Suspyre – „Suspyre

Verfasst am 24. April 2012 von Matthias Rauwolf (Kategorie: CD-Rezensionen) — 2.197 views

Das bessere „Dream Theater“?

Das war die erste Frage, die mir in den Sinn kam, als ich die Scheibe von den Jungs aus New Jersey in der Hand hatte oder besser, als ich sie im Player hatte, um sie anzuhören.

Aber dieses Gefühl verfliegt schnell wieder, denn die Musik ist plötzlich so ganz anders. Sie ist viel kraftvoller, als würde man einer klassischen Power-Metal-Band zuhören. Und diese Erkenntnis geht noch ein paar mal weiter. So kommen im Verlauf des Albums neben den schon erwähnten progressiven Elementen eben auch Power- und Post-Metal-Elemente. Einige Sounds erinnern doch stark an die hohe Zeit der Art-Rock-Bands, aber die Musik ist weitaus luftiger, nicht so dicht.

Und dann ist sie wieder härter, aber schließlich folgt sogar ein Song, bei dem man endgültig denkt, die falsche Scheibe im Laufwerk zu haben, denn das Stück „Cancún“ klingt eindeutig wie das Machwerk eines Singer/Songwriters. Akustische Gitarre, Saxophon und ein sanftes Schlagzeug unterstützen die Stimme des Sängers in dieser Ballade. Auch Einstreuungen eines Klaviers verstärken den Eindruck eines schummrigen Barbesuchs. Wunderschön, aber mit der nötigen Durchsetzungskraft!

Und als wenn das alles nicht genug Vielfalt wäre, wundert man sich doch über Aussagen wie: „Einflüsse: Igor Stravinsky, Gustav Mahler, J.S. Bach“ auf der Facebook-Seite der Amerikaner. Eigentlich sollte man denken, es handelt sich um eine Aussage, dass man sich von diesen klassischen Komponisten beeinflusst fühlt, aber nein, das ist sehr konkret gemeint, wie man im Stück „The Whispers Never Written“ unschwer erkennen kann.

Im selben Stück finden sich dann auch noch Anlehnungen an orientalische Musik, was dann endgültig zeigt, dass diese Jungs noch einiges zu zeigen haben, wenn man überlegt, was sie alles als Quelle ihrer Inspiration nutzen.

Vor dem Hintergrund dieser Vielfalt an Stilrichtungen, die von den sechs Amerikanern zielsicher miteinander verschmolzen werden und immer wieder überraschend ineinander übergehen, rechtfertigt sich wohl auch die Selbstbetitelung des Albums. Und wenn diese Platte tatsächlich die Richtung vorgeben soll, dann kann ich nur hoffen, die Jungs machen noch viel Musik und ich bekomme irgendwann einmal die Chance, sie live erleben zu dürfen.

Und da es ja bekanntlich überall dort, wo es Licht gibt, auch Schatten gibt, bleibt auch das hier nicht aus. Einige der Songs wirken etwas überladen, so als hätte man versucht, ihnen nicht die Zeit zu geben, sich in Ruhe zu entwickeln. Nicht, dass die Songs schlecht wären, aber sie wirken einfach gehetzt und damit unruhig.

Trotzdem bliebt ein durchweg positives Fazit:
Ein absolutes muss für Leute, die bereit sind, sich überraschen zu lassen, neue Ideen mitzugehen und Musik bewusst zu hören, denn für nebenbei ist die Musik von Suspyre nichts.

Und so möchte ich meine These vom Anfang umformulieren:
Das andere „Dream Theater“, wobei jeder für sich entscheiden will, was er lieber mag, oder ob er, so wie ich, einfach nur eine neue geile Band entdeckt hat mit Suspyre. (mr)


Bewertung: 13/15 Punkten
Genre: Symphonic/Progressive Metal
Herkunft: USA
Label: Nightmare Records/Sensory Records
Veröffentlichungsdatum: 03.04.2012
Homepage: www.MySpace.com/Suspyre

Tracklist (Download Version)

  1. Chaser
  2. Tranquility & Stress
  3. The Divided Son
  4. Still Bending The Violet
  5. The Fire Dancer
  6. Cancún
  7. Shades…
  8. The Cycle
  9. The Whispers Never Written
  10. The Man Made of Stone (Download Only)


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