Manticora – „Safe“

Verfasst am 01. Oktober 2010 von Michael Klein (Kategorie: CD-Rezensionen) — 2.451 views

Nach dem Zirkus

Die beiden letzten Konzeptalben „The Black Circus Part 1 – Letters“ & „The Black Circus Part 2 – Disclosure“ der Dänen Manticora konnten eher auf visueller und lyrischer denn (bis auf einige Ausnahmen) auf musikalischer Ebene begeistern. Das muss dem Sextett auch selbst bewusst gewesen sein. Denn für „Safe“ haben sie sich viel Zeit (fast vier Jahre) gelassen und lösen sich von den Fesseln eines Konzepts. Befreit von einer Rahmenhandlung wirkt das siebte Album der Band weniger verkopft und zerfahren als zuletzt – was eine wirklich positive Entwicklung ist.

Ihre Wurzeln hat die Band natürlich trotzdem nicht verraten – nach wie vor zelebrieren Manticora eine Symbiose aus klassischem Power Metal (Gesang) und heftigem Tech-Thrash (Musik), dem auf „Safe“ deutlich mehr Platz eingeräumt wird: Es ist das bisher härteste Album der Band geworden. Nun aber Stück für Stück:

In The Abyss Of Desperation“ startet den Reigen mit pfeilschnellen Gitarrenläufen, genialen Melodien und der vertraut eigenwilligen Stimme von Sänger Lars F. Larsen, die wegen der eingeschränkten Bandbreite nach wie vor oft den Schwachpunkt der Songs ausmacht. Die brettharten Gitarren und das wunderbare Solo entschädigen jedoch schnell.
Silence The Freedom“ wartet entgegen seinem Titel nicht mit Stille, sondern mit einem absoluten Nackenbrecher-Riff auf, verblüfft mit einem orientalischen Part in der Mitte und gefällt durch viel Druck und das an Sepultura erinnernde Ende. Ein Highlight!
Zum Einstieg des sonst eher drückenden und düsteren „Complete“ gibt es wieder ein feines „Dicke-Eier-Riff“, auf das auch ein Herr Loomis sehr stolz wäre.
From The Pain Of Loss (I Learned About The Truth)“ ist zwar relativ abwechslungsreich, bleibt insgesamt jedoch etwas blass. Der Nevermore-artige Mittelpart mit erneut genialem Twin-Guitar-Solo rettet das Stück aber vorm Mittelmaß.
A Lake That Drained“ ist ein aggressives und mit (endlich mal!) tollem Refrain (sonst immer größtes Manko der Mantikoren) gesegnetes Up-Tempo-Stück mit feinem, galoppierendes Hauptriff.
Carrion Eaters“ – der Aasfresser – bleibt (abgesehen von der abermals auf Top-Niveau brillierenden Instrumentalen Fraktion) auch eher blass.


 

Bewertung: 11/15 Punkte
Genre:
Power Metal/Tech-Thrash
Herkunft:
Dänemark
Label:
Nightmare Records
Veröffentlichungsdatum:
12.10.2010
Homepage:
www.Manticora.dk

Tracklist

  1. In The Abyss Of Desperation
  2. Silence The Freedom
  3. Complete
  4. From The Pain Of Loss ( I Learned About The Truth)
  5. A Lake That Drained
  6. Carrion Eaters
  7. Safe

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Dafür lässt der abschließende Vierzehnminüter und Titelsong „Safe“ wieder eher aufhorchen. Zu Beginn meint man erneut Nevermore arschtreten zu hören (was für ein druckvolles Riffing!), im folgenden gibt es das volle Prog-Programm mit vielen Breaks, Twin Guitar Leads in feinster Maiden-Tradition und Akustik-Parts. Cool!

Mit „Safe“ haben sich Manticora aus dem zuletzt beengenden Konzept befreit und ein wirklich überraschend heftiges Album geschaffen, das wieder mit Stolz den Namen Manticora tragen darf. Nicht auszudenken, was es für ein Monster geworden wäre, wenn man den Gesang und den Hit-Faktor noch besser hinbekommen hätte. Aber auch so warten Löwenpranken und Giftstachel bereits auf das nächste Opfer!

Über das nicht vorhandene Cover sehe ich einfach mal gutmütig hinweg. Leute! Das sieht aus wie „Cover Not Available“ – das geht gar nicht! (mk)


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