Hellyeah | Vorband: Sacred Mother Tongue
Verfasst am 10. Juli 2013 von Sebastian Mack (Kategorie: Konzert-Rezensionen) — 1.883 views28.06.2013 – Colos-Saal, Aschaffenburg
Voll auf die Zwölf – Hellyeah im Colos-Saal
Die Organisation klang mehr als fragwürdig: extrem kurzfristig (etwa eine Woche vor Veranstaltungstermin) wurde noch eine Vorband für den Colos-Saal-Gig klargemacht. Nachdem zig Bands angefragt wurden, jedoch keine von ihnen Zeit hatte, fand sich mit Sacred Mother Tongue eine noch relativ unbekannte, aber qualitativ hochwertige Truppe, die der Meute einheizen sollte.
Geklappt hat das nur bedingt, was jedoch nicht auf irgendwelche Schwächen der Alternative Metaler zurückzuführen ist. Ganz im Gegenteil – die groovigen Riffs, gepaart mit dem an Chris Cornell erinnernden Gesang funktionieren super. Das Problem ist eher beim Publikum zu suchen. Auf der einen Seite ist die Location maximal halb gefüllt. Auf der anderen Seite scheinen knapp 50 % der Anwesenden mehr als tief ins Glas geschaut zu haben. Bereits zu Beginn der Veranstaltung fallen stark alkoholisierte Menschen durch die Gegend.
Nach dem angenehm kurzweiligen Set von Sacred Mother Tongue gab es für die wartende Meute ein unterhaltsames Spektakel. Denn nicht nur die Bands sind heute bestens gelaunt, auch die Roadies scheinen einen guten Tag erwischt zu haben. So werden die Mikrofone nicht per „Check, one two“ eingestellt, sondern mit dreckigen Witzen und Sex-Stöhnen.
Nach etwa 25 Minuten betreten dann endlich Hellyeah die Bühne und geben von Anfang an Vollgas. „War In Me“, der Opener der aktuellen Hellyeah-Platte, gibt die Marschrichtung vor. Hier soll nicht nett geschunkelt werden, hier ist Metal angesagt. Wer sich nicht bewegt, kriegt auch gerne mal einen kleinen Seitenhieb vom Sänger ab: „Look at that brave motherfucker, leaning on a table in the middle of a Hellyeah moshpit!“
Auffällig ist ab der ersten Sekunde nicht nur, dass die Mannen um Chad Gray und Vinnie Paul nur so vor Energie strotzen, sondern auch, dass der Härtegrad der Musik live deutlich angezogen wird. Passend dazu wird auch jede Ballade der Band großzügig ausgespart. Einziger Ruhepol im Set ist das extrem Southern Metal lastige „Alcoholing Ass“. Die restlichen Lieder sind treibende Metal-Granaten wie „Stampede“ oder „Band Of Brothers“.
Die bereits angesprochenen alkoholisierten Fans werden zunehmend unangenehmer und geben der Security mehr als nur einmal Anlass dazu, Besucher der Location zu verweisen. Schade, dass man das Image, das der Band vorauseilt, auch im Publikum ausleben muss.
Nach knapp 1 1/2 Stunden ist der Gig rum, eine Zugabe gibt es nicht, obwohl die Meute gerne noch den ein oder anderen Song gehört hätte. Direkt nach dem ertönen des letzten Gitarrenklangs wird das Licht eingeschaltet und Musik vom Band gespielt. Und so wird man mit gemischten Gefühlen zurückgelassen. Auf der einen Seite hat man zwei talentierte Bands mit einem angenehm fetten Sound gehört. Auf der anderen Seite kam im Colos-Saal leider zu keiner Zeit echte Stimmung auf, dazu waren einige schlicht nicht mehr im Stande. Und dass sich Metal-Urgesteine wie Vinnie Paul derart abrupt und ohne Zugabenset von der Bühne stehlen, hatte ich ebenfalls nicht erwartet. (sz)
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