Neaera – „Forging The Eclipse“

Verfasst am 28. Oktober 2010 von A. Wissel (Kategorie: CD-Rezensionen) — 2.586 views

Alle Jahre wieder..

Neaera war eine altgriechische Prostituierte.
Neaera ist heutzutage eine bekannte deutsche Band aus Münster.
Die Gruppe schafft es nahezu jedes Jahr ein neues Album auf den Markt zu bringen.
Prostitution? Nein.
Man könnte sagen konstante Arbeitswut.

Im Jahre 2010 präsentieren uns die Death-Metaller mit Metalcore-Historie auf ihrem fünften Album „Forging The Eclipse“ einen Querschnitt aller bisherigen Veröffentlichungen, denn die Kritik am angeblich zu harten Vorgänger blieb nicht ganz ungehört.

Der Einstieg wird erst einmal durch ein episches Intro erleichtert, welches in dieser Art bei Kollegen, wie z.B. Heaven Shall Burn oder Caliban inflationär oft in Gebrauch ist, aber bei Neaera erstmalig Verwendung findet.
Das war es dann auch schon mit Ausruhen, denn die Schonungsphase wird mit dem Brecher „Heaven’s Descent“ für beendet erklärt.
Die drückende Gewalt und Aggressivität, die sich hier manifestiert, bleibt über das komplette Album allgegenwärtig.
Die Gruppe ist doch kein Emo-Weichspüler geworden, sondern setzt auf dieser Platte eher noch eine Schippe Black Metal mehr mit drauf.
Geboten wird uns immer noch eine Mischung aus schwedischem Death Metal und mitreissenden Grooves in bester Bolt-Thrower-Manier, aber durch die leichte Rückbesinnung auf die Wurzeln schimmern nun einige Melodielinien (z.B. bei „Rubikon“) mehr durch die Songs.
Die Arrangements sind gewohnt Spitzenklasse, aber man darf dieses Mal keine riesigen Stilbrüche oder Fortschritte erwarten.
Die größte Verbesserung haben die fünf Jungs an der Hörbarkeit des Dauerangriffs (mal vom sphärischen „Certitude“ abgesehen) durch einen längeren Zeitraum geschafft. Die Nummern bekommen über das Schlagzeug von unten heraus die nötige Abwechslung, was  die Stimmungen der einzelnen Mörder-Passagen passend zu untermalt.
Im Metal leider auch zu oft übersehen werden die Liedtexte, denn bei Neaera geht es nicht, wie im Death Metal üblich, um Verderben, Satan oder Gemetzel.
Es werden aktuelle sozialkritische Themen auf den Tisch gebracht, wie z.B. das Öl-Desaster im Golf von Mexiko oder die Missbrauchsfälle der katholischen Kirche. Benni Hilleke schafft es nicht nur solche Themen anzuschneiden, sondern auch mit einer fähigen Stimme durch die Lautsprecher zu bringen. Seine infernalen Screams und dämonischen Growls werden von Album zu Album bemerkenswerter und das stellt ein riesiges Plus für die Band und auch für die Platte dar.  Das Ende der Platte setzt mit dem epischen  „And To Posterity A Plague“ noch einen Höhepunkt, denn die Freude am Black Metal wird hier noch einmal ordentlich zelebriert.

Mein Lieblingsthema ist und bleibt die Produktion der Scheiben von Bands aus diesem Genre.
Dieses Mal schaffen es Neaera den Klang der Instrumente sehr monoton zu halten, was man auch schon von diversen anderen Scheiben kennt.
Durch die Gesangseinlagen kommt glücklicherweise doch noch etwas Farbe durch, aber einige der genialen Riffs und fetten Melodien bleiben in diesem Gewand doch eher auf der Strecke.
Auch lässt das die gesamte Platte leider auf Dauer ähnlich klingen und einige Songs nutzen sich sehr schnell ab.

Letztendlich bleibt zu sagen: Neaera bleiben Neaera und das ist auch gut so. Es ist vielleicht kein revolutionierendes Death-Metal-Referenzwerk geworden, aber ändert das etwas an der Qualität?
Geboten wird auf der Platte auf jeden Fall einiges, aber man muss sich eben darauf einlassen.
Der Fortschritt kommt dann im nächsten Jahr. (aw)


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Bewertung: 11/15 Punkte
Genre: Melodic Death Metal
Herkunft:
Deutschland
Label: Metal Blade Records
Veröffentlichungsdatum: 22.10.2010
Homepage:
www.Neaera.com

Tracklist

  1. The Forging
  2. Heaven’s Descent
  3. In Defiance
  4. Eight Thousand Sorrows Deep
  5. Arise Black Vengeance
  6. Rubikon
  7. Sirens Of Black
  8. Certitude
  9. Exaltation
  10. Tyranny Of Want
  11. The Prophecy
  12. And To Posterity A Plague


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