Rübezahl und Orkus-Kind

Verfasst am 05. Juli 2011 von Michael Klein (Kategorie: Konzert-Rezensionen) — 3.122 views

Valient Thorr | Vorband: Orcus Chylde

04.07.2011 – Colos-Saal, Aschaffenburg

Warum beim Preis von lächerlichen 13,- Euro und der Aussicht auf zwei tolle Bands nur etwa 100 Nasen den Weg ins Colos finden, bleibt mir rätselhaft, zumal das Ticket gerade einmal ein paar Münzen mehr kostet als eine Karte für einen beliebigen Kinofilm in 3D.

Nun – die lokalen Helden von Orcus Chylde ließen sich davon nicht beeindrucken. Sind sie sich doch bewusst, dass ein Großteil der Besucher wegen ihnen gekommen ist. Bei tollem, glasklarem Sound startet die zum Sextett gewachsene Band in ihr knapp einstündiges (!) Set und genießt den nach jedem Song reichlich gespendeten Applaus. Die neu integrierte Orgel (auch wenn sie zu leise abgemischt wurde) bildet das bisher fehlende Element im Sound der Band und sorgt für glanzvolle Ergänzung zur spannenden Gitarrenarbeit von Nico Rausch und Lukas Kunkel. Auch Neuschlagwerker David Neuendorf bereichert die Band ungemein und begeistert durch sein dynamisches, kraftvolles und sehr variables Spiel, das dem progressiven, psychedelischen Seventies-Rock einen lebendigen Puls verleiht. Ein toller Auftritt!

Nach einer ziemlich raschen Umbaupause betreten dann Valient Thorr die Bühne und sorgen mit ihrer Erscheinung für den einen oder anderen Schmunzler bei den Anwesenden. (Beinahe) bärtiger als ZZ-Top, in old-schoolige Kutten und in (sehr) enge Jeans gequetscht, gibt das überaus sympathische Quintett aber gleich dermaßen Vollgas, dass das leichte Schmunzeln noch größerer Überraschung weicht. Das hatte nun niemand erwartet. Allen voran Rübezahl-Rumpelstilzchen-Kreuzung und Sänger Valient Himself wirbelt unaufhörlich mit Aerobic-Moves über die Bühne, wirft sich auf die Bretter und flippt wortwörtlich aus, während sich seine Begleitmannschaft in nicht minder bewegungsreiche Rock-’n‘-Roll-Posen wirft. Großartig! Und kein Wunder, dass der Band der Schweiß schon nach dem zweiten Song in der Arschritze steht. Da das Aschaffenburger Publikum noch (gewohnt) verhalten reagiert, stellt sich Valient Himself schließlich mitten in die Menge und motiviert die bis dato etwas lahme Meute zum gemeinschaftlichen rudern (ja, wirklich!), Fäuste in die Luft recken und Arme schwingen. Und siehe da: es funktioniert. Die Stimmung steigt und führt den Gig Stück für Stück zum Erfolg für die engagierten Amerikaner. Furios und vor allem in Punkto Bühnenperformance von einigen selbsternannten Größen unbedingt nachahmenswert! (mk)

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