Intronaut | Vorbands: Scale The Summit, Desert Beneath The Pavement

Verfasst am 11. Dezember 2013 von Michael Klein (Kategorie: Konzert-Rezensionen) — 2.721 views

08.12.2013 – Elfer, Frankfurt am Main

Ca. 100 Besucher haben sich am ungeliebten Montagabend im neuen Elfer in Sachsenhausen eingefunden, um sich dieses feine Paket anzuhören. Als die Mannheimer Desert Beneath The Pavement kurz vor halb Neun ihren ersten Ton spielen, reagiert das Publikum jedoch noch etwas zurückhaltend. Dabei klingt die Kombination aus Post-Rock, Doom und vielen Desert Beneath The Pavementinstrumentale Passagen doch ganz ordentlich. Der teils dreistimmige Gesang entwickelt zusammen mit teils deftiger Untermalung sogar richtig viel Druck. So viel Druck, dass Schlagzeugerin Laura (die zudem mit ungewöhnlicher Spielart auffällt) mehrfach während dem Set ihre permanent rutschende Bassdrum zurecht rücken muss.
Der freundliche Applaus nach 30 Minuten bestätigt: Ein gelungener Beginn des Abends.

Scale The SummitWas habe ich mich auf diesen Auftritt gefreut! Zum ersten Mal überhaupt kann man Scale The Summit auf deutschen Bühnen bewundern. 10 Jahre und vier Alben mussten die hiesigen Fans auf diesen Moment warten. Da gilt es, jede Minute des Auftritts in sich aufzusaugen. Wer weiß, wann es die Amerikaner das nächste Mal über den Teich schaffen…
Was folgt, ist eines der besten Konzerte des Jahres! Diese vier Jungs sind einfach unglaublich (wenn man es nicht selbst gesehen hat). Sie gehen in ihrer Musik auf – sie leben die Noten, die sie vertonen und wirken dabei zufrieden und glücklich – genau wie die dicht vor der Bühne stehenden Fans.
Es steht dabei nie ausschließlich das technische Können im Vordergrund. Dieses ist (anders als z. B. bei Animals As Leaders) nur Mittel zum Zweck. Die Perfektion, mit der die Musiker zu Werke gehen ist ohnehin nicht von dieser Welt. Die Art und Weise wie Chris Letchford seine Gitarre spielt sucht seinesgleichen. Etwas Derartiges habe ich noch nie zuvor gesehen. Absolut fantastisch! Was ausnahmslos auch für seine Mitstreiter gilt.
IntronautDazu gelingt es der Band tatsächlich ohne irgendeine Konserveneinspielung die komplexen Songstrukturen der Aufnahmen 1:1 auf der Bühne umzusetzen. Kurzum: Scale The Summit sind die vollkommene und überaus sympathische Einheit aus Perfektion und Leidenschaft – ohne dabei verkopft zu wirken. Das Ergebnis ist traumhafte Musik, die den Gedanken der willigen Zuhörer viel Raum zum Schweifen lässt und bei Gelegenheit (und vor allem live) mit satten Riffs auch wieder zurück in die Realität holt. Traumhaft!

Intronaut sind für mich im Anschluss nur noch Showausklang. Was nicht abwertend gemeint (und hochgradig subjektiv) ist. Denn zum einen bin ich mit dem Material der Amis nicht vertraut, zum anderen immer noch geplättet vom vorherigen Auftritt der Landsmänner.
Was ich höre, gefällt mit jedoch ausgesprochen gut. Der Sound von Intronaut ist sehr dicht, sehr organisch und druckvoll. Das Zusammenspiel funktioniert blind und ist sehr tight. Musikalisch sind Intronaut inzwischen selbst Paten eines Sounds, mit dem Kylesa oder Mastodon inzwischen die größeren Erfolge einfahren. Doch mit dem Underdog-Image scheint sich das Quartett angefreundet zu haben. Die Fans im Elfer danken es der Band mit lautem Beifall. Zu Recht! (mk)

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