Ahab – „The Boats Of The Glen Carrig“
Verfasst am 31. August 2015 von Michael Klein (Kategorie: CD-Rezensionen) — 2.234 views
Drei Jahre sind mittlerweile vergangen, seit mit „The Giant“ das letzte Album von Ahab, die ihren Stil mittlerweile als „Nautic Doom“ bezeichnen, erschien – nun steht endlich der lange erwartete Nachfolger bereit und muss sich an großen Erwartungen messen.
Das neue Album „The Boats Of The Glen Carrig“ basiert wie alle bisherigen Werke der Band auf einem Buch – in diesem Fall auf dem namensgleichen Roman des Autors William Hope Hodgson aus dem Jahr 1907.
In besagtem Roman rettet sich die Besatzung des Schiffes „Glen Carrig“ nach einem Schiffsunglück auf eine nahe Insel, jedoch stellt sich schnell heraus, dass die Insel und ihre Bewohner zutiefst feindselig auf die Eindringlinge reagieren. Dies äußert sich bereits bei der Ankunft der Besatzung dadurch, dass permanent laute Schreie und Gebrüll zu hören sind und bereits nach kurzer Zeit wird ein verlassenes Schiff am Ufer, das als Notunterkunft dient, von einem riesigen Tentakelwesen angegriffen. Im Laufe der Handlung kommen weitere unerklärbare Vorfälle hinzu, wie etwa ganze Horden von „Weedmen“ [menschenähnlichen Gestalten die im Seegras lauern], welche die Crew angreifen und infolgedessen auch Mitglieder der Crew entführen und töten.
Die gesamte Handlung des Romans nachzuerzählen sprengt an dieser Stelle definitiv den Rahmen, jedoch zeigt dieser kurze Überblick bereits in welche Richtung die Grundstimmung geht: Beklemmung, Anspannung und Angst, gemischt mit einer psychedelischen Komponente, die sich bereits im grandiosen Artwork des Albums zeigt.
Textlich liefern Ahab hier keinesfalls eine episodische Schilderung der Gesamthandlung, vielmehr konzentrieren sich die Texte auf einige besonders intensive Szenen und Bilder. Hierbei sind die Motive gemischt und beinhalten beispielsweise die Ankunft auf der Insel, Szenen eines Angriffs der Kreaturen der Insel auf das Schiff und auch das Trauern um einen getöteten Kameraden.
Genau durch diesen Verzicht auf eine detaillierte Nacherzählung und den stattdessen gewählten Fokus auf einige handverlesene Szenen entsteht eine extrem verdichtete, greifbare Atmosphäre die dem Hörer die Emotionen der Crewmitglieder während den geschilderten Momenten sehr nahe bringt.
Dieses breite Spektrum an emotionaler Tiefe spiegelt sich auch in der Musik eindrucksvoll wider. Musik und Text sind ausnahmslos bei allen Songs des neuen Albums sehr gut aufeinander abgestimmt und tragen so zusätzlich dazu bei, dass das gewünschte Bild im Kopf entsteht. Ruhige und friedliche Passagen werden von cleanen Gitarren und klarem Gesang begleitet, sobald jedoch die Anspannung in der Handlung wächst, steigern sich auch die Gitarren zu mächtigen, zähfließenden Gitarrenwänden und der klare Gesang wird von brachialen Growls abgelöst.
Stilistisch bleiben sich Ahab weitestgehend treu – wer den Stil des Vorgängers „The Giant“ kennt, wird auch hier einiges wiederfinden. Auffällig ist, dass das Album trotz seiner teils brachialen Härte sehr weich und warm abgemischt ist, was aber überraschend gut funktioniert, da auf diese Weise gerade der Gesang erstaunlich gut zur Geltung kommt.
Erwähnenswert ist ebenfalls, dass das Album mit „Like Red Foam“ sowohl den kürzesten und schnellsten, gleichzeitig aber auch mit „The Weedmen“ den bisher längsten Track der Bandgeschichte enthält. Wer nach Anspieltipps sucht, ist mit diesen beiden Titeln gut beraten, da sie einen guten Überblick über weite Teile des musikalischen Spektrums dieses Albums bieten, generell empfiehlt es sich aber eher das Album in seiner Gesamtheit auf sich wirken zu lassen.
Zusammenfassend haben Ahab einmal mehr ein Album geliefert, dem man die Leidenschaft der Band für stimmige Gesamtkonzepte schlicht und ergreifend anmerkt. Sicherlich ist das Album keine leichte Kost und ganz sicher nichts Schnelles für zwischendurch – dass muss und soll es aber auch gar nicht sein. Vielmehr ist es ein Album, das dem Hörer einiges an Aufmerksamkeit abverlangt, im Gegenzug aber auch sehr viel Tiefgang und ein sehr intensives musikalisches Erlebnis bietet.
Abschließend bleiben mir nur die Vergabe der Höchstwertung und die Vorfreude auf die bald kommenden Konzerte mit dem neuen Material. (chris)
Bewertung: 15/15 Punkte
Genre: Doom
Herkunft: Deutschland
Label: Napalm Records
Veröffentlichungsdatum: 28.08.2015
Homepage: www.Ahab-Doom.de
Tracklist
- The Isle
- The Thing That Made Search
- Like Red Foam (The Great Storm)
- The Weedmen
- To Mourn Job
- The Light In The Weed (Mary Madison) [Bonus]
Tags: Ahab
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