Rock Hard Festival 2025
Verfasst am 12. Juni 2025 von Michael Klein (Kategorie: Festival-Rezensionen, Konzert-Rezensionen) — 15 views06.06.2025 – 08.06.2025, Amphitheater, Gelsenkirchen
Die Wetteraussichten im Vorfeld waren nur wenig besser als im Jahr davor. Doch 2024 sind wir weitestgehend trocken geblieben – warum soll das nicht auch dieses Jahr gelingen? Spoiler: Hat fast geklappt.
Das Orga-Team hat jedenfalls ganze Arbeit geleistet und in deutlich weniger Zeit als normal ein tolles Line-Up gebucht und das Gelände (hauptsächlich den Campingplatz) den Baustellen für die BUGA angepasst. Ansonsten bleibt fast alles beim Alten.
Und ja, die alte Security ist auch wieder am Start! Also let’s Go! (mk)
Freitag
Den Auftakt machen Sanhedrin, die bereits eine beachtliche Menge vor die Bühne ziehen. Der leicht doomige Heavy Metal des US-amerikanischen Trios kommt trocken und authentisch rüber und funktioniert als Auftakt deutlich besser als des schwerfällige Doom von Dread Souvereign letztes Jahr. (mk)
Noch etwas voller wird es bei Attic. In Sachen Stagedesign stehen die Gelsenkirchener den Vorbildern Mercyful Fate und King Diamond in nicht mehr nach. Musikalisch sind sie bereits so nah wie es nur geht an der Vorlage der Dänen. Dass dies nicht zum Abklatsch mutiert, liegt schlicht und einfach an den guten Songs des Quintetts. So reitet der „Headless Horseman“ im Amphitheater zum Triumph. (mk)
Vom Friedhof zur Mülldeponie: Municipal Waste kommen zur großräumigen Thrash-Entsorgung und treffen auf ein hochmotiviertes Publikum. Beste Stimmung, Moshpit und Crowdsurfer inklusive. (mk)
Da müssen Death Angel erstmal anknüpfen! Was den Bay-Area-Thrash-Helden aber relativ schnell gelingt. Die sympathische Art der Amis lässt die Fans aus der Hand fressen. Stücke wie „Thrown to the Wolves“ oder „The Ultra-Violence“ tun ihr übriges. (mk)
Nun zu etwas ganz anderem: Geoff Tate spielt „Operation Mindcrime“ komplett. Die Band ist Top eingespielt und Tate bei hervorragender Stimme. Die Chance, dass die Show in die Hose geht liegt demnach bei 0%, was sich am Ende unter lautstarkem Beifall bestätigt. Sehr cool! (mk)
Exodus setzen als Headliner den heute Nachmittag begonnenen Thrash-Reigen fort. „Bonded By Blood“ markiert dabei den Startpunkt, „Strike Of The Beast“ nach 90 Minuten das Finale. Klar, dass das nur gut gehen kann, oder? (mk)
Samstag
Amethyst ziehen als Samstags-Opener schon eine ganze Schar Neugierige vor das regennasse Amphitheater. Und mit einem Sound ziemlich genau zwischen Thin Lizzy und Iron Maiden sollten sie jungen Schweizer eigentlich fett punkten. Nunja, fast. Der Gesang von Fredric klingt noch sehr dünn und wackelt an einigen Stellen ziemlich massiv. Dazu fehlt es noch an Bewegung auf der Bühne – insbesondere bei so energiegeladener Musik. Für eine erste Visitenkarte geht die Show in Ordnung – war aber vielleicht doch eine Nummer zu groß? (mk)
Wie man die große Bühne besser nutzt, zeigen im Anschluss The Night Eternal. Sympathisch, authentisch und sehr eigenständig hinterlassen die Essener einen bleibenden Eindruck! Der Heavy Metal findet kaum Vergleiche, lebt von einigen herausragenden Melodien und spricht Fans aller Genre-Lager an. Stark! (mk)
The Gems sind die perfekte Rock-Hard-Band. Straight Forward, permanent unter Hochspannung (AC/DC) stehend, sauknackig und trocken von der Bühne gehobelt und dazu noch Mega-sympathisch. Applaus und Chapeau! (mk)
Es folgt mein persönliches Highlight des Festivals: Dool folgt der Ruf, eine der aktuell besten und eindringlichsten Livebands der Welt zu sein. Und wer nach diesen 60 Minuten anderer Meinung ist, dem ist nicht mehr zu helfen. Was die HolländerInnen an Emotion, Heavyness und enormer Intensität vertonen, ist absoluter Wahnsinn! Diese Band spielt ihre Musik nicht, sie lebt diese! Beste Show des Festivals! (mk)
Danach folgt mit Threshold etwas völlig anderes. Und das ist gut so, denn nach dem intensiven Sound von Dool, braucht es etwas Auflockerung. Mit dem druckvollen „Slipstream“ starten die Briten ins Set und konzentrieren sich auch im weiteren Set eher auf kurze, knackige Stücke. Genial, denn so kommt selbst bei denjenigen keine Langeweile auf, die mit dem Prog der Truppe noch keine Berührungspunkte hatten. (mk)
Obwohl kein Gewitter angekündigt war, entlud sich über dem Festivalgelände ein Sturm der besonderen Art: donnerndes Grollen, rasende Blastbeats und tiefste Growls erschütterten die Luft – mit einer Präzision und Wucht, wie sie nur Nile auf die Bühne bringen können. Was wie eine Naturgewalt wirkte, war in Wirklichkeit ein perfekt inszeniertes Klanggewitter, das brutale Härte mit technischer Finesse verband. (mat)
Mit Crimson Glory gibt es eine kleine Rarität auf der Bühne, deren Platzierung im Billing keinesfalls zu hoch gewählt ist (wie an einigen Stellen des Festivals gemunkelt wurde). Der US-Prog-Power-Metal ist nicht weit entfernt von Queensryche am Vortag und wird von den Fans begeistert aufgenommen. Sänger Travis Wills liefert eine der besten Performances des Festivals und wird ganz sicher dafür gesorgt haben, dass sich einige (unwissende) Leute mehr mit dem Material von Crimson Glory beschäftigen werden. (mk)
Dismember gehen immer. Vor allem wenn Schlachthymnen wie „Where Ironcrosses Grow“, „Casket Garden“, „Override Of The Overture“ oder „Dreaming In Red“ von Pyros untermalt werden. Ballert, knallt und kracht in allen Ecken. Ein Samstags-Schlusspunkt mit Ausrufezeichen! (mk)
Sonntag
Am letzten Festivaltag eröffneten die Briten von Tailgunner das Programm – und das mit ordentlich Schub nach vorne. Mit junger Spielfreude und einer Extraportion Energie zelebrierten sie ihren nicht mehr ganz so neuen britischen Heavy Metal und trafen dabei genau den Nerv des Publikums. Ein mitreißender Start in den Tag, der sofort für Stimmung sorgte und Lust auf mehr machte. (mat)
Es folgt eine kleine Machtdemonstration: Hiraes walzen schon mit dem Opener „Through The Storm“ alles nieder und beeindrucken mit einer agilen, energiegeladenen Show, in deren Mittelpunkt die irre sympathische Britta mit einer herausragenden Vocal-Performance steht. Der Melo-Death kommt live nochmal eine ganze Kante brachialer rüber und sorgt für so einige herunterkeklappte Kinnladen. (mk)
Danach wird es leer. Ziemlich leer. Das Namedropping von Leif Edling (Candlemass), der im Hintergrund als Songwriter der Band fungiert, hilft da auch nix. Es bleibt eher der fade Beigeschmack, dass The Crypt nur deshalb spielt weil sie den Titelsong zum vom Rock Hard präsentierten Videospiel Rock Kommander komponiert haben… Hmmm. Nunja. Pepper Potempkin singt gut. Aber die Musik ist reichlich belanglos und austauschbar. Dass es während der Show eher weniger denn mehr Besucher vor der Bühne werden liegt nicht am (heute sehr wechselhaften) Wetter. Leider ein Flop. (mk)
Ein Konzert für Mutti – und für alle, die gerne ordentlich was auf die Zwölf bekommen! Deserted Fear strahlten vor Spielfreude und kamen selbst kaum aus dem Grinsen heraus, während sie mit ihrem wuchtigen Death Metal hunderte Köpfe zum Bangen brachten. Der Sound drückte kraftvoll von unten heraus, der Groove saß perfekt und die gute Laune der Jungs war einfach ansteckend. Ein ehrliches, energiegeladenes Geballer, das von vorne bis hinten richtig Spaß gemacht hat! (mat)
Victory sind – Legendenstatus hin oder her – einfach nicht mein Ding, weswegen ich mir nach ein paar Stücken lieber einen Überblick über das Gelände verschaffe: Die Getränke- und Essenspreise haben im Vergleich zum vergangenen Jahr ein bisschen angezogen (0,4er Bier 5,50 €; Essen gibt’s zwischen 5 (Bratwurst) und 10 € pro Portion (Döner); bestes Essen ist nach wie vor das Zwiebelfleisch beim veganen Foodtruck) – die Auswahl ist super und die Warteschlangen kurz. (mk)
Als die Tunesier von Myrath die Bühne betraten, öffneten sich die Herzen des Publikums für die warmen, lieblichen Klänge orientalischer Melodien. Die Leichtigkeit und Spielfreude der Band übertrug sich rasch auf die Menge, und im Laufe des Konzerts wurde der Applaus immer begeisterter. Besonders Sänger Zaher, der mit charmantem Akzent und ersten Deutschkenntnissen durch den frühen Abend führte, sorgte für Lacher: „Deine Mutter schwitzt beim Kacken.“ Ein Auftritt voller Energie und Herzlichkeit, der dem hohen Platz im Line-up absolut gerecht wurde! (mat)
Zum Festivalabschluss stehen zwei Legenden auf der Bühne: Dirkschneider und W.A.S.P. Wie zu erwarten war, werden beide Truppen reichlich abgefeiert und ziehen die größte Masse ins Amphitheater. Der gute Udo punktet mit „Balls To The Wall“ in voller Länge, Blackie Lawless „W.A.S.P.“. Dazu jeweils ein paar ergänzende Hits („The Headless Children“ & Co. bei W.A.S.P., „Princess Of The Dawn“ und „Burning“ bei Dirkschneider) und fertig ist der Fan-Service. Nicht innovativ. Aber funktioniert und freut die Leut‘. (mk)
In diesem Sinne: Bis nächstes Jahr!