Ausverkauf im Underground

Verfasst am 28. Oktober 2011 von Michael Klein (Kategorie: Interviews) — 1.987 views

Sober Truth im Gespräch

Wenn es einer Band gelingt, ohne jegliche Unterstützung von einem in Eigenregie herausgebrachten Album 1000 Exemplare abzusetzen, dann verdient das Respekt. So geschehen im Falle von Sober Truth aus dem Raum Bonn/Siegburg. Das Thrash-Quartett konnte ihrem 2009 veröffentlichten zweiten Album „Outta Hell“ schon nach kurzer Zeit den Stempel „Sold Out“ verpassen. Damit aber niemand dem Rundling nachtrauern muss, steht nun die Neuauflage in den Startlöchern.

„Ja“, betont Gitarrist und Sänger Torsten Schramm: „Wir haben uns als Band von Anfang an der Live-Kiste verschrieben. Dadurch haben wir uns in den letzten drei Jahren einen festen Platz im Underground und einen hohen auch überregionalen Bekanntheitsgrad erspielen können. Das lief bei der „Outta Hell“-Tour schließlich so gut, dass wir bis auf Einzelexemplare die 1000er-Marke erreicht hatten und das Album war ausverkauft. Deswegen nun die Neuauflage. Wir hoffen, dass die Scheibe mit der Unterstützung unseres Labels BretHard Records und dem Twilight-Vertrieb nun noch einmal einen Schub bekommt und uns weitere Kontakte ermöglicht.“

Damit das Re-Release nicht zur 1:1-Kopie verkommt, haben Sober Truth den Silberling mit vier neuen Stücken ergänzt. „Nachdem wir uns entschieden hatten diese Neuauflage in Angriff zu nehmen, überlegten wir, was man als besonderes Special hinzufügen könnte. Wir wollten zuerst zwei in Eigenregie gedrehte Videos zu „My Life“ und „Outta Hell“ mit auf die CD packen. Doch dieser Zusatz hätte die Kosten der Produktion gesprengt. Wir entschieden uns stattdessen vier neue Songs draufzupacken und zogen im Januar 2011 ins Big Easy Studio. Die alten Stücke wurden alle neu gemastert und auf den Sound/Mix der neuen vier angepasst und verbessert“, erklärt der Frontmann.

Auch das Bandlogo und das Artwork der „Outta Hell – Special Edition“ wurde komplett erneuert. So findet sich z. B. statt der Pistole mitsamt Munition nun eine Rasierklinge im Logo. „Nun, die ganze Sache einfach nur aufzuwärmen war uns zu einfach. Wir wollen nicht, dass etwas stillsteht und sind immer interessiert an Entwicklungen. Das alte Logo ist nicht weg, wird aber durch das neue bei Medien wie Flyern und unserer Internetpräsenz eingesetzt. Das alte Logo ist also der Weiterentwicklung von Sober Truth zum Opfer gefallen. Die Idee dazu war einfach und schnell gefunden. Wir sind überzeugt von Sober Truth und scharf wie ’ne Rasierklinge, haha – yeah, that’s it! Wenn man sich schneidet oder verletzt, vergisst man ja auch nicht so schnell, was wo und wann passiert ist! Auch das Artwork des Albums wurde komplett erneuert. Auf die ursprünglichen Zeichnungen wurde verzichtet. Stattdessen zieren nun unsere Gesichter das Cover und lassen erkennen, dass hier vier Musiker am Start sind, die Sober Truth zu dem machen, was es ist. Eine geile Underground-Band mit dem starken Willen nach mehr Bühnen und tollen weiteren Erfahrungen im Musikbiz!“, zeigt sich Torsten Schramm selbstbewusst.

Allerdings ist das im Falle von Sober Truth kein inhaltsloses Geschwafel – schließlich hat es die Band, die nahezu alle Bandbelange im Do-it-yourself-Modus bewerkstelligt, in der Vergangenheit schon auf mehr als 100 Konzerte gebracht. Ist es denn überhaupt möglich, als Band dieser Größenordnung dem Underground zu entwachsen und auf größerer Ebene bekannt/erfolgreich zu werden? Der Gitarrist zeigt sich grundsätzlich optimistisch: „Ja, das ist bekanntlich schwer. Man muss am Ball bleiben und darf sich nicht unterkriegen lassen. Im ersten Jahr hatten wir kaum Resonanz, doch es hat sich herumgesprochen, dass wir es mit Sober Truth ernst meinen und auch konsequent unseren Weg gehen. Wir bespielen den Underground jetzt seit vier Jahren. Darunter waren größere Auftritte dabei, wie zum Beispiel die Bonner Rheinkultur, ein Gig im Brückenforum und diverse Festivals. Wir wollen jetzt weitere Kontakte sammeln. Unsere Ambitionen sind die ganz großen Bühnen und weiter das Gaspedal so zu treten wie in den ersten drei Jahren. 118 Gigs – eine geballte Ladung Energie und wir sind immer hungrig!“

Auf die Frage, ob die Band schon negative Erfahrungen mit der derzeit aufkochenden „Pay-To-Play“-Debatte gemacht hat, reagiert der Sänger und Gitarrist ehrlich und verständnisvoll: „Dieser Begriff ist ja sehr negativ behaftet. Wir kennen beide Seiten – also auch die Sicht eines Veranstalters, der natürlich sofort pleite wäre, wenn er jedes Mal draufzahlen müsste. Am Anfang unserer Historie haben wir viel an so etwas mitgewirkt, um Kontakte und Erfahrungen zu sammeln. Das ist am Anfang einer Band aber auch üblich, um sich überhaupt Gehör zu verschaffen. Denn eins ist klar: Einen Saal zu mieten, Techniker zu bezahlen und das Drumherum als Band immer selbst zu machen, ist von den Kosten weitaus höher. Ansonsten raten wir eher davon ab und bitten immer genau zu prüfen, wer etwas veranstaltet und ob das sich das alles rechnen kann. Zumindest Essen, Trinken und Geld für den Sprit sollte bei Bands aber immer drin sein.“ Das geht natürlich dann am besten, wenn die Metal-Fans nicht nur zu den großen Konzerten pilgern, sondern auch die kleinen besuchen. „Wir würden uns wünschen, dass Undergroundbands mehr Zulauf und Anerkennung bekommen. Jede noch so große Truppe hat schließlich klein angefangen. Also auch zu Underground-Konzerten gehen, meist für wenig Geld tolle Bands genießen und vor allem auch mal die Szene treffen! Aufstehen!“

 

(mk)

www.sober-truth.de

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