Baroness | Vorband: KEN Mode

Verfasst am 08. August 2024 von Gringer (Kategorie: Konzert-Rezensionen) — 584 views

07.08.2024 – Colos-Saal, Aschaffenburg

Punkt 20 Uhr enterten KEN Mode nicht die Bühne, sondern es kam zur weirden Stille in der die Instrumente gestimmt wurden und nix passierte. Die anschließende Explosion lässt einem rückwirkend für die Pause danken. Schnörkellos bretterten die vier Bandmitglieder los. Gefühlt brüllten und tobten sie eine Art Feierabendbefreiungsreigen. Dem Publikum gefiel die Kompromisslosigkeit. Sänger Jesse Matthewson schrie nahezu pubertär rebellisch ins Mikrofon. Einfach Frust raus. Bassist Skot Hamilton stellte das zufriedene Kind im Toberaum dar. Das teilweise eingesetzte Saxophon von Keyboarderin Kathryn Kerr fügte sich perfekt ins Chaos. Gern mal reinhören. Das hat viel Laune gemacht; und dafür sind Vorbands da.

Zum Glück sind KEN Mode ihrem Namen nicht treu geblieben (KEN = Kill Eyeryone Now), sondern haben allen im Colos Saal nur den Alltagstrott aus den Klamotten geklopft. Alle waren guter Dinge, was da nun folgt. Aber ich behaupte, dass weder das Publikum noch Baroness so einen Abend erwartet haben. Wirklich vom ersten bis zum letzten Ton war nur Freude angesagt. Sänger John Baizleys Stimme füllte den Raum so unendlich schön. Der Opener „Last Word“ ging sofort ins Herz und die Qualität riss nicht ein Prozent über den Abend ab. Baizleys Enthusiasmus war so kraftvoll und er forderte sein Publikum auf, noch mehr mit auf die Reise zu gehen. Das war aber nur nötig, weil die Menschen teilweise in Trance wippten („March to the Sea“, „Green Theme“) und gefühlt alle geiferten. Der Colos Saal war so dicht gepackt von der Musik, dass keine Lücke blieb. Überall trug einen der fette Sound von Baroness. Dieser Abend war eine Übung par excellance für im Moment bleiben. Für die viel geforderte Achtsamkeit, nur das sie hier leicht fiel. Weil man nicht aus diesem Kosmos heraus wollte. Das war der Beweis, dass man diese Art von Hörerlebnis eben nicht konservieren kann, sondern dass man rausgehen und es erleben muss. Das Konzert war ein Liebesbeweis an die Livemusik. Baroness haben sich mit „A Horse Called Golgotha“, „Tourniquiet“ und dem Gehörgangsöffner „Beneath the Rose“ quer durch die Farbpalette gespielt und uns in „Take My Bones Away“ singen lassen, Das Freifräulein hat sich ihrem Namen alle Ehre gegeben. Ich fühle mich geadelt.

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