Beyond The Black | Vorbands: Beast In Black, Kobra And The Lotus

Verfasst am 09. Dezember 2017 von Michael Klein (Kategorie: Konzert-Rezensionen) — 3.134 views

08.12.2017 – Colos-Saal, Aschaffenburg

Holen wir kurz aus: Beyond The Black spielen noch vor Veröffentlichung ihres Debüts 2014 zu hervorragender Spielzeit in Wacken. Das Debüt erscheint kurz darauf bei einem Major-Sublabel, das sich u. A. um Mainstream-Chartbreaker wie Alvaro Soler, The Kelly Family oder Oonagh kümmert.

Die „Band“ ist an keinem einzigen Stück des Albums am Songwriting beteiligt, Sängerin Jennifer gerade einmal an zwei der zwölf Stücke. Sämtliche Texte und 90 % der Musik werden von außenstehenden Songwritern beigesteuert.

Es folgen weitere Wacken-Gigs, eine Wacken-Hymne, Auftritte im TV und im Vorprogramm von Bands wie Saxon oder den Scorpions.

Nach dem zweiten Album (erneut entstehen fast 90 % der Songs aus fremder Hand) wird kurzerhand und „einvernehmlich“ die komplette Band ausgetauscht. Einzig Jennifer bleibt.

Machen wir uns nichts vor: Beyond The Black bieten unfassbar viele Angriffsflächen und brauchen sich über den Spott und die Häme aus vielen Ecken nicht wundern. Ihnen wurden Dinge „geschenkt“, die selbst ähnlich gelagerten Bands nach jahrelangem Ackern nicht vergönnt sind.

Und so lange es der Jennifer und ihren Jungs nicht gelingt, in einem konstanten Gefüge, und vor allem aus eigener Hand weiterzuarbeiten, wird man die Band auch in Zukunft nicht ernst nehmen können.

Die große Frage ist aber: Will die Band überhaupt ernst genommen werden?

Denn der Erfolg dieses Konstrukts ist riesig. Der Colos-Saal ausverkauft und die Fans im Saal sind heiß auf die Musik, singen jeden Song mit und feiern die Musiker (die offensichtlich wirklich Spaß an der Sache haben) mächtig ab.

Dem Vierzigjährigen im AC/DC-Shirt, der einmal im Jahr auf ein Konzert geht (das nächste wird Faun, danach geht’s zu dArtagnan…) ist es egal, dass die neue Single „Forget My Name“ zum Teil aus der Feder von Dave Roth stammt. Dem Mann, der sonst auch für Tokio Hotel und Yvonne Catterfeld arbeitet. Er freut sich mal über „rischdische“ Metal!

Auch für die über beide Backen grinsenden jungen Damen vor mir spielt es keine Rolle, dass sieben Songs des aktuellen Albums von Hartmut Krech geschrieben wurden. Dem Mann, dem wir auch viele Stücke von Santiano, VoXXclub, Jürgen Drews, Oonagh und der Kelly Family zu „verdanken“ haben. Sie singen einfach mit!

Der Mutti schräg hinten ist es egal, dass fast niemand der hier auf der Bühne stehenden Leute je einen einzigen Ton zu den Alben beigetragen hat. Sie freut sich, wie toll das Lena Meyer-Landrut-Lookalike Jennifer Klavier spielen kann.

Der breiten Masse ist es schlichtweg völlig egal, was sich hinter dem verbirgt, was hier auf der Bühne zu sehen und zu hören ist. Und genau für diese breite Masse ist diese Musik erschaffen worden. Und sie funktioniert – wie man sehen kann. Glückwunsch an alle Beteiligten zum funktionierenden Plan.

Wer echten, authentischen Metal bevorzugt; Metal, den die Musiker auf der Bühne auch selbst geschrieben haben, der wird deutlich mehr Gefallen an den beiden Vorbands gefunden haben. Beast In Black rocken zwar etwas cheesy – überzeugen aber dank ihres überragenden Sängers. Und Kobra And The Lotus haben sich für diese Tour mit Delains Timo Somers an der zweiten Gitarre verstärkt, was der Band einen deutlich härtern Anstrich gibt.

Beide Bands überzeugen durch engagierte Auftritte und haben hoffentlich den Ein- oder Anderen BTB-Fan auf die Seite ziehen können. (mk)

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