Delain | Vorband: Illumishade

Verfasst am 03. Februar 2024 von Michael Klein (Kategorie: Konzert-Rezensionen) — 212 views

01.02.2024 – Colos-Saal, Aschaffenburg

Nach gefeierten Studioalben (jüngst „Apocalypse & Chill“) und Live-Triumphzügen vor immer größer werdenden Fan-Scharen, folgte 2021 der große Bruch.
Gitarrist Timo Somers, Drummer Joey de Boer, Bassist Otto Schimmelpenninck steigen gemeinsam mit Sängerin und Sympathieträgerin Charlotte Wessels wegen Differenzen mit Bandgründer Martijn Westerholt aus der Band aus.
Nicht wenige haben Delain zu diesem Zeitpunkt bereits komplett abgeschrieben.
Doch 2023 folgt dann der Reset. Westerholt hat Gitarrist Ronald Landa und Schlagzeuger Sander Zoer (beide waren bereits zu Delains Debüt-Zeiten involviert) reaktiviert, mit Ludovico Cioffi einen neuen Bassisten verpflichtet, Diana Leah als neue Sängerin vorgestellt und mit „Dark Waters“ ein neues Album veröffentlicht.

Ich scheine dementsprechend nicht der einzige zu sein, den interessiert, welches Bild Delain Anno 2024 abgeben – und wie weit die neue Besetzung die großen Fußstapfen ausfüllen kann. Denn der Colos-Saal ist fast ausverkauft und das Publikum äußerst vorfreudig gelaunt.
Das spielt Illumishade in die Karten. Die SchweizerInnen haben die Ehre, die Fans anzuheizen, was mit dem modern geprägten Symphonic Prog beachtlich gut gelingt.
Die Band um die beiden Eluveitie-Bandmitglieder Fabienne Erni (Gesang) und Jonas Wolf (Gitarre) stellen auf ihrer Debüt-Tournee ihr bald erscheinendes zweites Album „Another Side Of You“ vor und punkten mit viel Spielwitz, Spielfreude und einer so abgezockt-lockeren wie professionellen Performance! Klasse auch, dass Delain ihrer Vorband fast 50 Minuten Spielzeit spendiert haben!

Dann entern Delain die Bühne. Was die Band vor einigen Jahren live ausgezeichnet hatte, war die immense Spielfreude und der überaus druckvolle, heftige Live-Sound, der selbst manche Skeptiker beeindruckte.
Nach dem ersten Ton des Openers „The Cold“ ist schon mal klar, dass der Sound heute bombenstark ist und die Band enorm spielfreudig auftritt. Ludovico Cioffi ist als dauer-bangendes Bass-Monster ein irrer Aktivposten und auch Ronald Landa legt einige Kilometer auf der Bühne zurück. Mit außerordentlich sympathischer Art machen sie ihre Vorgänger zwar nicht vergessen – aber der Trennungsschmerz ist schnell verflogen. Einzig Neu-Sängerin Diana Leah fehlen noch einige Klassen, um von einer wirklich guten Sängerin (tolle Leistung!) zu einer mitreißenden Bühnenpersönlichkeit (wie einst Charlotte) aufzusteigen. Hier hilft Paolo Ribaldini (Skiltron), der die Bühne für einige Stücke entert und Leah im Duett mitreißt.

An der Setlist scheitert es auf jeden Fall nicht. Es reihen sich Hit an Hit: „Suckerpunch“, „The Gathering“, „Mother Machine“, das Stakkato-Riff getriebene „Moth To A Flame“ oder das derbe „Burning Bridges“ – es dürfte kaum ein Wunsch offen geblieben sein.
Nach dem Abschluss mit dem gefeierten „We Are The Others“ sind sich alle einig: Wer Delain bereits abgeschrieben hat, hat vorschnell gehandelt. In dieser Form ist mit der Truppe ganz klar weiter zu rechnen!

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