Dark Tranquillity | Vorbands: Omnium Gatherum und Nailed To Obscurity

Verfasst am 20. April 2017 von Mathias Anthes (Kategorie: Konzert-Rezensionen) — 2.904 views

18.04.2017 – Colos-Saal, Aschaffenburg

Dass der Dienstagabend im Colos-Saal kein Garant für einen halbleeren Raum mehr ist, haben unter anderem Pain Of Salvation schon bewiesen. Doch auch die Melo-Deather von Dark Tranquillity lockten ein großes Publikum an, das Bock auf Musik hat.

_MG_4741Davon kriegen allerdings die Opener von Nailed To Obscurity noch nicht viel mit. An der Setlist liegt es allerdings nicht, denn die Songs der neuen Scheibe „King Delusion“ entfalten auch live eine beeindruckende Atmosphäre. Bandkopf Raimund Ennenga macht beinahe einen unscheinbaren Eindruck, liefert dann aber doch genau das, was man von ihm schon auf Platte kennt – mächtige, tiefe Growls gepaart mit gefühlvollen Gesangspassagen. In der Mischung mit den anderen beiden Kapellen sind sie aber eher die Exoten. Die Songs sind wohl einen Ticken zu schwermütig, der Mosh-Faktor zu gering, die Performance vielleicht ein wenig zu statisch. Allerdings würde ein „über-die-Bühne-Kaspern“ auch schlicht nicht zur Mucke passen.

 

 

_MG_4912Die echte Überraschung des Konzerts dürften die finnischen Melo-Deather Omnium Gatherum gewesen sein. Zumindest hinsichtlich der Shirts in der Menge scheint die Band nicht nur an mir bisher ein wenig vorbeigegangen zu sein. Trotzdem springt von der ersten Sekunde an der Funke zum Publikum voll über, Arme werden in die Luft gereckt, der Applaus fällt deutlich lauter und länger aus. Das hat mehrere Gründe: zum einen ist die Band deutlich aktiver, allen voran Fronter Jukka Pelkonen, den Kollege Michael Klein nicht zu Unrecht als „lustigen Vogel“ umschreibt. Er wütet in einer Tour von links nach rechts, animiert was das Zeug hält und bringt absolute Spielfreude auf die Bühne. Zum anderen passt das musikalische Grundgerüst deutlich besser zum Hauptact. Uptempo-Nummern gibt es an allen Ecken und Enden und auch die melodische Seite kommt nicht zu kurz. Ungewöhnlich ist dabei der ohne Zweifel vorhandene Einfluss von Classic Rock im Stil von Journey oder Asia, der etwa in den melodischen Breaks von „Frontiers“ besonders hervorsticht – aber die Mischung funktioniert. Am Ende verlassen die Finnen die Bühne unter großem Jubel als heimliche Sieger des Abends. (seb)

_MG_4990Aschaffenburg, 22:07 Uhr, die Frisur hält – noch, denn Dark Tranquillity sollten dies schnell ändern. Die Umbaupause hatte etwas länger gedauert, doch das Warten lohnte sich. Bei Omnium Gatherum waren die Leadgitarre und der Gesang etwas untergegangen, doch für den Auftritt der Schweden wurde dieses Manko ausgemerzt. Alle Instrumente waren nun kristallklar zu hören und auch gut aufeinander abgestimmt. Ihr aktuelles Album „Atoma“ hatte mich nicht vom Hocker gehauen, doch live wirkten die Lieder viel druckvoller und mitreißender, so dass diese ein unerwarteter Genuss wurden. Trotzdem waren es gerade die bekannteren Stücke wie „The Treason Wall“, „The Lesser Faith“, „Monochromatic Stains“, „Terminus (Where Death Is Most Alive)“ oder „White Noise/Black Silence“, die mich (wie erwartet) umhauten. Sänger Mikael, sonst eine Rampensau vor dem Herrn, musste mehrmals am Rand der Bühne innehalten und war sichtlich sprachlos, dass an einem Werktag derart viele Leute gekommen sind und dann auch noch durchgehend im Moshpit abgehen. Diese Lebensfreude erwiderte die Band und gab ihr Bestes, ihre Zuschauer zu unterhalten und bezog sie auch wieder in ihr Schaffen ein, bei „ThereIn“ wechselten sich Mikael und die Fans wieder mit dem Gesang ab. Zum Schluss zeigte der Frontmann auch seinen Todesmut: „We’re allowed to play one more song – but fuck it, you’ll get more!“, sagte er und ließ die Band noch ein Lied mehr darbieten. Leben am Limit!

Besser hätte das Konzert eigentlich nicht verlaufen können. Der Saal war bestens ausgelastet und ich behaupte dreist, dass selbst an einem Samstag nicht viel mehr Leute gekommen wären. Dark Tranquillity haben wie erwartet geliefert, doch gerade Omnium Gatherum können diesen Abend als großartigen Erfolg verbuchen – und das Publikum sowieso. (ma)

Bilder: (mst)

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