Das Urteil der toten Engel

Verfasst am 05. Juli 2008 von Michael Klein (Kategorie: Konzert-Rezensionen) — 2.358 views

Death Angel | Vorband: Verdict

02.07.2008 – Colos-Saal, Aschaffenburg

Tag 1 des Colos-Saal-Triathlons. Disziplin: Old School Thrash.

Die Kult-Thrasher von Death Angel machen Halt im beschaulichen Aschaffenburg und servieren den Gekommenen zuerst die in letzter Minute aufgesprungenen Miltenberger Verdict als Appetithappen vor dem eigenen Konzert.

Aus musikalischer Sicht passt diese Kombination natürlich hervorragend, aber bei so kurzfristiger Zusage musste man natürlich Angst haben, dass das Quintett noch nicht richtig eingespielt ist oder einen Kaltstart hinlegt. Weit gefehlt! Die fünf Jungs gehen mit den beengten Platzverhältnissen (es steht nur die halbe Bühne zur Verfügung, da Verdict vor der Backline der Amis spielen muss) bestmöglich um und feuern den gut zweihundert Anwesenden ein energiegeladenes, vierzigminütiges Thrash-Fest um die Ohren. Perfekt eingespielt und kein bisschen müde werden Old-School-Thrash-Granaten wie „Sick Society“ oder der Dampfhammer „Killing Spree“ in die Menge geschleudert. Die ersten Haare fliegen.

Die manchmal an Mille (Kreator) erinnernde Stimme von Shouter Daniel Baptista kommt bei perfektem Bühnensound beispiellos zur Geltung, während Gitarren (schön anzusehen: Marius Packs Spiel auf der Linkshändergitarre), Bass und Schlagzeug für ordentlichen Druck sorgen. Das Zusammenspiel der Band wirkt bombensicher und tight – was von den Anwesenden wohlwollend honoriert wird und von der Band umgehend mit dem noch nicht veröffentlichten Stück „Assassination“ belohnt wird.

Dass Verdict am heutigen Abend fett gepunktet haben, erkennt man an den vielen Zugabe-Rufen, die aber leider nicht berücksichtigt werden können – denn es ist Zeit für die Helden der Bay Area: Death Angel!

Die Band steigt mit Tempo 100 in das Set ein und wird die Geschwindigkeit im weiteren Verlauf auch nicht mehr bremsen. Die unbändige Spielfreude und der unaufhaltsame Bewegungsdrang der Musiker übertragen sich im Nu auf das Publikum, das jeden gespielten Song feiert und mitbrüllt. Der Sound ist, wie auch schon zuvor bei Verdict, kristallklar und druckvoll. So macht ein Konzert einfach Spaß! Sänger Mark Osegueda feuert die Fans unablässig an und tobt wild seine langen Rastas wirbelnd über die Bühne.

Selbst wenn man kein Fan von Thrash ist, springt der Funke schnell über. Die Songs von Death Angel fordern das Gehör (im Gegensatz zum stumpfen Gebolze anderer Thrash-Bands) und lassen keine Langeweile aufkommen.

Da die zu Anfang des Konzerts getätigte Aussage „…tonight we play fucking long!“ bei amerikanischen Bands in anderem Verhältnis zu sehen ist, ist nach 70 Minuten und ein Paar Zugaben ist auch schon Schluss. Aber schön war’s. (mk)

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