Darkest Horizon

Verfasst am 21. November 2014 von Michael Klein (Kategorie: Interviews, Regionale Bands) — 2.145 views

Darkest Horizon gehören in der letzten Zeit sicherlich zu den größten Durchstartern unserer Region. Mit zwei EPs und nun auch dem ersten vollwertigen Album hat sich die Truppe bereits einen gehörigen Fankreis erspielt.
Wir interviewten Sänger Aurelius.

 

Metal-Aschaffenburg: Hi Aurelius! Meinen Glückwunsch zu „The Grand Continuum“! Mir gefällt vor allem, dass ihr einen sehr eigenständigen Sound kreiert habt. War dies denn von Anfang an Absicht als ihr mit Darkest Horizon begonnen habt Musik zu schreiben?

Aurelius: Danke! Ja, der Anspruch an den Sound war schon immer sehr hoch und die Entwicklungszeit der Songs dementsprechend lang. Lieder ohne Charakter gibt es nicht bei uns. Wir haben keine falsche Scheu davor, etwas anders zu machen, als die Stilschubladen es vorschreiben. Es gibt keinen festen Baukasten, aus dem wir uns bedienen, um einen Song zu schaffen. Es ist eher die Art wie wir verschiedenste Elemente zusammensetzen und abrunden, die einem Song den gewissen Darkest-Horizon-Sound verleiht.

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Die Resonanzen zu „The Grand Continuum“ fallen ausnahmslos gut aus – und das obwohl ich die Musik nicht unbedingt als konsensfähig eingestuft hätte. Habt ihr mit einer so guten Akzeptanz gerechnet?

Dadurch, dass wir einen Teil der Songs von „The Grand Continuum“ bereits im Vorjahr live aufgeführt haben und wir auch ein Publikum mit ganz unterschiedlichen musikalischen Hintergründen haben, haben wir vieles gelernt. Unter anderem, dass sowohl beinharte Metaller als auch Freunde von ohrwurmlastigen Melodien unserer Musik etwas abgewinnen können. Das spiegelt sich auch in den Texten der Reviews wieder. Einige Magazine lobpreisen die Atmosphäre der Lieder, während andere sich an den harschen Vocals und Riffs erfreuen. Natürlich ist eine gewisse Musikkenntnis und eine offene Grundeinstellung gegenüber neuer Stilrichtungen Voraussetzung. Das bringen aber so gut wie alle Reviewer mit. Wir freuen uns, dass wir auch in den Nachbarländern so gut ankommen. Ein größeres Magazin aus Belgien gab uns 94/100 Punkte während wir aus Griechenland 9/10 und 10/10 kassiert haben. Für uns ist das sehr motivierend, weil wir die Welt mit unserem Stil erreichen möchten.

Dass Vergleiche zu anderen Bands trotzdem immer wieder aufgegriffen werden ist normal. Children Of Bodom, Insomnium & Ensiferum sind sicherlich die häufigsten. Findet ihr diese Querverweise okay oder würdet ihr hier gern noch ein paar andere Namen lesen?

Wir wollen mit Absicht nicht mit anderen Bands vergleichbar sein und geben auch nur ganz grobe Stilvergleiche an. Man kann zwar sagen, dass die Wahrscheinlichkeit groß ist Darkest Horizon zu mögen, wenn man auch mit gewissen Bands etwas anfangen kann, dennoch wird „The Grand Continuum“ wohl mit keinem anderen Album austauschbar sein. Elemente aus den von dir genannten Bands sind aber durchaus vorhanden – jedoch im Regelfall in einem anderen Kontext verwendet oder weil es dem Song dienlich ist. Nie aus reinem Selbstzweck.

The_Grand_Continuum_Cover_FrontThe Grand Continuum“ ist ein Konzeptalbum, das eine Reise vom Mikrokosmos zum Makrokosmos und durch alle Dimensionen behandelt. Dass viele Naturgesetze sowohl im Kleinen als auch im Großen gelten, ist bekannt. Welche Schlüsse, welche Ideen greift ihr bei dieser thematischen Reise auf?

Ideen und Ansätze, die auf dieser Reise angedeutet werden, berufen sich u.a. auf Konzepte des Urknalls, der Evolutionstheorie, dem Durchbruch historischer Pioniere, der Postapokalypse, der Urgewalt schwarzer Löcher, des Raum-Zeit-Kontinuums und des Multiversum-Theorems. Jedoch nicht auf der fachlichen Art eines Lehrbuchs, sondern auf einer philosophisch-esoterischen Weise. Dies ist allerdings dem Interpretationsvermögen und der Transferleistung des Hörers überlassen. Ein Review schrieb, dass es erfrischend ist, dass wir als Melodic „Death“ Metal Band nicht über „Death“ singen. Jedoch findet man auch die Referenz zum Leben und Tod in jedem Song, wenn man lang genug gräbt. Das Wort „Grand“ im Titel steht für die gewaltige Universalität und die breiten, epischen symphonischen Klänge. Das Wort „Continuum“ steht für die Gesetzmäßigkeiten und die Unausweichlichkeit.

Gibt es neben den irdischen Naturgesetzen auch universelle Gesetze für alles Leben im Weltall?

Sicher, alles Organische im Weltall hat zum Beispiel ein Ablaufdatum. Sei es durch die vorgegebene Lebensspanne eines Lebewesens oder durch Supernovae der Sterne. Alles ist unvermeidbar im Universum. Man realisiert es oftmals nur nicht direkt, wenn man im Kontext des Menschen oder der Erde denkt. Daher ist Raum und Zeit ein großes Thema in „The Grand Continuum“ und daher müssen wir die Reichweite des Konzepts auch weiter spannen als unsere Galaxie. Menschen messen alles in Stunden, Minuten und Sekunden. Jahrtausende sind für uns eine unvorstellbare Dauer. Im Universum spielt Zeit jedoch keine Rolle und ist Gegenstand anderer Kräfte. Es kam neulich ein Film von Christopher Nolan namens „Interstellar“ raus. Der Film verdeutlicht einige Konzepte, die auch „The Grand Continuum“ seit längerem präsentiert. Allerdings in Form von Lyrik und Ton, statt Dialog und Bild.

Darkest Horizon Bandpic 2014 LDie übernatürlich blauen Augen bei den Bandfotos deuten ja darauf hin, dass das Konzept eures Albums auch für Nicht-Erdenbewohner auslegbar ist, richtig? Seid ihr denn von Leben auf anderen Planeten überzeugt?

Sound, Lyrik, Bühnenshow und auch die Kostüme sind etwas losgelöst vom irdischen Leben. Ich sage ungern „außerirdisch“ weil viele direkt an Marsmenschen denken. Die Outfits sollen die überdimensionale Show unterstützen, aber keineswegs fiktive Lebewesen aus Star Trek darstellen.
Abgesehen davon bin ich allerdings überzeugt von anderem Leben. In welcher Form auch immer. Denn im All gibt es mehr Sterne als Sandkörner an allen Stränden der Erde und jeder Stern hat ein oder mehrere Planeten. Dass die Erde genau der eine Sandkorn am Strand ist, kann ich mir nicht vorstellen…
Mit den Worten von „Contact“: Es wäre eine riesige Platzverschwendung.

Wenn es dort Leben gibt, warum haben wir dann davon noch nichts mitbekommen? Sind wir vielleicht doch die fortschrittlichsten Lebewesen im Universum und deshalb antwortet oder besucht uns niemand? Oder sind wir vielleicht sogar die letzten Lebewesen im Universum und alle anderen schon ausgestorben?

Exkurs in die Physik: Das liegt wohl an der Geschwindigkeitsbegrenzung des Weltalls, welche die Lichtgeschwindigkeit ist. Ameisen in Amerika haben sicherlich auch noch nie was von Ameisen in Asien gehört. Um das nächste Sonnensystem Alpha Centauri zu erreichen müssten wir allein schon über 4 Jahre bei Lichtgeschwindigkeit reisen. Abgesehen davon, dass nicht genügend Energie auf Planeten konservierbar ist, um auch nur annähernd auf Lichtgeschwindigkeit zu beschleunigen, könnte ich mir Besseres vorstellen als Jahrzehnte lang zu reisen, um der Erde „Hallo“ zu sagen. Radiowellen werden allerdings durchaus auf gut Glück ins Weltall versendet, um irgendwann vielleicht von jemandem empfangen zu werden. Allerdings kann es sich hier um Millionen von Jahren handeln. Also gehe ich mal nicht davon aus, dass wir noch was von Außerirdischen in unserer Lebenszeit mitkriegen. Diese müssten ja auch erstmal zurücksenden. Wenn ich heute einen Song aus „The Grand Continuum“ mittels Radiowellen ins Weltall schicke, hören ihn vielleicht in 100 Millionen Jahren einige Bewohner auf einem weit entfernten Planeten. Wäre eine Überlegung wert!

Zurück zum Album: Erzählt doch mal bitte etwas zum Stück „Interdimensional“ – einen solchen Brocken entwirft man doch nicht in ein paar Minuten, oder? Wie lange habt ihr an diesem Song gearbeitet?

Nein, so was erfordert auch mehr als ein Jahr Planung, Geduld und eine gewisse Portion Glück. „Interdimensional“ besteht eigentlich aus zwei ca. 8 Minuten langen Songs, die gut harmoniert haben. Einzeln fehlt den Liedern etwas, aber kombiniert ergeben sie einen bombastischen Song. Ich denke summa summarum kann man mit 2-3 Jahren rechnen für solch einen Song. Dementsprechend anstrengend ist auch die Aufnahme und das Live performen.

Wie lange und wie oft probt ihr denn, um eure komplexen Stücke auch live fehlerfrei hinzubekommen?

Jede Woche einen kompletten Tag. Mit extra Einheiten für Choreografie, Feinarbeit, Lernen neuer Songs und Organisation.

Werdet ihr eigentlich auch in Zukunft weiter an eurem „Sci-Fi-Image“ festhalten und euch Band-konzeptionell festlegen oder haltet ihr euch andere Optionen offen?

Das „steht wohl in den Sternen“. (lacht) Man kann weiterhin mit anspruchsvollen Texten und den Verzicht auf „Fuck“, „Shit“ oder religiösen und politischen Einflüssen rechnen. Welches Konzept das nächste Album haben wird muss sich allerdings ganz natürlich entwickeln.

Wie sieht denn die nächste Zeit bei Darkest Horizon aus?

Für das nächste Jahr ist die Band wieder für Festivals in Nachbarländern gebucht und es stehen Meetings mit Magazinen und Radiostationen an.
Momentan spielen wir vermehrt deutschlandweite Konzerte und enden das erfolgreiche Jahr mit einem Dankeschön auf unserem, nun zum 4. Mal selbstorganisiertem, Jubiläumsgig „Darkest Anniversary ’14“ am 12.12.2014 im Herzen unserer Heimat (Rodgau – OpenStage). Ladet eure Freunde ein! Man sagt, dass sich das Darkest Horizon Liveerlebnis lohnt!

(mk)
www.DarkestHorizon.com

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