Pioniere auf Reisen

Verfasst am 27. April 2011 von Michael Klein (Kategorie: Konzert-Rezensionen) — 1.646 views

Waltari | Vorband: Lord Bishop Rocks

26.04.2011 – Nachtleben, Frankfurt am Main

Neben uns sammeln sich an diesem Abend noch etwa 50 weitere Verrückte im Frankfurter Nachtleben, um die seltene Gelegenheit wahrzunehmen, sich die finnischen Crossover-Pioniere Waltari live auf deutschen Bühnen anzusehen. Am hohen Durchschnittsalter der Besucher kann man schnell erkennen, dass der Bekanntheitsgrad der Band bei jüngeren Semestern quasi gegen null geht. Schade eigentlich, wenn eine so bahnbrechende und wegweisende Truppe schon nach 25 Jahren Bestehen langsam in Vergessenheit gerät.
p1080519Den Anwesenden macht dies indes nichts aus – sie freuen sich auf eine gewohnt spaßige und kunterbunte Show des Quintetts. Und diese sollten sie auch bekommen!
Sänger Kärtsy und seine Mannschaft (darunter ja auch Kreator-Gitarrist Sami Yli-Sirniö) sind hervorragend aufgelegt und versprechen nach dem starken Opener „In The Cradle“ vom aktuellen Album „Below Zero“ ein eher Retro-lastiges Programm, wie es nur noch selten zu hören gibt. Danach hagelt es derbe Riffs, freakige Beats und zahlreiche Raps im Minutentakt. Nichtkennern der Band wird schnell bewusst, welche enorme stilistische Bandbreite die Finnen im Repertoire haben. Sei es Drum-’n‘-Bass-Alternative („Far Away“), Humppa-Folk-Pop („Piggy In The Middle“), Grindcore („Let’s Get Crucified“) oder Melodic Rock/Metal („Atmosfear“). Die Setlist gleicht einer Achterbahnfahrt durch die verrücktesten Stilrichtungen. Nichts bleibt unkombiniert, nichts bleibt unversucht – und das Wichtigste: nichts bleibt teilnahmslos entgegengenommen! Denn die Stimmung im kleinen Saal ist ausgelassen gut und die Jungs werden nach jedem Stück mit ordentlichem Beifall bedacht.
Zu kleinen Highlights mausern sich u.a. das Riff-Brett „Below Zero“, das als Zugabe intonierte, schwer drückende „Slow Thinking Street“, das ohnehin immer starke „So Fine“ und das dicke Finale „Wish I Could Heal“. Wer danach noch kein Grinsen im Gesicht hat, der hat was falsch verstanden. Geiler Auftritt!

p1080442Im Vorprogramm sorgte das selbsternannte „Sex-Rock“-Trio Lord Bishop Rocks für die entsprechende Aufwärmung. Der bluesige und funkige 69er-Power-Rock konnte zwar keine Begeisterungsstürme entfachen, wurde aber durchaus positiv aufgenommen. Groove und Feeling kommen eben immer gut an. Und dass man einem charismatischen Musiker wie Lord Bishop, der weit über 1100 Konzerte gespielt und bereits 17 CDs veröffentlicht hat, auf der Bühne nichts mehr erklären muss, versteht sich von selbst. (mk)

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