Nile – „Those Whom The Gods Detest“
Verfasst am 28. November 2009 von A. Wissel (Kategorie: CD-Rezensionen) — 5.753 views
Ägyptische Götter?
In Zeiten der totalen Überflutung an neuen Metal-Bands, -Stilen und -Alben bekommt man meistens nur Durchschnittskost serviert. Solche Worte sind fremd, wenn man von Nile spricht. 2 Jahre schon nach der Veröffentlichung von „Ithyphallic“ legen Nile erneut eine geniale Death-Metal-Platte vor. Vielleicht sogar die Beste des Jahres.
War der Schlagzeug-Sound auf der letzten Platte noch ziemlich im Hintergrund, ist bei dieser Produktion alles ziemlich authentisch und ausgeglichen. Das Song-Material an sich ist absolut typisch Nile. Schnell, kompliziert und episch, wobei es dieses Mal etwas geradliniger zu geht. Das sehr schöne CD-Cover sollte man auch hervorheben. Die ganze Aufmachung der CD ist sehr löblich. Alleine der Fakt, dass die Randnotizen zu den Songs, welche beim Vorgänger sehr vermisst wurden, wieder eingebunden sind, wertet die CD ungemein auf. Karl Sanders (Gitarre, Gesang), Dallas Tolar-Wade (Gitarre, Gesang) und George Kollias (Schlagzeug) schaffen es auf ihrem hohen Niveau zu bleiben und lassen viele Musiker einfach nur alt aussehen.
Schon der erste Song zeigt die Gruppe in der vollsten Schönheit. „There is no god, but god“ ist die erste Zeile des Albums. Ein Satz aus der Schahāda, dem Glaubensbekenntnis des Islams. Ab diesem Zeitpunkt gibt es kein zurück mehr, denn die Intensität der Platte und die genialen Details lassen einen immer wieder staunen. Was Nile hier abliefern ist einfach eine Liga über den meisten Death-Metal-Veröffentlichungen.
Dazu kommen noch die ägyptisch/orientalischen Einflüsse, die maßgeblich zu dem Sound dazu tragen und zwar vollkommen stimmig. Der arabische Gesang im zweiten Teil von dem Opener „Kafir!“ lässt es einem kalt den Rücken hinunterlaufen. Leider sind solche Passagen zu Gunsten des Death Metals etwas zurückgeschraubt. Ich lege jedem, dem diese Einschübe gefallen, die Akustik-Alben des Gitarristen Karl Sanders ans Herz.Es gibt auch noch ein paar ruhigere Stücke, z.B. im Instrumentalstück „Yezd Desert Ghul Ritual In The Abandoned Towers Of Silence“, die die ägyptischen Klänge an den Hörer herantragen. Auch sind die gewohnten Mid-Tempo und Doom-Passagen wieder mit dabei wie beim langen „4th Arra Of Dagon“. Überhaupt haben die Hobby-Ägyptologen auf diesem Album längere Stücke, aber selten wirkliche Hänger. Die Scheibe endet mit dem genialen „Iskander Dhul Karnon“.
Natürlich gibt es auch etwas zu kritisieren. Leider sind die tiefen Growls von Karl sehr zurück geschraubt worden, was mit Dallas normalem Gekeife im Dual-Gesang immer eine geniale Abwechslung schafft. Vielleicht könnte man noch bemängeln, dass es teilweise Song-Passagen gibt, die sich sehr recycelt anhören. Das sind aber nur kleine Details über die man ohne Probleme hinweg sehen kann.
Anspieltipps gibt es keine, weil das Album meiner Meinung nach in voller Länge konsumiert werden sollte!
Nile liefern mit diesem Album sicherlich nicht den Höhepunkt ihrer Karriere ab, aber das ist bei Meisterwerken wie „In Their Darkened Shrines“ oder auch „Annihilation Of The Wicked“ auch unmöglich. Trotzdem ist es wohl die beste Death-Metal-Veröffentlichung aus diesem Jahr, knapp gefolgt von Behemoths „Evangelion“. Im Dezember wird die Band in Deutschland unterwegs sein und wer glaubt, die Band könne das Material niemals so auf der Bühne präsentieren, wird sehr überrascht sein.
Kleiner Tipp noch am Rande. Wer nächstes Jahr nach Ägypten fliegt und zu den Pyramiden fährt, sollte sich unbedingt ein Nile-Album mit einpacken. Die Atmosphäre, die die Alben dann entwickeln ist wirklich unbeschreiblich. (aw)
Bewertung: 13/15 Punkte
Genre: Death Metal
Herkunft: USA
Label: Nuclear Blast
Veröffentlichungsdatum: 06.11.2009
Homepage: www.Nile-Catacombs.net
Tracklist
- Kafir!
- Hittite Dung Incantation
- Utterances of the Crawling Dead
- Those Whom the Gods Detest
- 4th Arra of Dagon
- Permitting the Noble Dead to Descend to the Underworld
- Yezd Dessert Ghul Ritual in the Abandoned Towers of Silence
- Kem Khefa Khesef
- The Eye of Ra
- Iskander Dhul Kharnon
Tags: Nile, Those Whom The Gods Detest
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