Im Anflug

Verfasst am 03. Oktober 2011 von Michael Klein (Kategorie: Interviews) — 5.673 views

Kevin Ridley im Interview

Der Name Kevin Ridley ist eng mit dem den (einzig wahren) Folk-Metal-Pionieren Skyclad verknüpft.
Ridley war über lange Zeit Studiotechniker und Produzent der englischen Formation, übernahm später den Posten des zweiten Gitarristen und trat 2001 (nach „Folkemon“) sogar das schwere Erbe des Sängers Martin Walkyier an, um das zweite Kapitel von Skyclad zu eröffnen.
Seit diesem bedeutenden Einschnitt sind neben dem Akustik-Werk „No Daylights… Nor Heeltaps“ eine EP „Jig A Jig“ und zwei starke und überaus empfehlenswerte Alben („A Semblance Of Normality“ und „In The… All Together“) entstanden.
Mit „Flying In The Face Of Logic“ hat der sympathische Brite nun sein erstes Solo-Werk veröffentlicht und unterhält sich mit Metal-Aschaffenburgs Tim über die Hintergründe und Ideen der Scheibe.

Metal-Aschaffenburg: Hi Kevin! Ich freue mich sehr über dieses Interview! Ich bin Skyclad-Fan (nahezu) seit den Anfangstagen und war entsprechend neugierig und vorfreudig als ich erfuhr, dass du ein Solo-Album aufnimmst.
Nun ist „Flying In The Face Of Logic“ veröffentlicht und was soll ich sagen? Ich finde es richtig klasse!

Du hast 5 Jahre am Album gearbeitet. Das ist eine ziemlich lange Zeit. Ist es nicht schwer, über diesen Zeitraum den Fokus zu behalten, wie das Album klingen soll? Ich würde wahrscheinlich ständig irgendwelche Details ändern…

Kevin Ridley: Es war gar nicht so schwer wie man vielleicht denkt, denn ich nehme Songs immer in großen Stücken auf. So sind sie dann mehr oder weniger schon fertig, wenn ich sie auf Band habe.
Frustrierend waren aber die vielen technischen Probleme, die ich durch die Verwendung verschiedener digitalen Formate und Aufnahmesoftware hatte. Das hat den Prozess unglaublich verlangsamt und dazu geführt, dass ich das Album nicht am Stück aufnehmen konnte. Das Gute daran war aber, dass durch all die entstehende Zeit neue Songs hinzukamen, so dass am Ende 17 Stücke (inklusive der Online-Bonus-Tracks) fertig waren.

Welches war denn der erste, und welches der letzte Song, den du für „Flying In The Face Of Logic komponiert hast?

Der Großteil des Albums wurde 2004/2005 geschrieben. Einige Melodien stammen jedoch noch aus Jahren zuvor und sind in veränderter Form aufs Album gekommen. „The Linton Flyer“ war zum Beispiel anfangs ein Gitarren-Übungsstück.
Der letzte Song, den ich geschrieben habe war „Lost For Words“. Er entstand erst kurz vor dem Mix im Studio in Italien 2009.

Hast du auch Ideen verwendet, die ursprünglich für Skyclad-Songs geplant waren?

Nein. Als wir „A Semblance Of Normality“ aufgenommen hatten, schrieb ich danach noch einige Nummern in dieser Richtung. Skyclad wollten jedoch für das nächste Album wieder etwas härteres Material und so entschied ich, meine Songs in anderer Weise zu veröffentlichen und formte daraus die Basis von „Flying In The Face Of Logic“.

Was verbirgt sich denn hinter dem kryptischen Titel?

Im Grunde sagt der Titel aus, dass du tun sollst, was immer du willst – egal, was andere Leute darüber denken und sagen. Zum Beispiel könnten einige Leute behaupten, dass es gerade nicht die richtige Zeit ist ein Solo-Album zu veröffentlichen. Wenn man das aber will, dann sollte man sich nicht nach dem richten, was andere sagen, sonst wird es nie dazu kommen. Man muss sich dazu seine eigenen Wege bauen…

Meine Lieblingsstücke sind „Knotwork, „Lost For Words und „Good Intentions (A Young Man’s Tale). Welches sind deine?

Als Künstler neige ich dazu, verschiedene Stücke aus verschiedenen Gründen zu mögen – z. B. wegen eines Textes, wegen der Produktion, wegen eines neuen Instruments usw.
Aber „De Profundis“ ist einer meiner Favoriten, weil er das Gefühl des Albums so schon einfängt.

The Linton Flyer klingt wie die vertonte Melodie einer Kindheitserinnerung. Vor meinem inneren Auge entsteht sofort das Bild eines Jahrmarkts mit einem farbenfrohen Karussell und bunten Lichtern. Woher kam die Idee dazu?

Wie gesagt begann es ursprünglich als Gitarren-Übungsstück – der Name kommt aber von einem Bus, der von und zu einem kleinen Dorf in Northumberland fuhr. Das war immer eine ziemlich holprige Fahrt. In etwa wie in einem Boot auf dem Meer. Daher kommt diese Schunkel-Melodie – wobei die Jahrmarkt-Idee in die gleiche Richtung geht.

Im Booklet sagst du, dass „Flying In The Face Of Logic auch ein Album über „das Leben, die Liebe und das Großwerden im Nord-Osten Englands” ist. Wie ist es denn, dort aufzuwachsen?

Nun, es war typisch „working class“-geprägt in Northumberland. Sport und draußen spielen prägten die meiste Zeit, bis ich für mich die Gitarre entdeckte. Einen Teil meiner Kindheit habe ich sogar in Deutschland verbracht – insofern weiß ich auch gut, wie es ist etwas abgekapselt von der Haupt-Gesellschaft aufzuwachsen. Ich kann mir gut vorstellen, dass es einige Menschen gibt, die eine privilegiertere Kindheit als ich hatten. Aber ich bin mir sicher, dass es unzählige Menschen gibt, die es deutlich schwieriger haben.
Das Album geht euch weniger darum wie schön oder wie hart es war. Es soll einfach nur ein wenig ausgewogen reflektieren – mit einem feinen Sinn für Humor, trotz einiger „schwierigen“ Stücke.

Flying In The Face Of Logic hat ein wundervolles Artwork. Welcher Gedanke steckt denn dahinter und wer hat es gezeichnet?

Als der Titel feststand, war ich fasziniert von frühzeitigen Flugmaschinen. Ich suchte also nach einem Bild in diese Richtung. Zufälligerweise hatte Renato Faccini (der auch das neue Skyclad-Logo designte) genau ein solches Bild auf seiner Website. Ich fragte ihn, ob ich es für das Cover verwenden kann. Er wollte mir dann aber lieber ein anderes – gänzlich neues  – entwerfen, was dann einige Monate später fertig war.

Vor einigen Jahren hast du mit Skyclad schon einmal in unserem kleinen Städtchen live gespielt. Willst du dein Solo-Material auch live umsetzen?

Ja, ich erinnere mich an Aschaffenburg: Colos-Saal, Dezember 2001.
Ich will mein Solo-Zeug auf jeden Fall live spielen. Ich probe mit meiner Band bereits und werde hoffentlich einige Gigs auf Festivals, eine Tour oder was auch immer hinbekommen.

Dort gibt es dann hoffentlich auch Merchandise…

Ja, ich hoffe, dass ich dort – und auf meiner Website www.KevinRidley.GrooveMachine.net ein bisschen Merchandise anbieten kann.

Kevin, vielen Dank für das Interview!

Vielen Dank für die Nachfrage!

(mk)

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