Ü-Eier und ein Salto Mortale

Verfasst am 05. Dezember 2008 von Michael Klein (Kategorie: Konzert-Rezensionen) — 1.702 views

Blessed By A Broken Heart | Vorbands: Fei Comodo, Devil’s Gift, Am I Ghost

01.12.2008 – Colos Saal, Aschaffenburg

Kaum zu glauben, aber wahr: Aschaffenburg erreicht mit ca. 100 Besuchern den bisherigen Besucherrekord – noch vor Köln und Berlin! Gute Vorraussetzungen für einen spannenden Abend, der sogleich mit einem musikalischen Hammer beginnt: Fei Comodo.

Mit von der ersten Sekunde an unbändiger Spielfreude und hochexplosiver Performance feuern die Briten ihre perfekt inszenierten Screamo-/Metalcore-Geschosse von der Bühne. Der Bewegungsgrad des Quintetts erreicht dabei fast Dillinger-Escape-Plan-Niveau und steckt die zuerst noch zögernden Anwesenden schnell an. Spätestens beim zweiten Stück haben sie die Meute für sich gewonnen und ernten den verdienten Applaus. Mit den extrem starken und intensiv gespielten Stücken wie z.B. „Watch Them Feed“ oder „Burn It All“ haben Fei Comodo die Messlatte gleich zu Beginn so hoch gelegt, dass diese erst beim letzten Song des Headliners wieder umgestoßen wurde. Ganz große Klasse!.

Nach dieser Überraschung folgte prompt die nächste: Devil’s Gift Frontröhre Lennon Murphy betritt alleine die Bühne und statt wie erwartet loszubrüllen, setzt sie sich ans Piano und intoniert ruhige Stücke von ihren Soloalben – erklärend fügt sie nach dem ersten Song hinzu: Ihre Band hat sie vor Tourbeginn einfach sitzen lassen. Da sie die Konzerte jedoch nicht absagen wollte, kommen die Fans nun in den unverstärkten Genuss von Lennons dunkler Stimme, seichtem Tastenspiel und dem mutigen Kontrastprogramm zum Rest des Abends. Auch wenn einige Kids nach hinten gegangen sind – ich fand die Abwechslung gelungen, vor allem weil die Stimme der zierlichen Amerikanerin nicht ganz so austauschbar, sondern wirklich nett anzuhören ist.

Man sollte meinen, dass Am I Ghost es danach nicht schwer haben sollten wieder Schwung in die Menge zu bekommen. Tatsächlich fällt es den Engländer aber alles andere als leicht. Das eher durchschnittliche Material und die kraftlos wirkende Bühnenpräsenz bringen nur extrem langsam Schwung in die Menge. Sogar Sänger Steven Juliano hat das Gefühl, dass die vorderen Reihen eingeschlafen sind. Das alles ist aber halb so schlimm – Fans der Band haben ihren Spaß.

Bei Blessed By A Broken Heart wird alles anders: Die neonbunten Shootingstars entern mit „She Wolf“ die Bühne und stehen vor gut motivierten Fans, die in der folgenden knappen Stunde alles geben. Die größte Stimmung entsteht erwartungsgemäß bei den Hits „Move Your Body“ und dem als Zugabe gespielten „Mic Skillz“. Die wilde Mixtur aus Glam Rock und Metalcore funktioniert auf den Brettern mindestens genauso gut wie auf Platte und macht enorm viel Spaß. Sogar Fei-Comodo-Sänger Marc gibt beim hervorragenden „To Be Young“ ein kleines Gastspiel und setzt dem unterhaltsamen Konzert noch ein Sahnehäubchen auf.

Als Fan wäre ich von der Knappen Spielzeit (50min) zwar enttäuscht gewesen – als Neuling fand ich das gesamte Paket aber mehr als wertig: 15 Euro für vier Bands und T-Shirt und CD-Preise von 5 bis 10,- €. Wo bekommt man so etwas noch? (mk)

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