Verdeckte Ermittlung

Verfasst am 06. November 2010 von Gringer (Kategorie: Konzert-Rezensionen) — 1.907 views

Indica

3.11.2010 – Colos-Saal, Aschaffenburg

Statt mit festem Ziel, sind wir diesmal mit dem Vorwand der musikalischen Weiterbildung im Colos-Saal eingerückt, um uns das Konzert von Indica gemütlich von hinten anzusehen. Doch da gab es bereits die erste Überraschung – es war besser gefüllt als erwartet und man konnte sich beruhigt (und unerkannt) unters Volk mischen. Dieses wartete noch sehr verhalten auf die fünf finnischen Mädels, welche ohne Vorband um halb neun starteten.
Die Bühne war klischeehaft mit einem rosa Schlagzeug ausgestattet und das an sich schöne Backdrop blieb vorerst noch verhangen. Die Gründe hierfür bleiben im Verborgenen, denn der Überraschungseffekt, als der zusätzliche Vorhang während des vierten Songs fiel, blieb jedenfalls aus. Aber wen interessiert schon das Equipment bei solch wunderschönen Damen? Ob blond, ob schwarz, ob braun – bei Indica ist für jeden Geschmack etwas dabei.
Sängerin Jonsu kam im Rotkäppchenmantel mit interessant beleuchteter Kapuze auf die Bühne und überraschte mit ihrer eigenwilligen Stimme. Schön, dass es sich hier nicht um eine weitere Dame mit Dauertongesang im hohen C handelte. Was auf Platte sehr glatt gebügelt klingt, kommt live viel besser rüber und ist von Einheitsbrei weit entfernt – bis auf einige Songs, die das erwartete Poppgenre bestätigten. Größtenteils kam die Musik der Finninen poppig-fröhlich daher, obwohl diese Beschreibung den Damen nicht ganz gerecht wird. Es ist weder Goth, noch Rock noch Pop – es ist einfach was Eigenes. Und da wären wir schon beim ersten Kritikpunkt – die zwei Songs, die Indica in ihrer Heimatsprache vorgetragen hatten, fühlten sich viel harmonischer an als (das neuerdings von Nuclear Blast aufgedrängte?) Englisch. Die Setlist müsste dringend dahingehend abgeändert werden! Ein Highlight war das eigenwillig, aber sehr gut interpretierte Kate-Bush-Cover „Wuthering Heights“. Hier klang Jonsu wieder ganz anders und es war eine Freude, dem zu lauschen.
Zu bemängeln wären also die Songauswahl (zu catchy), die geringe Spielzeit und der aufdringliche Basssound. Auch wenn mir Lemmy hier eindeutig widersprechen würde, gerade weil Bassistin Heini einen Rickenbacher-Bass gespielt hat, aber genau dieser hat alles überdröhnt und ging mir gehörig auf die Nerven. Erholen davon konnte man sich davon nur in den arg verträumten Passagen, die aber auf keinen Fall kitschig waren, sondern den perfekten Soundtrack zu Tim-Burton-Filmen liefern würden – oder für Meerjungfrauenunterwasserlieder.
Die Musik von Indica ist langsam und teilweise zu poppig, aber der angenehme Gesang, der auf Platte leider nicht annähernd rüberkommt, haben das Konzertbesuch dann doch wieder interessant gemacht. Zudem muss hier unbedingt das bezaubernde Dauerlächeln der Gitarisstin Jenny erwähnt werden. Denn fand man es anfangs leicht debil, merkte man gar nicht, wie man dadurch letztendlich sich dem nicht entziehen konnte und selbst lächelnd vom Platz ging. Sweet, sweet, sweet. (lkb, mk)

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