel ausgemacht. So hat es uns wirklich Spaß gemacht. Die Kirsche obendrauf: Dass alle Bands, die wir eingeladen hatten, auch da waren und diese genauso viel Spaß hatten wie wir.

precipitation2Auch für uns war der Abend letztes Jahr ein Regio-Highlight! Was ich bemerkenswert fand: Vor allem vor der Bühne war es immer voll, was für Aschaffenburg ungewöhnlich ist.
Inzwischen gibt es auch einige Reviews zu „The Power Of..“ zu lesen. Welchen Eindruck habt ihr; wie kommt die Scheibe an?

Till: Ach, auch wenn wir nicht immer die vollen Punktzahlen bekommen haben: Alles in Allem war es ziemlich gut. Ein, zwei Leute, denen es nicht gefällt sind immer dabei. Aber gut, Musik ist Geschmackssache.

Wirklich negative Kritiken habe ich gar keine gefunden. Wenn es Kritik gab, dann meistens nur, weil den Rezensenten ein roter Faden fehlt.

Till: Ja, manchen Leuten fehlt ein einheitlicher Stil.

Daniel: Da können wir nur sagen: Das machen wir mit voller Absicht! Und ich glaube, dass das mit der Zeit noch schlimmer wird.

Ich könnte mir vorstellen, dass es auch daran liegt, dass die einzelnen Stücke erst über einen längeren Zeitraum den Weg aufs Album gefunden haben…

Till: Klar, die ersten Tracks habe ich mit Daniel geschrieben, da gab es Precipitation noch nicht einmal. Der älteste Track ist von 2012. 2016 haben wir das Album rausgebracht.

Daniel: Für das zweite Album werden wir hoffentlich nicht ganz so lange brauchen.

Alex: Unser Problem: Wir hängen uns oft an Kleinigkeiten auf. Zum Beispiel wie damals mit dem Bandnamen. Wusstest du, dass wir Anfangs Red Bath hießen?

Red Bath?

Daniel: (zeigt auf Alex) Wir zwei heißen Roth/Root und die beiden (zeigt auf Till und Felix) Bade.

(allgemeines Lachen)

Alex: Die Songs für das Album waren ja alle schon fertig. Aber das Cover…!

Till: Das hat lange gedauert. Über ein halbes Jahr. Und dann haben wir uns noch zweimal umentschieden, nachdem es schon gestanden hat.

Daniel: Wir sind nicht wirklich Multitaskingfähig. Wir arbeiten die Dinge immer nacheinander ab.

Alex: Das Album war ja schon fertig aufgenommen, hatte aber noch kein Cover. (lacht)

Till: Rico hatte spontan dieses Shirtdesign gemacht. Es kam wirklich aus dem Nichts, wir wussten nicht einmal, dass er an so etwas arbeitet – da fragte ich ihn, ob er so etwas auch als Albumcover weiter ausführen kann.

Cover-62Also liege ich nicht falsch, wenn ich im Artwork Dinge erkenne, die in den Texten der Songs vorkommen…

Till: Also „Cosmic“ auf jeden Fall.

Alex: Das Artwork ist im Grunde schon recht frei und unabhängig von den Texten entstanden. Und das, obwohl Rico immer sagte, dass er Artworks eigentlich nie fertig macht, weil er irgendwann keinen Bock mehr drauf hat. (lacht)

Till: (grinst) Wir haben Rico aber auch ganz schon getrietzt. Er hat gesagt, dass er es nicht noch mal macht! (alle lachen)

Felix: Ich denke, dass er auf das Resultat – also die fertigen Shirts und das Album – aber schon stolz war. Vielleicht können wir ihn ja noch mal überreden.

Till: Wenn ich mich richtig erinnere, dann war die Idee für das Shirt-Motiv der Song „Chaos Machine“. Unser Logo, das der Astronaut in der Hand hält, stellt diese Chaosmaschine dar, die Welten entstehen lässt. Das passt auch in Bezug auf das ganze Album. So wie wir den Begriff Precipitation auslegen, entspricht es ja ziemlich genau dem, was dort verbildlicht wird.

Dazu auch das Zitat im Booklet?
„I want you to feel, joyously accept, and with all your being know that the power of precipitation is no myth. It is real. Those who enter into this feeling deep enough will have the precipitation of anything they want.“

Till: Diese Textstelle ist aus einem esoterischen Buch, durch das ich auf den Bandnamen gekommen bin. Ich finde das Zitat sehr passend zum Konzept. Es gibt ja verdammt viele Interpretationen zum Wort Precipitation.

In einem älteren Interview habt ihr beschrieben:
„Bei Precipitation geht es uns darum, unsere Gedanken und Ideen real werden zu lassen.

Daniel: Materialisierung von Gedanken. Im Endeffekt stellt das Album ja genau das dar, was wir bis zum bisherigen Stand aus unseren Gedanken gemacht haben. Jede Band könnte sich quasi Precipitation nennen. (lacht)

Felix: Precipitation steht auch für Vorstellungskraft. Man hat ein Bild oder eine Melodie im Kopf und lässt sie wahr werden.

precipitation_rosterWoher kommen die Ideen bei euch? Manche Musiker sagen ja, dass die Ideen in einem selbst entstehen, andere sagen, die Ideen kommen von außen.

Daniel: Hmm. Nominalistisch oder realistisch. Also ich glaube, wir sind beides.

Till: Also bei mir ist das so, dass ich mir nicht irgend eine Melodie denke und die genau so spiele. Ich setze mich hin, mach mich warm, spiele ein paar Riffs und irgendwann kommt dann eine Idee. Und die verfolge ich dann weiter. Wenn wir – also Daniel und ich – dann ein paar Riffs haben, dann setzen wir uns in der Probe hin, zeigen es den anderen, dann spielt der Alex mit, der Felix feilt daran rum. So entsteht dann eine Songstruktur.

Wie oft werft ihr Riffs weg?

Daniel: Selten. Wenn sie so weit sind, dass sie den anderen vorgestellt werden, da muss schon ein großes Veto kommen.

Till: Hinten angestellt vielleicht.

Alex: Wenn Felix nein sagt, dann nein!

Till: Wir haben schon mehr Riffs, als dass wir Songs geschrieben haben. Wir hatten auch Riffs, die wollten wir uns vormerken, die haben wir vergessen. Aber vergessen ist was ganz anderes als wegwerfen.

Daniel: Aber das ist vielleicht ja der Beweis, dass diese Riffs doch scheiße waren.

Ihr scheut aber auch nicht davor, eure Songs zu ändern, wenn notwendig, oder?

Till: Ja, etliche Dinge spielen wir live anders oder nicht mehr, als dies auf Platte der Fall ist.

Daniel: Wenn wir einen cooleren Einfall für eine bestimmte Stelle haben, dann wären wir ja blöd zu sagen, der Song ist aber fertig und darf nicht mehr verändert werden.

Alex: Es gab von „Hideout“ eine Ur-Version, die klang total nach den Queens Of The Stone Age.

Felix: Da hat Alex noch nicht geschrieen, nur gesungen.

Alex: Und da konnte ich das noch weniger als heute! (lacht)

Auffällig ist es ja bei den drei Stücken vom Demo, die ihr für das Album nicht nur neu eingespielt, sondern stellenweise auch umarrangiert habt, oder?

Till: Stimmt, ein/zwei Dinge sind schon anders. Der Hauptunterschied kommt hier aber für mich vom Sound. Die Songs sind anders abgemischt, es sind im Mastering andere Effekte im Detail draufgelegt.

Daniel: Der Clean-Part in „Unavoidable“ hat die Spannung rausgenommen. Obwohl wir den immer noch cool finden. Wir lassen ihr nur weg, weil er nicht mehr passt, nicht weil er uns nicht mehr gefällt. Jetzt brettert der Song direkt los.

Till: Beim Intro von „Philosophers Stoned“ lassen wir inzwischen auch einen Part weg, damit das Live-Set flüssiger wird. Aus dem gleichen Grund bekommt „Dazzled“ live z. B. ein Extra-Intro.

Alex: Es reißt den Zuschauer ja auch aus dem Flow, wenn er vor jedem Song eine Ansage bekommt.

Till: Genau. Ich finde es cool, wenn die Songs einen flüssigen Übergang besitzen und die Leute gar nicht wissen, wann sie klatschen können. Genau wie sie nicht wissen, wie sie headbangen sollen. Und wenn die Leute dann nicht merken, dass es zwei Songs hintereinander waren, dann ist das doch auch wieder ein Zeichen, dass da doch ein musikalischer Faden vorhanden ist – auch wenn den andere nicht erkennen.

Warum sind hinter „The Power Of..“ eigentlich nur zwei Punkte?

(allgemeines lachen)

Till: Das ist eine von den Sachen, die auf meinem Mist gewachsen sind. Vieles an dem Album war Überzeugungsarbeit. Wie damals beim Bandnamen – da musste ich auch erst alle überzeugen, dass der gut ist! (lacht)
Das gleiche beim Albumtitel. Und da waren mir drei Punkte einfach zu lang. (lacht)
Es sah für mich so besser aus.

Meine Interpretation wäre gewesen, dass die Punkte eine „Ladeanzeige“ sind und die „Power Of..“ noch nicht fertig geladen ist. Sprich, dass noch etwas folgt.
Zum Beispiel fehlt euch ein Video…

(alle lachen)

Daniel: Morgen ist Videodreh!

Na perfekt!

Till: Eigentlich war angedacht ein Video schon zum Album-Release rauszubringen. Aber wie das so bei uns ist, hat sich das alles rausgeschoben. Jetzt ist es aber an der Zeit!

(Das Video ist inzwischen fertig unk kann HIER bestaunt werden. Anm. d. Verf.)

Wie viele Gedanken macht ihr euch über eure Live-Präsenz?

Till: Also alles was an Bewegung auf der Bühne passiert, ist komplett spontan. Über Performance auf der Bühne machen wir uns gar keine Gedanken. Da ist nichts abgesprochen.
Nur der Daniel muss halt noch lernen sich zu bewegen. (lacht)

Alex: Das liegt halt auch an seiner Sehkraft. (lacht)

Daniel (lacht mit): Ich bin blind auf der Bühne und in Trance. Aber das Wichtigste ist, dass man zeigt, dass man Spaß hat. Da muss man nicht zwingend noch herumlaufen. Gerade im Metal gibt es schon genug Poser.

Till: Ich denke, man sieht es schon, wenn wir Spaß auf der Bühne haben. Da gibt es keine durchdachte Choreografie, in der jeder angespannt überlegt, den richtigen Schritt zu machen. Ich bewege mich jedes Mal anders.

Fest eingeplant war beim Release hingegen die Beamer-Show.

Till: Wir sind ja nicht die erste Band, die so etwas macht. Ich fand die Idee aber geil. Die Rückmeldungen waren aber gleichmäßig gut wie schlecht.
Manche Leute fühlten sich von den Projektionen – es waren ja alte Horrorfilme – eher abgelenkt.

Alex: Wir haben dafür extra recherchiert, welche Filme in Deutschland keine Rechte mehr haben!

Danke fürs Interview Jungs!

(mk)

www.Precipitation.de

Hinterlasse eine Antwort

*