Manticora | Vorbands: Loch Vostok und Hexed

Verfasst am 15. März 2019 von Michael Klein (Kategorie: Konzert-Rezensionen) — 2.495 views

14.03.2019 – Backstage Club, München

Donnerstagabend in München. Draußen ist alles andere als Biergartenwetter und das Wochenende ist auch nicht mehr weit entfernt. Keine schlechten Bedingungen für ein Metal-Konzert, oder? Doch diese Rechnung gilt nicht für die bayerische Landeshauptstadt, denn von Besuchern im inneren des Backstage Clubs ist keine Spur. Bein Bierkauf verrät mir die Dame am Tresen: „Inklusive dir sind neun Tickets verkauft.“ What?! Was läuft denn hier falsch in der Millionenstadt?

So stellen sich die Schwed(inn)en von Hexed als erste Band des Abends der öffentlichen Probe. Mit Bravour! Der kräftige, druckvolle Power Metal kann auf Anhieb überzeugen! Was sage ich? Der klischeefreie, mit Ecken und Kanten versehene Sound von Songs wie dem hymnischen „Obedience“ oder dem harschen „Oceans“ klingt sogar richtig geil! Sängerin Tina trägt daran einen großen Anteil. Ihre starke Stimme biedert sich weder der Nightwish-Fraktion an, noch klingt sie nach Doro’schem Reibeisen. Erdig und ehrlich fügt sie dem ohnehin bereits ausdrucksstarken Material eine besondere Note hinzu. Wer auf wirklich gut gemachten Power Metal steht, der sollte definitiv mal in das starke Debüt „Netherworld“ reinhören! Ein starker Auftakt…

…dem Loch Vostok im Anschluss noch eines draufsetzen. Warum ich bisher noch nichts von den Schweden mitbekommen habe, ist mir ein Rätsel, denn der völlig eigenständige Sound der Band fällt voll in meinen musikalischen Geschmack. Loch Vostok klingen, als ob Threshold für Jahre in der Wildnis ausgesetzt wurden und sich seitdem in ein verrohtes Biest mit scharfen Krallen verwandelt haben. Denn erhabene Melodielinien gehören genauso zum Portfolio wie Black-Metal-Ausbrüche, in denen der bärtige Sänger Teddy auch am Mikrofon richtig die Sau rauslässt. Wer sich davon nicht anstecken lässt, dem ist auch nicht mehr zu helfen. Die gut mitgehende Reihe vor der Bühne sieht das genauso und bedenkt die Band am Ende des Gigs mit einem Applaus, der sich nach deutlich mehr als zehn Leuten anhört. Ugh!

Kurz darauf steigen dann die Initiatoren dieser Rundreise auf die Bretter. Mit dem bockstarken „To Kill To Live To Kill“ im Gepäck und einem Fundus von Songs aus sieben weiteren Alben können die Dänen aus dem Vollen schöpfen. Mit Daniel Jelsgaard als Live-Drummer hinter dem Kit (das letzte Album hat ja Loch Vostoks beeindruckender Schießbudenkünstler Lawrence Dinamacra eingetrümmert) steigen Manticora mit einem Schwung älterer Songs in das Set ein, bevor ein Block aktuelle Stücke (darunter die obergeilen „Katana (Awakening The Lunacy)“, „Humiliation Supreme“ und „Through The Eyes Of The Killer (Towering Over You)“ an der Reihe sind. Für mich hätten es sogar gern noch mehr neue Nummern sein dürfen – gern auch eine des kontrovers gesehenen „Safe“.
Trotz der schwachen Besucherzahlen gibt das Quintett alles und legt sich voll ins Zeug! Speziell Sänger Lars riskiert mit seinen Rockstar-Posen sicher mehr als einmal einen Bänderriss… so sieht Einsatz aus! Bevor die Jungs nach Amsterdam weiterreisen, werden Sie von den Anwesenden mit einem dicken Applaus verabschiedet. Das nächste Mal, liebe Münchner Metalheads, solltet Ihr Euch alle mal blicken lassen – so einen fetten Abend hattet Ihr zuhause nämlich sicherlich nicht! (mk)

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