Parkway Drive – „Deep Blue“

Verfasst am 27. Juli 2010 von A. Wissel (Kategorie: CD-Rezensionen) — 6.346 views

Mächtiger als der Rest!

Jeder, der sich ein kleines Bisschen mit den neueren Bands im Metal-Bereich beschäftigt, stößt irgendwann über den Namen Parkway Drive.
Die Australier, die sich laut eigenen Aussagen eher der Hardcore-Szene zugeordnet sehen, sind musikalisch mit dem Begriff Metalcore zu beschreiben.
Im Jahr 2003 hatte sich Gruppe zusammengefunden und hat bis heute erst drei Alben veröffentlicht.
Der Output von Bands dieser Stilrichtung ist eigentlich unangenehm hoch und somit kann man bei dieser Zeitspanne auf einen gewissen Grad an Qualität hoffen.
Glücklicherweise enttäuschen die Jungs auch dieses Mal nicht und hauen mit „Deep Blue“ eine süchtig machende Scheibe raus!

Die Platte ist als Konzeptalbum anzusehen, denn das Artwork und die Musik im besonderen Hinblick auf die Texte sollen als großes Ganzes wirken.
So wird in den Texten die Geschichte eines Mannes erzählt, dessen Leben sich als eine Lüge herausstellt und er nun nach der Wahrheit sucht.
Dabei reist er bis zum Boden des Ozeans und wieder zurück.
Vielleicht ist es nicht das innovativste Konzept, aber es lässt sich durchaus erkennen und die nicht gerade eingängigen Songs lassen sich am Besten am Stück anhören. Der gestiegene Härtegrad der Platte lässt zwar die melodische Seite der Band etwas in den Hintergrund treten, allerdings nicht zum Nachteil.
Die Riffs sind etwas melancholisch und düster gehalten, aber machen die Scheibe im Zusammenhang mit dem Konzept ziemlich stimmig.
So manche hervorgehobene Note erzeugt Gänsehaut während andere Passagen richtig aufs Gas treten und die Gitarrenläufe auch von gewissen schwedischen Death-Metal-Bands stammen könnten.
Schwermütig wie die See steigt das Album direkt mit „Samsara“ ein und äußerst majestätisch bereitet das Lied auf die folgenden 40 Minuten vor.
So holzen danach in „Unrest“ und „Sleepwalker“ die Breakdowns in gewohnter Manier aus dem Lautsprecher und Winston McCall schreit sich mit seinem mächtigen Organ die Seele aus dem Leib.
Das Feingespür für den richtigen Moment beweist die Band in sämtlichen Liedern, denn die Abstimmung zwischen den schnellen Abschnitten, melodischen Riffs und brutalsten Breakdowns passt immer und hört sich nie gezwungen oder undurchdacht an.
Gerade dieses Zusammenspiel sollten sich einige andere Bands genauer anschauen und davon lernen.
Ein weiterer Höhepunkt auf dem Album ist die Zusammenarbeit in „Home Is For The Heartless“ mit dem Bad-Religion-Sänger.
Der Song besitzt mit seinem Refrain eine kleine Punk-Note und findet sich noch Stunden später im Kopf wieder.
Leider sind nicht alle Lieder solche Ohrwürmer geworden und so bleibt erst nach mehreren Anläufen wirklich etwas im Ohr hängen.
Für die Ausdauer wird man auf jeden Fall belohnt, denn die Platte wächst mit jedem Anlauf und es gibt viel zu entdecken.
Mit dem heftigen „Set To Destroy“ endet das Album nach 13 Liedern im wahrsten Sinne des Wortes in einer schnellen Zerstörung.

Ein Argument für diese Scheibe und als böser Metaller ihr eine Chance zu geben, ist der Produzent. Normalerweise hätte Adam Dutkiewicz (Killswitch Engage) die Scheibe wie bereits die Vorgänger abgemischt. Dieser hatte allerdings dieses Mal keine Zeit, da zu viele Bands bei ihm Schlange stehen und sich den gleichen abgenutzen Sound verpasst bekommen wollen.
Wir bekommen nun einen etwas anderen Ansatz von Klang von Joe Barresi geboten, der auch schon für Tool arbeitete.
Das kann man nur als großartige Bereichung ansehen, denn damit hebt sich die Platte vom Fließband ab.
Der Sound ist äußerst klar und ziemlich direkt abgemischt, die Breakdowns kommen mit viel Druck durch die Boxen, aber auch die melodischen Passagen haben genug Freiraum zur Entfaltung.

Es lässt sich also beweisen, dass der Metalcore noch lange nicht tot und immer noch für positive Überraschungen zu haben ist. Mancher sollte seine Scheuklappen ablegen und der Band eine Chance geben.
Parkway Drive haben nun definitiv ein Album geschaffen, an der sich in der Zukunft alle anderen Szene-Bands messen müssen. Hut ab! (aw)


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Bewertung: 12/15 Punkte
Genre: Metalcore
Herkunft:
Australien
Label: Epitaph Records
Veröffentlichungsdatum: 25.06.2010
Homepage:
www.ParkwayDriveRock.com

Tracklist

  1. Samsara
  2. Unrest
  3. Sleepwalker
  4. Wreckage
  5. Deadweight
  6. Alone
  7. Pressures
  8. Deliver Me
  9. Karma
  10. Home Is For The Heartless
  11. Hollow
  12. Leviathan I
  13. Set To Destroy


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