Ende der Gemeinsamkeiten

Verfasst am 05. November 2010 von Michael Klein (Kategorie: Interviews) — 5.584 views

Mushroomhead im Gespräch

Bei der amerikanischen Band Mushroomhead immer noch von einem Slipknot-Klon zu sprechen, ist ziemlich unfair. Inzwischen sollte sich herumgesprochen haben, dass die Acht aus Ohio mit den Neun aus Iowa kaum Gemeinsamkeiten haben.

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www.Metal-Aschaffenburg.de unterhielt sich mit Sänger Jeffrey „Nothing“ Hatrix über die stetigen Vorwürfe und das neue Album „Beautiful Stories For Ugly Children“.

Metal-Aschaffenburg: Hi Jeffrey! Jeder, der sich etwas näher mit eurem Sound beschäftigt hat, kann bestätigen, dass dieser ziemlich eigenständig ist. Ärgert es euch, dass es immer noch so viele Leute gibt, die euch mit Slipknot vergleichen?

Jeffrey Nothing: Manchmal schon. Aber wenn die Leute gar nicht über dich sprechen ist es noch schlechter. Mir ist es prinzipiell egal, wenn die Leute uns vergleichen. Aber wenn sie uns als billige Kopie abstempeln, ohne uns zuvor gehört zu haben – dann werde ich angepisst. Wir tragen Masken und Slipknot tragen Masken. Wenn du genau schaust, siehst du, dass wir das schon Jahre zuvor taten. Aber das ist dann auch schon das Ende der Gemeinsamkeiten. Slipknot hatten einfach nur das Glück, in größerem Rahmen bekannt zu werden.

Mushroomhead existieren seit 1992. Wenn ihr zurückblickt: Haben euch die Masken für eure Karriere in dieser Zeit mehr geholfen oder behindert?

Wir sind damals aus drei bzw. vier existierenden Metal-Bands entstanden. Wir wollten vermeiden, dass die Zuhörer sich dadurch eine vorgefertigte Meinung von uns bilden. Mit den Masken schufen wir eine Art unsichtbare Trennlinie zwischen unseren Personen und dem was wir taten. In diesem Aspekt waren die Masken also in der Tat sehr hilfreich. Außerdem haben die Masken natürlich viel Aufmerksamkeit erregt.

Euer neues Album „Beautiful Stories For Ugly Children“ beinhaltet mit „I’ll Be Here“ und „The Harm You Do“ zwei Stücke, die mich stark an 90er-Crossover-Bands wie Faith No More oder Alice In Chains denken lassen. Werdet ihr nach wie vor von Bands aus dieser Zeit beeinflusst?

Nun, wir setzen uns nicht bewusst zusammen und sagen: Lass uns das jetzt so oder so machen. Ich singe und schreibe immer das, was mich für den Moment inspiriert. Natürlich entstehen dann auch mal Ähnlichkeiten zu Bands, die ich gerne mag. Mein Geschmack beschränkt sich dabei aber nicht nur auf den 90er-Crossover, sondern reicht von Grand Funk bis Björk.

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Welche der zwölf „Beautiful Stories For Ugly Children“ gefällt dir denn am meisten?

Ich habe zwei Favoriten, weil diese meine harte und weiche Seite repräsentieren. „Burn The Bridge“ erfüllt meinen Wunsch nach heftigem Arschtreten und „Holes In The Void“ ist das milde, nach tieferem Sinn suchende Gegenstück. Ohne diese ruhigen Momente würde das Album einfach nur hart sein. Eine weiche Seite würde fehlen. Genau wie wenn es keinen Jahreszeitenwechsel gäbe: Heiß ist toll – aber für immer? Zum Teufel damit!

Mir gefällt das Foto auf dem Backcover der neuen Scheibe. Es zeigt ein altes verlassenes Riesenrad – und fängt perfekt die Stimmung ein, die ihr bei einigen Songs erzeugt. Habt ihr das Foto aus einem bestimmten Grund ausgesucht?

Ja, dieser Freizeitpark ist gerade einmal eine Stunde von unserer Heimatstadt entfernt. Ich kann mich noch genau daran erinnern, wie ich als Kind immer in diesen Park (Cedar Point – Anm. v. mk) gegangen bin und dem Rad beim drehen zugesehen haben. Die Bäume dort sind schnell gewachsen wenn ich sie jetzt sehe. Eine Zeit lang hatte der Park die schnellste Achterbahn der Welt (Top Thrill Dragster – Anm. v. mk). Aber die Zeiten ändern sich und das unheimliche Gefühl des Verfalls bewahrheitet sich. Ich liebe immer noch die Wilde Maus dort im Park, denn sie war meine Lieblingsbahn zu der Zeit als ich beschloss, Sänger zu werden.

Jeffrey, vielen Dank für das Interview. Wird man euch denn auch bald mal wieder in Europa zu Gesicht bekommen?

Danke auch. Ich hoffe doch! Seit unserem letzten Gastspiel 2003 ist schon wieder viel zu viel Zeit vergangen.

(mk)

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