Tote Bäume und Seelen

Verfasst am 12. Dezember 2007 von Michael Klein (Kategorie: Konzert-Rezensionen) — 2.227 views

Dead Soul Tribe | Vorband: The Old Dead Tree

06.12.2007 – Colos-Saal, Aschaffenburg

Allmählich beginne ich Liebhaber französischer Bands zu werden, denn die kreativste Musik des bald zurückliegenden Jahres kam eindeutig aus der Nation der Baguettes und Bistros. Wer hätte gedacht, dass ausgerechnet aus einem Land, das wirklich nicht für eine große Metal-Szene bekannt ist eine Band kommt, die es schafft, Opeth’sche Intelligenz mit der melodischen Verspieltheit von Muse zu verbinden.
Die Rede ist von The Old Dead Tree – der ersten Band des Abends. Da die im Vorfeld bestätigten Kyrbgrinder aus mir unbekannten Gründen nicht spielten, konnte der französische Vierer eine satte Stunde sein Können aufblitzen lassen. Die meist überlangen Songs boten ein Wechselspiel aus harten Growls und ruhigen Passagen, welche manchmal schon fast Tool-Dimensionen erreichen. Diese Mischung wurde vom Publikum begeistert aufgenommen – was sicher auch am sympathischen Auftreten der Band lag. Zudem stellte sich heraus, dass progressive Spektakel wie „Start The Fire“ oder „The Perpetual Motion“ mit ihrer Kreuzung aus Death-Metal-Grunts und Melodien à la Slut oder Placebo hervorragend zum Headliner passen. Letztendlich kann man entschieden von einem Triumph sprechen.
Derart vorgewärmt hat der Dead Soul Tribe leichtes Spiel mit den Aschaffenburgern. Mit Leichtigkeit gewinnen die Jungs um Frontmann Devon Graves die Herzen und Hände der Anwesenden. Der oft als „Tribal Metal“ betitelte Sound des Quartetts fesselt und zieht – vor allem auch wegen Graves‘ unglaublich charismatischen Erscheinung – in den Bann. Songs wie „Stone By Stone“ oder „The Love Of Hate“ belegen dies eindrucksvoll. Man sieht der Band an, dass sie Lust hat zu spielen, denn es ist zu jedem Zeitpunkt viel Bewegung und erkenntlich viel Spaß auf der Bühne – zumal es eine Augen- und Ohrenweide ist, wie gefühlvoll der Frontmann seine Musik interpretiert. Egal ob er in den Zwischenpassagen Querflöte oder (wie in der Zugabe) Hendrix-like die Stratocaster bearbeitet. So verfliegt die Zeit, ehe die Band nach rund 90 Minuten und zwei gespielten Zugaben ihr Set beendet.
In Erinnerung bleiben zwei fantastische Bands, die mehr Zuschauer verdient hätten – diese aber ganz sicher beim nächsten Mal im Colos-Saal auch bekommen werden. Qualität hat sich noch immer herumgesprochen… (mk)

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