Rock Hard Festival 2017
Verfasst am 13. Juni 2017 von Michael Klein (Kategorie: Festival-Rezensionen) — 51.873 views02.06.-04.06.2017 – Amphitheater, Gelsenkirchen
Nach den Temperaturkapriolen des letzten Jahres gab es 2017 vor allem eines: allerfeinstes Festivalwetter!
Und auch die Terrorwarnung auf dem zeitgleich stattfindenden Rock Am Ring konnte nichts daran ändern, dass das Rock Hard das von allen Seiten wohl entspannteste Festival ist und bleibt.
Selbst die aus der Warnung resultierenden langen Schlangen vor der verstärkten Taschenkontrolle am Einlass nahmen die Besucher mit Lässigkeit und Humor. So galt für alle: Hinein ins Vergnügen… (mk)
Freitag, 02.06.2017
Dust Bolt
Dust Bolt hatten die undankbare Aufgabe, das Festival zu eröffnen – taten dies aber, als würden sie headlinen! Sie waren weise gewählt, weil sie für jede Stimmung was im Gepäck hatten. Für jede Gemütslage gab es Songs in entsprechender Geschwindigkeit. Ob man schon wach war oder noch nicht, ob in Festivallaune oder noch nicht. Es stellte sich schnell heraus, dass der Pulk nicht nur aus Metalhungrigen besteht, die sich einfach nach Krach verzehren und endlich ihr Birne schwingen wollen, sondern auch aus etlichen Fans. So musste Frontmann Lenny alsbald keine Anweisungen mehr für Circlepits geben, sondern diese wurden selbstständig gestartet. Größte Freude für die Meute war, als Gitarrist Flo die Bühne verließ, um als Auge des Pits zu fungieren. Begeistert und begeisternd. Aus der Menge hörte man ein: „Die waren gut.“, „Ja, haben schön Krach gemacht.“. (lkb)
Robert Pehrssons Humbucker
Mit Herrn Robert Pehrsson gleich mal das Gegenprogramm zum Opener gestartet. Da ist man mal froh, dass dieser Jemand seinem Namen nicht alle Ehre macht und nur Humbug… äh… Humbuck macht, sondern seinen Vorschusslorbeeren gerecht wird. Eine illustre Mischung aus wunderbar flockigen Melodien, gekonntem Gitarrenspiel und einem Schuss worauf der Schwede Lust hat. Wunderbar passend zum angenehm warmen Wetter mit einer Prise Wind. Diese Art von Musik sollte immer im Radio laufen. Laut! Ein Hüften- und Stimmbandlockerer, bei dem man trotz Unkenntnis der Band die Refrains direkt begeistert mitträllern muss. (lkb)
Mantar
Mit Mantar betritt im Anschluss eine Rarität im Metal die Bühne: Ein Duo! Dieses klingt dann sogar noch so fett wie eine ganze Band, was unter Umständen am gleichzeitigen Anspielen eines Bass- und Gitarrenamps liegen könnte, aber auch am charismatischen Auftreten der beiden Protagonisten. Auch die Fans vor der Bühne gaben ordentlich Gas und die zahlreichen zuvor erblickten Mantar-Shirt-Träger zeigten, dass sie nicht nur Fan-Hipster sind, sondern auch dick Stimmung machen können. So drang der saftige Black ’n‘ Roll, wie ich die Musik bezeichnen würde, durch das Amphitheater und konnte vermutlich so einige neue Fans dazu gewinnen. (mat)
The Dead Daisies
Wenn John Corabi (Ex-Mötley Crüe), Doug Aldritch (Ex-Whitesnake), Brian Tichy (u. A. Ex-Whitesnake und Ozzy), David Lowy und Marco Mendozy (Ex-Thin Lizzy) gemeinsam als The Dead Daisies die Bühne betreten, herrscht Allstar-Alarm in Gelsenkirchen! Doch auch ohne sich von diesem blenden zu lassen, muss man dem Quintett attestieren, seine Sache richtig, richtig gut zu machen. Im Nu herrscht gute Stimmung, die sich das ganze Set über hält. Well done! (mk)
Candlemass
Hört man nach der Show die Stimmen aus dem Publikum, so trifft man durchaus auf geteilte Meinungen. Die eine Hälfte ist begeistert vom „Nightfall“- und „Epicus Doomicus Metallicus“-Fokus der Show, die andere Hälfte ein Stück weit enttäuscht von der etwas distanziert wirkenden Show. Klar, Mats Levén ist kein Messiah Marcolin, der mit viel Ausstrahlung die Bühne einnimmt – aber am Mikrofon zieht er qualitativ seinen Vorgängern mit Leichtigkeit eine lange Nase. Der Schwede hat einfach eine brillante Stimme. Doch ausgerechnet das ist es wohl, was nicht jeder hören will. So bleiben die Doomster ein wenig gefangen zwischen Beifall und neutraler Hinnahme. (mk)
Blues Pills
Im Vorfeld fragten wir uns, ob die multinationale Combo der Blues Pills denn schon für solch einen Headliner Platz mit 1,5 Stunden Spielzeit auf einem Festival bereit sind. Kann die Band genügend abwechslungsreiches Material bieten? Kann sie ausreichend Leute vor die Bühne und ins Amphitheater bewegen?
Die Antworten konnte dann nur die harte Realität geben und diese sagte: nicht ganz.
Die Ränge und der Platz vor der Bühne waren nur locker gefüllt, was die Band jedoch nicht davon abhielt ihr Bestes zu geben. Das war wiederum auch die größte Überraschung. Noch vor wenigen Jahren spielten die Pillen noch im Nachmittagsprogramm auf dem Rock Hard Festival und wirkten dort als Newcomer noch äußerst verhalten und schüchtern. Heute jedoch offenbarten sie eine Souveränität, die eines Headliners mehr als würdig war. Dabei zog nicht nur Sängerin Elin Larsson wie immer die Blicke auf sich, sondern auch alle anderen Bandmitglieder durch ihre Spielfreude und Brillanz an ihren Instrumenten.
Insgesamt trägt sich für meine Ohren der hippiesque Blues Rock jedoch nicht über die gesamte Spielzeit. Darum bin ich besonders gespannt, wie sich die Blues Pills in wenigen Tagen auf einem Open Air in Würzburg zur Mittagszeit mit völlig anderem Publikum schlagen. (mat)
Samstag, 03.06.2017
Monument
Ergibt es Sinn etwas anderes als Iron-Maiden-Mucke zu spielen, wenn die Stimme derart nach Bruce Dickenson klingt? Wenn das Ergbenis so fantastisch klingt: nein!
Peter Ellis sprang wie ein Eichhörnchen über die Bühne und die verschlafenen Metaller brauchten zwei Songs, um zu kapieren, was da Feines spielt. Und dann sammelten Monument die Leute Stück für Stück von den Rängen bis der Vorplatz mit Singfreudigen gefüllt war. Und es riss nicht ab. Ich erlaube mir zu sagen, dass Monunent als Opener sogar lautere Fanchöre stellen konnte als mancher Headliner vom Vortag. Man muss hier aber fairerweise sagen, dass diesen Maiden-Sound halt auch fast jeder mag. Zudem war es irgendwie ein Selbstläufer – so fluffig morgens im Sonnenschein, aber keineswegs ein automatischer, sondern einfach dem musikalische Können und der Bühnenpräsenz von Monument geschuldet. Großartige Freude. Wie ein Schaumbad mit Knisterperlen in der Mittagspause. Gutes Händchen mit Billing und Platzierung.
Rock Hard Festival ist, wenn man wegen Behemoth kommt und mit Monument morgens Spaß hat. (lkb)
Ketzer
Ketzer konnten mich vor ca. einem halben Jahr auf dem Leafmeal-Festival zumindest mit ihren älteren Songs musikalisch überzeugen. Charakterlich wirkte mir alles zu arrogant und aufgesetzt. Leider haben die Jungs das Ganze auf dem Rock Hard Festival nicht verbessert, sondern eher den positiven Punkt noch aufgeweicht. Die Songs wirkten wie zäher Kartoffelbrei und vor allem auf Sänger Gerrit trafen erneut die vorne beschriebenen Attribute zu. Das Publikum wirkte von den hinteren Rängen betrachtet ebenfalls etwas unentschlossen. Die Hälfte feierte, die andere nicht. Ketzer scheinen also zu polarisieren und das ist vermutlich auch genau das, was sie wollen. Von daher bekommen sie dann doch ein Prädikat: Gut gemacht mit „?“. (mat)
The Night Flight Orchestra
Welch Freude! The Night Flight Orchestra zelebrieren ihren ersten Auftritt außerhalb Schwedens auf dem Rock Hard Festival! Zwar ist der gefühlte Hype, der die Band momentan umgibt, etwas störend und auch nicht wirklich nachvollziehbar (schließlich spielt die Band nicht erst seit „Amber Galactic“ auf diesem Niveau und in diesem Stil) – doch auch ungeachtet dessen wird die show der Schweden zum Triumph. Mit zwei Background-Sängerinnen ergänzt die Band ihre leichtfüßigen AOR-Hymnen um einen grandiosen Farbtupfer und provoziert so für „Stiletto“, „Something Myterious“ oder „Gemini“ gleich doppelt starken Applaus. Die Performance der Band ist – wie auch ihre Musik generell – immer mit einem dicken Augenzwinkern versehen und nie ganz ernst zu nehmen, was den Auftritt wirklich unterhaltsam gestaltet. (mk)
Skyclad
Skyclad hatten vielleicht das kleinste Backdrop, aber die größte Sympathie! Kevin Ridley hat eine unfassbare liebenswerte Ausstrahlung. Ein Friedensliedersänger der Moderne. Gut, dass Ronny vom RH so lange für Skyclad gekämpft hat. Er hat heute sicher ein paar alte Recken, Mittdreißiger und verblüffte 20er glücklich gemacht.
Wahnsinn, wie viel Kraft von einer Akustikgitarre ausgehen kann. Die Engländer schmeißen einen Hit nach dem anderen raus und trotz 30 Jahren Bandbestehen klingt kein Song angestaubt oder unpassend, sondern nur perfekt aufs Auge, Ohr und Herz. Skyclad stellten den fröhlichsten Pit des Festivals, der aber nicht minder wild war. Und das ganze folkige Gefühl brachten sie heute sogar ohne Geige (!) zustande, da Gerorgina heute leider nicht von der Partie war. Manch einer hätte vielleicht das Konzert abgesagt, gerade, weil die Geige z. T. nicht selten tragendes Instrument ist, doch so gibt es eine nette Überraschung für neu gewonnene Fans, wenn sie sich die Alben später anhören und diese dann noch mehr hergeben. Kevin sang mit „A Change Is Coming“ den Regen herbei, aber am Ende des Konzerts lächelten alle Besucher und auch die Sonne wieder. So wurden sie nur schweren Herzens mit lang anhaltenden Chören gehen gelassen. Sehr stark. Wer denkt, dass Skyclad nicht so sein Ding sind, dann sollte man sie sich erst recht mal anschauen. Mir werden die schon seit 15 Jahren ans Herz gelegt. Deren Stärke und Können habe ich aber erst live auf dem Rock Hard verstanden. (mk)
Asphyx
Man kann es drehen und wenden wie man will: Den Death-Metal-Veteranen aus Holland macht so schnell niemand etwas vor. So steht auch dieser Nachmittag im Zeichen des gepflegten Abrisses durch Altgranaten („The Rack“, „Death The Brutal Way“) und neue Geschosse („Deathhammer“, „Forerunners Of The Apocalypse“). Effizient, tödlich und nebenbei auch noch köstlich unterhaltsam dank Martins schräger Ansagen. Was will man denn als Death-Metal-Fan mehr? (mk)
Exodus
Uffta! Feiner, siffig-gerotzter „Dresch-Meddel“ darf natürlich auch nicht fehlen. Exodus sind dafür die beste Wahl. Heute leider wieder ohne Gary Holt an der Gitarre. (Hat wieder mit Slayer zu tun…) Seine Zweit- oder Erst- oder Ersatz- oder Hauptband legt jedenfalls auch ohne ihn ein herrlich stinkendes Pfund ins Gelsenkirchener Amphitheater, das von Genre-Fans amtlich gefeiert wird. Diejenigen, die mit den stumpfen Songs nix anfangen können, betrachten derweil amüsiert, was sich hinter der Bühne abspielt… (mk)
D:A:D
…denn während des Exodus-Gigs wird Containerweise Zeug hinter die Bühne gerollt und nicht wenige Besucher fragen sich: Was zur Hölle haben D:A:D denn heute vor? Die Spekulationen reichen von „irgendwas mit Buchstaben“ bis hin zu „riesige, aufblasbare Rakete“. Kurze Zeit später wird klar: Die verrückten Dänen haben ein überdimensional großes Wohnzimmer auf die Bühne gebracht. Kann man sich kaum vorstellen, wenn man es nicht gesehen hat – aber die zentral positionierte Drum-Podest-Riesen-Couch (mit Lampenschirmen) wird von zwei übermannsgroßen Lautsprechern flankiert und im Verlauf des Konzerts vor allem von Bassist Stig als Klettergerüst missbraucht. Überhaupt: Stig zieht nicht nur mit seinen vollkommen abstrusen Instrumenten die Blicke auf sich, sondern auch mit seinem eng anliegenden Jet-Piloten-Bodysuit und Pilotenhelm, den er das gesamte Konzert über aufbehält. Was für ein Typ! So unterhaltsam sich die dänische Party optisch präsentiert, man darf dabei nicht vergessen, dass das Quartetts auch musikalisch nichts anbrennen lässt. Wenn man in der Lage ist über eine Stunde Spielzeit mit nichts anderem als Hits zu füllen, dann gehört man zu den ganz, ganz großen! (mk)
Behemoth
Headliner Nummer zwei. Klar, dass auch hier das Haus nicht voll wurde, da die polnischen Black Metaller nun mal brachial und gewaltvoll sind und das ist einfach nicht jedermanns Sache. Doch die, die nicht vor Ort waren, haben definitiv etwas verpasst.
Der simple und doch verspielte Bühnenaufbau mit Feuerschalen, eisernen doppelköpfigen Adlern und Kobras zusammen mit den weißen Drums und Backdrop wirkte zunächst fast harmlos. Doch gekoppelt mit den charismatischen und bühneeinnehmenden Bandmitgliedern in ihren Kostümen kam eine bedrohliche und fast bedrückende Atmosphäre im Amphitheater auf. Nicht viele Bands schaffen es dann durch einfaches ruhig Stehen und Instrumentspielen so eine brutale Präsenz aufzubauen. Das alles zusammen mit Blastbeat-Gewitter, düsteren Melodien und scharfen Grunts machten den Auftritt zu einer Messe, die man so schnell nicht vergessen wird. Selbst schwarze Papierschnipsel im Konfettiregen schienen in dieser Nacht besessene Fledermäuse zu sein. Spätestens mit ihren Teufelsmasken wurde klar, dass der Auftritt von Behemoth ein Gesamtkunstwerk ist.
So muss Black Metal sein: düster, drückend, atmosphärisch und brachial. Das alles fusionierten Behemoth in ihrem Auftritt. (mat)
Sonntag, 04.06.2017
Night Demon
Night Demon mussten sich leider erstmal einem fast leeren Vorplatz stellen, was aber nicht an den fehlenden Fans lag, sondern am späten Einlass und einer Einlasszeit von 40 Minuten. Besagter Platz füllte sich aber prall, denn Night Demon wurden sehnlich erwartet. Laut Christan vom Sams sind sie DIE Newcomer und werden wohl letztmalig als Opener spielen (müssen). Auch an Tag drei wurde mit Night Demon die richtige Wahl für den Wachmacher und Anheizer des Tages gewählt. Sie erfüllten ihre Rolle rigoros, aber hatten auch leichtes Spiel, da die Fans textsicher und bangend den Auftritt genossen. Somit bestätigten Night Demon ihr Können und stellten sich souverän denjenigen vor, die den heißen Scheiß von Morgen noch nicht kannten. (lkb)
Blood Ceremony
Beim Anblick von Frontfrau Alia O’Brien von Blood Ceremony stieg die Vorfreude, wie selbige wohl die Band führen wird und wie gut die Flöte eingesetzt wird. Die Erwartungen an Blood Ceremony wurden leider nicht erfüllt. So begannen die Songs sehr viel versprechend und kreativ, aber versumpften dann meist in Gleichnis. Die Flöte wurde leider oft auch nur als Zwischentirili genutzt und viel zu wenig als mitspielendes Instrument. Das ist alles aber Jammern auf hohem Niveau und hier spricht wahrscheinlich nur die Trauer aus der unerfüllten Vorfreude. Blood Ceremony waren keinesfalls schlecht, aber so früh im strahlendem Sonnenschein halt nur nett. Im Club werden sie sicher bald der absolute Gänsehautknaller sein. Bei allem Gemecker, die ausgestrahlte Stärke Alia O’Briens und ihr absolut geiler Gesang waren megaklasse. Und wenn man Leute auf dem Festival befragt, so konnten sie vermehrt nur Gutes über Blood Ceremony sagen und empfehlen unbedingt ein Reinhören daheim. (lkb)
Secrets Of The Moon
Bei Secrets Of The Moon haben wir ebenfalls den direkten Vergleich vom Leafmeal-Festival vor einem halben Jahr. Im Gegensatz zu Ketzer hat diese Band auch einen positiven Fortschritt gemacht. Die Songs wirken trotz Sonnenschein düster und druckvoll. Die Blastbeats kommen präzise und treiben nach vorne und die ruhigen Stücke sind atmosphärisch und passend. Wermutstropfen ist und bleibt jedoch, wenn Sänger SG versucht melodisch zu singen. Ein Augenrollen lässt sich da nie vermeiden. Da sollte er einfach bei seinen soliden Grunts bleiben. So gab der Mond in Gelsenkirchen seine besseren Geheimnisse frei! (mat)
Demon
Demon sind perfekt für das Rock Hard Festival, das old-school Musik feiert und am Leben hält. So können selbst 35 Jahre alte Songs (sicher doppelt so alt wie manch junger Festivalbesucher) durch ihren nahezu antiken Klang bestechen. Auch die Bühnenperformance sieht nicht nach alten Männern auf einer Schlagerbühne aus, sondern eben nach einem Metal-Konzert mit viel Bewegung und Interaktion zwischen Band und Auditorium. Entsprechend wird das auch vom zahlreichen Publikum gewürdigt und spätestens zum letzten und nicht wegzudenkenden Song „Don’t Break The Circle“ sind dann alle Hände oben. Demon zeigten mit ihrem Auftritt, dass alte Hasen keineswegs alt wirken müssen, sondern noch ordentlich Dampf geben können. (mat)
Ross The Boss
Beim Manowar-Set von Ross The Boss kommt man sich vor der Bühne vor wie bei der Taubenfütterung. Von oben regnet es allerfeinste Körner („Kill With Power“, „Blood Of The Kings“, „Sign Of The Hammer“ & Co.) und unten überschlagen sich die Gefütterten vor Freude und Verzückung.
Marc Lopes liefert am Mikrofon einen super Job ab und bringt mit seiner etwas dreckigeren Stimme ordentlich Feuer in Stücke wie „Hail And Kill“ oder „Battle Hymn“, während Symphony-X-Bassist Mike LePond als der deutlich sympathischere „Joey“ durchgeht.
Klar, der Gig ist ein leicht verklärter Blick in die Vergangenheit – doch er macht überdeutlich, dass Manowar niemals besser waren als in den Achtzigern und zeigt, dass die Band ohne aufgeblasenes Gehabe wirklich fett rüberkommt. Wer nach diesem Hit-Reigen noch Lust hat sich für 100,- € (kein Witz!) ein Ticket für die aktuelle Manowar-Tour zu kaufen, dem ist auch nicht mehr zu helfen. Schaut euch dafür lieber fünf mal Ross The Boss an. Da bekommt ihr mehr für euer Geld! (mk)
Fates Warning
Progressivere Bands haben gefühlt immer eine Außenseiterstellung auf diesem Festival. Darum war es umso erstaunlicher, dass Fates Warning so hoch im Billing standen, doch mit Beginn des ersten Tons wurde klar, dass das berechtigt war. Die tighte Spielweise, die klanglich irgendwo zwischen Pantera und Threshold liegt, konnte mit jeder vergangenen Sekunde mehr Leute vor die Bühne bewegen, bis auch Sänger Ray Alder einen überraschten Kommentar über die viele und positive Resonanz machen musste. Das alles steigerte die Spielfreude der US-Amerikaner, was wiederum auf das Plublikum überschwappte. Mich persönlich konnten die groovigen Stücke, die ab und an in progressivere Gefilde eintauchten, dann in ihren Bann ziehen. So konnten Fates Warning trotz oder gerade wegen ihrer eher künstlerisch exponierten Stellung einen wundervollen Farbklecks auf das Festival setzen und ein wenig Vielfalt in die Rock-Hard-Musikwelt bringen. (mat)
Dirkschneider
Wo bleibt eigentlich die Portion Ruhrpottstahl? Hier kommt sie! Und zwar in der reinsten Form. Udo Dirkschneider zockt sich nämlich mit seiner Mannschaft (inklusive Live-Feuertaufe des neuen Gitarristen Bill Hudson) durch alte Accept-Klassiker. Neben den obligatorischen (und etwas totgelaufenen) „Balls To The Wall“, „Fast As A Shark“ und „Metal Heart“ sind es vor allem die Klassiker in der zweiten Reihe, die so richtig Spaß machen. Exemplarisch seien hier „Midnight Mover“ und „Breaker“ genannt. Die Publikumsreaktionen fallen natürlich in allen Fällen euphorisch aus, so dass es für Udo ein Leichtes ist, für Stimmung zu sorgen. Coole Sache! (mk)
Opeth
Wenn Opeth die Kirsche auf dem Festivaleisbecher sein sollten, dann war es einfach nur der gesamte Kirschbaum, der einen da vor den Latz geknallt wurde. Im Vorfeld war großes Rätselraten, in welcher Stimmung Mikael Åkerfeld wohl ist und welches Songmaterial er dementsprechend auswählt.
Die Schweden haben es eigentlich nicht nötig, sich noch groß vorzustellen und zu präsentieren, aber genau das haben sie gemacht und das war eine sehr gute Idee und einfach ein Glücksfall für alteingesessene Opeth-Fans. Das Quintett hat u. A. mit „In My Time Of Need“ einen selten gespielten Song ausgepackt und wartete auch sonst einfach nur mit Glücklichmachliedern auf. Zudem funktionierten die nicht ganz so beliebten neuern Songs live außerordentlich gut. Der Sound, das immer sehr unterhaltsame Gerede von Mikael, die Songauswahl, das Publikum… alles war einfach so gut, dass man sofort zum nächsten Tätowierer rennen wollte und schreien: mach mir das Logo-O direkt auf den Handrücken! (lkb)
Bis nächstes Jahr!
HÖHEN UND TIEFEN:
Tim
Höhen:
– Skyclad ohne Geige? Funktioniert! Toller Gig!
– Veggie-Hot-Dog! Mehr davon im nächsten Jahr!
Tiefen:
– Das Bier macht nicht betrunken
Mätt
Höhen:
– Die entspannte Atmosphäre, die mich völlig abschalten können ließ.
– Tag zwei, der eine brillante Musikmischung brachte und am Ende sogar von Partysofa auf bedrohliche Black-Metal-Messe wechselte.
– Die Security. Hier macht es sogar Spaß den Leuten bei der Arbeit zuzusehen, weil diese ebenso Spaß haben.
Tiefen:
– Von Lows kann man eigentlich gar nicht reden. Eventuell unsympathische oder nicht dem Geschmack entsprechende Bands wurden als Pausenmusik missbraucht und konnten dadurch ebenfalls ihren sinnvollen Teil zum Festival beitragen.
Tags: Rock Hard Festival 2017
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