Lacrimosa | Vorband: Canterra

Verfasst am 28. Februar 2016 von Gringer (Kategorie: Konzert-Rezensionen) — 1.676 views

25.02.2016 – Batschkapp, Frankfurt

Am 25.Februar hatte man in Frankfurt (Frontmann Tilo Wollfs Geburtsstadt) eine der letzen Chancen, Lacrimosa in Deutschland live zu erleben.
Und wer es verpasst hat, dem sei schon jetzt verraten, dass er was verpasst hat!

Die Batsche war luftig gefüllt mit auffällig… altem… sagen wir mit Tilo aufgewachsenem Publikum. Umso gesundheitsgefährdender war es, dass er dieses dann leider recht lang warten lassen hat. Unverständlich, denn obwohl die Vorband Canterra exakt um 20 Uhr begann, musste wir auf Tilo bis 21:30 Uhr warten. Aber die über zwei Stunden Spielzeit machten das gänzlich wett.

Die Setlist war sehr großzügig auf alle Alben seines Schaffens erstellt. Da wurden ein paar alte Perlen wie „Cruzifixio“, „Flammen im Wind“ oder „Schakal“ zum Besten gebracht, dass man nur so staunte. Aber vielleicht haben auch Lacrimosa gemerkt, dass das Publikum mit ihm altert und deswegen wirklich alle Platten gleichsam aktuell sind. Nachdem die wunderbare Reise durch den Querschnitt des Lacrimosa-Kosmos durchlebt wurde, folgten zwei unfassbar gute Zugabensets. Ein Hoch auf das hartnäckige Publikum, die sich ihren Tilo auf die Bühne zurück geschrieen haben.

Lacrimosa FrankfurtEin Genuss war der einwandfreie Sound, so dass Tilos wunderbarer Gesang in allen Facetten Gänsehaut erschaffen konnte. Tilo versteht es, seinen Songs live Leben einzuhauchen und ist immer sehr kreativ und mutig diese einfach mal anders oder intensiver zu singen. Das absolute Sound-Highlight war in der Zugabe bei „Keine Schatten mehr“ – es war so unfassbar berührend. Insbesondere wurde den Songs des neuen Albums „Hoffnung“ live sogar nochmal mehr Leben und Leid eingehaucht.

Dieser Abend war Spaß, Freude, Staunen und pures Erleben.

Die Bühne war wie zu erwarten mit einem riesigen Backdrop des aktuellen Covers behangen. So groß wirkte Harlekins Blick weitaus sinnlicher als auf einem kleinen CD-Cover. Zudem wurde eine große Lightshow angekündigt. Nun ja – hell wurde es oftmals und in den harten Passagen wusste der Lichtmann es auch recht eindrucksvoll einzusetzen, aber viel ist nicht gleich Show. Aber wer braucht schon bunte Lichtlein, wenn man einen tanzenden Wolf(f) auf der Bühne hat. Und das war wieder ein wahrer Augenschmaus.

Auffällig war das Verhalten, wenn Anne Nurmi den Gesang übernehmen durfte. Es zeigte sich eine Unsitte unserer Zeit, die eben genau in ihren Songs praktiziert wurde. Handys gezückt und eben mal flux gepostet, wo man sich befindet. Auch wenn ich weiß Gott kein Fan von Annes Live-Gesang bin (und auch wieder an diesem Abend böse bestätigt wurde), so würde ich derartiges respektloses Verhalten dennoch nicht an den Abend legen. Leute, wenn ihr sagt, dass ihr Lacrimosa liebt, dann verhaltet euch gegenüber Tilos Freunden nicht so.
Und diesen Abend durfte Frau Nurmi sogar dreimal das gesangliche Zepter übernehmen, sodass sich manche diese Zeit dann noch für das liken eines Hyazinthenbildes nahmen. Selbst gesehen. Unfassbar. Dabei dachte ich immer, Tilo schreibt nicht nur gute Musik, sondern auch Texte die berühren, zum nachdenken anregen und bestenfalls was bewirken. Und wenn ihr nur Tilo abfeiern wollt – na dann schaut ihm halt beim Piano spielen zu oder geht aufs Klo.

Aber wie gesagt, das ist ein Problem dieser Zeit – ansonsten war es ein tolles Publikum, was Tilo aus den Händen gefressen hat. Aber auch die gesamte Band legte große, tighte Spielfreude an den Tag.

Ein großer Abend.

Text: (lkb)

Bild: (mv)

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