Vom Magneten angezogen

Verfasst am 12. Mai 2009 von Mathias Anthes (Kategorie: Konzert-Rezensionen) — 1.813 views

Metallica | Vorbands: The Sword, Machine Head

11.05.2009 – Festhalle, Frankfurt am Main

Die Bay-Area-Helden von Metallica sind auf ihrer „World Magnetic“-Tour und machen selbstverständlich auch in „Mainhattan“ halt.

Statt einer normalen Bühne am Ende der Halle stand eine runde Bühne genau in der Mitte, darüber hingen die Lautsprecher etc. Die Stahlkonstruktion, die die Scheinwerfer hielt, war in der Form des Sarges vom „Death Magnetic“-Cover gestaltet. Doch das war noch nicht alles, sie waren zudem absenkbar und konnten angewinkelt werden, um so das Licht in der ganzen Halle zu verteilen. Zwar wirkte das alles sehr imposant, doch dadurch sah man im Normalfall immer nur ein Bandmitglied, selten standen alle zusammen in der Mitte. Eine normale Bühne empfinde ich persönlich als vorteilhafter, was aber nicht heißt, dass dieser Bühnenaufbau grundlegend schlecht sei.

Die erste Band des Abends war die amerikanische Rockband The Sword. Die vier Mitglieder sahen allesamt wie Hippies aus den 60er-Jahren aus, zudem haben sie fast keine Ansagen zwischen ihren Songs gemacht, wodurch die Band sehr desinteressiert wirkte. Die repititive und monotone Musik machte es auch nicht besser. Interessanterweise gab es auch fast keine Texte, nur ab und zu nuschelte Sänger J.D. Cronise ein paar Worte ins Mikro, die aber so unverständlich waren wie eine Durchsage am Bahnhof. Diesen Auftritt hätte man sich sparen können und stattdessen Machine Head und/oder Metallica mehr Spielzeit geben sollen.

Damit wären wir auch schon bei der zweiten Vorband: Machine Head. Nun ging es richtig rund, denn im Gegensatz zu ihren Vorgängern hatten sie richtig Spaß auf der Bühne, besonders Sänger und Gitarrist Robb Flynn strotze nur so vor Energie und hätte die Bühne wohl am liebsten gar nicht mehr verlassen. Er glänzte auch durch minimale Deutschkentnisse und grölte dem Publikum immer wieder ein „Prost!“ entgegen. Leider schienen das einige als Ansporn genommen zu haben sich den Verstand wegzusaufen, denn zwei Schränke (jeweils mindestens 100 Kilo schwer und voll wie Haubitzen) wollten unbedingt einen Mosh Pit starten, doch keiner wollte mitmachen. Um die Leute zu „animieren“ fingen sie sogar an, um sich zu treten und zu schlagen. Damit machten sie sich sehr viele Feinde, nur konnten viele nichts dagegen unternehmen. Als sich einer der beiden nach hinten fielen ließ um Schwung zu holen, nutze ich die Gelegenheit, legte meinen Arm um seinen Hals und drückte ihm die Luft ab. Daraufhin guckte er erstmal dumm aus der Wäsche und war immerhin für drei Minuten ruhig, was der Rest des Publikums sehr begrüßte. Bevor er wieder loslegte, hatten meine Begleiter und ich uns etwas weiter nach vorne gekämpft, wo es ruhiger war. Aber auch das sollte nicht ewig so bleiben…

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In der Umbaupause kletterten fünf Roadies an Strickleitern zu den Scheinwerfern hoch, denn dort waren fünf Stück, die mit Stühlen versehen waren und manuell gesteuert werden konnten. Danach wurde noch das drehbare Schlagzeug von Lars Ulrich hergerichtet, so dass Metallica um 21:15 Uhr loslegen konnten. Dummerweise war nun die gesamte Festhalle ein Mosh Pit, so dass man mehr oder weniger wehrlos umhergeschubst wurde. Problematisch wurde es, als von hinten ein paar Dutzend drückten, die vorderen Besucher aber nicht wollten, dass sich wer vordrängelt und deshalb zurückdrückten. Dabei wurde mein Thorax so stark eingedrückt, dass mir das Atmen fast unmöglich wurde. Ein großer Kerl neben mir sah, dass ich fast die Augen verdrehte und signalisierte den Sicherheitsbeamten, mich bitte rauszufischen (falls derjenige das hier tatsächlich lesen sollte: vielen Dank!). So kam ich wieder an die frische Luft und direkt an den Bühnenrand. Um wieder etwas Engerie zu schöpfen und mich abzukühlen, ging ich zur Bar für ein eiskaltes Glas Wasser. Dort war nicht nur die Sicht hervorragend, auch die Akustik war besser.
Den Hauptteil des Sets machte natürlich das aktuelle Album „Death Magnetic“ aus, aber auch ältere Stücke wie „Sad But True“, „The Outlaw Torn“, „Enter Sandman“, „One“ und das obligatorische „Master Of Puppets“ wurden gespielt. Die vielleicht besten Songs des Abends waren aber die Halbballaden „Nothing Else Matters“ und „The Day That Never Comes“, denn diese erzeugen eine ganz spezielle Atmosphäre. Zwischendrin gab Robert Trujillo ein Basssolo zum besten, auch Kirk Hammett spielte zwei Soli als Pausenfüller.

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Als wäre die Stimmung nicht schon hitzig genug, schossen Feuerbälle und bunte Flammensäulen aus der Bühne empor, nur um von der spektakulären Lasershow übertrumpft zu werden.
Gegen 23:00 Uhr verließ die Band zum ersten Mal die Bühne, doch nur um kurz darauf mit „Too Late Too Late“ die Zugabe einzuläuten. Diese dauerte bis knapp 23:20 Uhr. Nun verließen bereits die ersten Besucher die Halle, doch James Hetfield merkte an: „Frankfurt, it’s obvious: You need one more, right?“ – und natürlich brauchten wir einen Song mehr. Während des Intros von „Seek And Destroy“ wurden dann große Luftballons mit Metallica-Schriftzug ins Publikum geworfen, welches sichtlich Freude daran hatte. Dreißig Minuten vor Mitternacht war aber endgültig Schicht im Schacht, die Band bedankte sich für den großartigen Abend und verteilen fast schon kistenweise Plektren an die Metalheads, schüttelten hunderte Hände und waren ihren Fans so nahe wie es nur ging.
Ich habe für meine Karte auf eBay zwar 100 Euro statt der eigentlichen 64,50 gezahlt, aber sie war jeden einzelnen Cent wert. (ma)

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