Dagdrøm

Verfasst am 30. April 2025 von Michael Klein (Kategorie: Band Of The Month, Interviews, Regionale Bands) — 29 views

Dass Würzburg ein eindrucksvolles Pflaster für schwarz gefärbten Metal ist, belegen Bands wie Der Weg Einer Freiheit, A Secret Revealed oder Klamm.
Ab sofort sollte man dort zwingend den Namen Dagdrøm ergänzen, denn deren Debüt-Album „Schauder“ hat es in sich!

 

Metal Aschaffenburg: Hey! Zwischen eurer Debüt-EP „Dagdrøm“ von 2022 und eurem Debüt-Album „Schauder“ liegen etwa drei Jahre.
In der Zwischenzeit hat sich bei Dagdrøm eine ganz Menge verändert. Was waren die bedeutendsten Veränderungen?

Zur Zeit des Demo Releases war Dagdrøm nur ein kleines Spaß-Projekt von Max, Seb und Oli. Da es aber sehr viel Spaß war und die Resonanz auch sehr gut war, haben wir beschlossen uns Mitglieder für ein Live Line-Up zu suchen und so kamen wir zu Stefan und Marcel, welche beide für das Album auch Songs beigesteuert haben. Marcel musste aus familiären Gründen aufhören und wir haben seit kurzem Julian an der Gitarre und sind sehr zufrieden! Generell hat der Album Entstehungsprozess uns als Band nochmal bestärkt, da alle viel kreativen Input gegeben und viel Initiative gezeigt haben.

Eure EP erschien damals über Rising Nemesis Records. „Schauder“ bringt ihr selbst heraus. Warum die Entscheidung zum Self-Release?

Nasar von RNR hat sich auf die Fahne geschrieben, lokale Bands zu unterstützen und für diese Unterstützung sind wir ihm auch sehr dankbar. Trotzdem ist natürlich das Portfolio von RNR tendenziell nicht ganz kompatibel mit unserer Musik. Zusätzlich gibt natürlich ein Self-Release volle Kontrolle über alles, was sich im organisatorischen und auch kreativen Rahmen abspielt. Das wollten wir auf jeden Fall mal ausprobieren. Wir haben unglaublich viel bei dem Prozess dazu gelernt.

Eure Debüt-EP „Dagdrøm“ handelt vom Serienmörder Edmund Kemper. Welchem Konzept folgt denn „Schauder“?

Die Thematiken in „Schauder“ sind deutlich persönlicher. Es geht um Themen wie Realitätsverlust, das Verschwimmen von Traum und Realität, Panik/Angst, Liebe, Traumata, Mordfantasien und apokalyptischen Visionen. Im Mittelpunkt steht jedoch wie sich durch ein verzerrtes Verhältnis zu sich selbst psychische Abgründe auftun können.

Auch wenn euch ganz grob das Label „Black Metal“ anhaftet, führt das zu falschen Eindrücken. Euer Sound ist zwar dort verwurzelt, bedient sich aber mannigfaltiger Einflüsse. Setzt ihr euch selbst Grenzen beim Songwriting?

Wir haben uns noch nie bewusst kreative Grenzen gesetzt. Wir sind natürlich dem Black Metal nicht abgeneigt, jedoch sind die musikalischen Einflüsse unserer Mitglieder nicht unbedingt im Black Metal verwurzelt. Seb und Max waren beispielsweise auch Songwriter in einer Indie Band, was man durchaus in unseren Songstrukturen erkennen kann. Darüber hinaus verstecken wir nicht unsere Einflüsse aus dem Death Metal, Grindcore, Hardcore, Metalcore, Post Metal und heißen diese sogar in unseren Songs willkommen. Nur mit mehr Blastbeats.

Das Artwork zeigt (korrigiert mich gern) wie eine Menschenhand nach vom Schauder (in Form einer gruseligen Hand) ergriffen wird. Es bleibt aber Interpretationsspielraum, von wem die Initiative ergriffen wird. Ergreift der Mensch seinen Untergang oder zieht der Untergang den Menschen an sich?

Das lassen wir gerne Auslegungssache. Ein plötzlicher Moment der Furcht oder des Grauens kann durch vieles hervorgerufen werden, oft ist dieser auch einfach unerklärlich und in der eigenen Psyche vergraben.

Dazu passt, dass auch heute bei vielen Themen nicht mehr auszumachen ist, wo die ursächlichen Impulse für viele (beispielsweise psychischen) Probleme liegen, oder?

Genau richtig! Selbst wenn man die Ursachen für viele der eigenen Probleme kennt, heißt das nicht, dass man deswegen einfach damit leben kann. Wie bereits erwähnt sind Beziehungen ein großes Thema auf dem Album, darunter auch die Beziehung zu sich selbst. Viele psychischen Probleme sind auf eine makabre Art und Weise Instandhaltungs-Mechanismen die als Reaktion auf Erlebtes versuchen das Selbst zu schützen aber einfach zu stark ausgeprägt sind. Ein Schauder ist auch nur ein Schutzmechanismus vor Gefahr. Ob diese Reaktion gerechtfertigt ist, ist die andere Frage, den Schauder verspürt man trotzdem.

Was verbirgt sich denn in der „Purpurnen Stadt“?

Na ja, zunächst mal viele Flammen. Außerdem findet man seine persönliche Apokalypse, aber aus der Asche wächst auch schon so einiges Neues. Zwischenmenschlich existiert auch so einiges, ob positiv oder negativ ist nicht ganz klar.

Der Sound auf „Schauder“ ist brachial. Welchen Anteil daran trägt Nikita Kamprad (Der Weg einer Freiheit)?

Wir sind alle große Der Weg einer Freiheit Fans und daher war auch gleich allen klar, dass er die erste Person ist, die wir bzw. Mixing und Mastering anfragen. Super, dass es dann auch geklappt hat. Den brachialen Sound hatten wir auch schon in unserer Demo/Pre-Produktion im Kopf, Nikita hat den natürlich genau nach unserem Geschmack realisiert. Generell war die Zusammenarbeit sehr angenehm. Sogar beim Drum Recording hat er uns unter die Arme gegriffen und die Kommunikation war immer entspannt und konstruktiv. Die Gratwanderung zwischen traditionellem Black Metal Sound und den etwas moderneren Einflüssen ist ihm hervorragend gelungen.

Wie beurteilt ihr denn die aktuelle Metal-Szene in Würzburg?

Die Metal Szene, insbesondere die Black Metal Szene in Würzburg lebt. Tatsächlich ziemlich ungewöhnlich für so eine kleine Stadt. (Black-)Metal Konzerte sind fast immer ausverkauft und da wir mit sehr vielen lokalen Bands befreundet sind, fühlt es sich an wie eine stabile Community.

Wird man Dagdrøm denn demnächst irgendwo live sehen können?

Natürlich haben wir zum Release eine Show in der Heimat geplant. Am 10.5.25 sind wir im B-Hof, zusammen mit Scyon und Vorga und feiern die Veröffentlichung. Danach dann sind wir am 31.5. im AK44 in Gießen zu Gast. Weitere Termine folgen!

Vielen Dank für eure Zeit!

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