The Second Coming

Verfasst am 26. Juni 2009 von Michael Klein (Kategorie: Konzert-Rezensionen) — 1.375 views

Faith No More | Vorband: Harmful
22.06.2009 – Jahrhunderthalle, Frankfurt am Main

Dass man die einstigen Crossover-Könige und Revolutionäre von Faith No More nach über 12 Jahren Sendepause doch noch einmal auf einer Bühne bewundern darf, damit hat wirklich kaum noch jemand gerechnet. Entsprechend überraschend war die Ankündigung, dass das Quintett 2009 tatsächlich noch einmal auf eine Rundreise geht. Dass die Vorfreude bei den treuen Fans damit ins Unermessliche stieg muss man dabei nicht extra erwähnen – die zweitausend glücklichen Gesichter in der Jahrhunderthalle sprechen Bände.

Zuvor durften die Frankfurter Harmful den Abend für die Großmeister eröffnen – was in Angesicht der Bandhistorie nicht abwegig ist. Faith-No-More-Bassist Billy Gould hat nicht nur auf einem Album sondern auch für ein Jahr bei den Live-Auftritten des Trios mitgespielt. Die bereits Anwesenden nehmen den Alternative-Noise-Core der sympathischen Band (die sich sichtlich darüber freut, als Vorband für Faith No More zu spielen) mit gefallen hin, lassen sich aber noch nicht zu tosendem Applaus hinreißen. Trotzdem kann man der Band zu dem energiegeladenen und engagierten ersten Auftritt nach zweijähriger Pause gratulieren.
Als nach der Umbaupause dann die Lichter in der Halle erlischen, gibt es kein Halten mehr. Frenetischer Jubel schlägt den fünf zurückgekehrten Helden entgegen, die die Fans mit der souligen, mehrstimmig vorgetragenen Peaches & Herb Coverversion „Reunited“ überraschen. Wie passend! Im anschließenden „From Out Of Nowhere“ und dem Angel Dust Doppelschlag „Land Of Sunshine“ und „Caffeine“ kann Gitarrist Jon Hudson dann zum ersten Mal die Saiten glühen lassen. Sänger Mike Patton lässt bereits jetzt schon keine Zweifel an seinen stimmlichen Fähigkeiten aufkommen und straft mit einer Weltklasse-Performance am Mikrofon alle Spötter Lügen. Nur eine Handvoll Sänger dürfte in der Lage sein, diese enorme Stimmbandbreite live so perfekt zu meistern. Dabei hechtet Patton (im einen „schicken“ roten Hosenanzug gekleidet) auch noch wahlweise wie eine wildgewordene Hornisse über die Bühne oder dirigiert die Massen wie ein Zirkusdirektor. Jeder der diesem Schauspiel beiwohnt wird es belegen können: Der Mann gehört zu den weltbesten Bühnen-Entertainern, die die Alternative- und Metal-Szene in Ihrer Geschichte hervorgebracht hat. Doch auch der Rest der (inzwischen teilweise in Würde ergrauten) Band kann an das Niveau anknüpfen. Sei es in der rasenden Thrash-Attacke „Surprise! You’re Dead!“, dem freakig-abgedrehten „Cuckoo for Caca“ oder dem chilligen „King for a Day“. Die lange Bühnenabstinenz ist nicht zu spüren. Klar, dass der Auftritt (bei dem selbstverständlich kaum ein Hit ausgelassen wird) damit zu einem Triumphzug wird, der erst nach etwa 90 Minuten und drei Zugaben ein lautstark gefeiertes Ende findet.
In nicht wenigen Fan-Herzen keimt jetzt die Hoffnung auf eine Fortführung der Reise – und vielleicht ja auch ein neues Album der Crossover-Pioniere. Denn wer weiß? Mit dem heutigen Auftritt hat ja auch niemand gerechnet. (mk)

Setlist:

Reunited (Peaches & Herb-Cover)
From Out of Nowhere
Land of Sunshine
Caffeine
Evidence
Surprise! You’re Dead!
Last Cup of Sorrow
Cuckoo for Caca
Easy (Commodores cover)
Ashes to Ashes
Midlife Crisis
Introduce Yourself
King for a Day
The Gentle Art of Making Enemies
Be Aggressive
Epic
Just a Man
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Chariots Of Fire/Stripsearch
As the Worm Turns
————-
Take This Bottle

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