Siff ’n‘ Bang

Verfasst am 24. Februar 2009 von Michael Klein (Kategorie: Konzert-Rezensionen) — 2.176 views

Overkill | Vorbands: Exodus, Torture Squad, Gama Bomb

23.02.2009 – Colos-Saal, Aschaffenburg

Thrash scheint in zu sein. An allen Ecken und Enden der Welt steigen Bands aus ihren Grüften, um sich an klassisch-old-schooligem Thrash zu versuchen. Und die Liste wird immer länger: Municipal Waste, Toxic Holocaust oder Mantic Ritual sind nur einiger Vertreter dieser neuen Welle. Doch wie steht es mit den alten Helden? Zählen sie jetzt zu den vergessen und vergrabenen oder sind Recken wie Overkill und Exodus noch in der Lage die Hallen zu füllen?

Die Frage beantwortet sich im proppevollen Colos-Saal von selbst. Eine ganze Legion von Kuttenträgern hat sich am heutigen Abend eingefunden um dem hochkarätigen Konzertpaket beizuwohnen. Manche davon so jung, dass sie die Glanzzeiten der heutigen Bands nur vom Hörensagen kennen können. Für den Nachwuchs im Publikum ist also gesorgt. Gleiches gilt auch für die Bühne: Die junge, 2002 gegründete irische Band Gama Bomb hat sich ganz dem kultigen Achziger-Jahre-Thrash verschrieben und zelebriert diesen in Stücken wie „Hell Trucker“, der Robocop-Kurz-Attacke „OCP“ oder dem augenzwinkerden „Hammer Slammer“. Ein gelungener Einstieg.
Die Brasilianer von Torture Squad haben danach ja quasi ein Heimspiel. War Aschaffenburg doch der Stützpunkt während ihrer 2008er Deutschland-Tour. Die Jungs um Geburtstagskind und Schlagzeuger Amilcar Christofaro (dessen groovige Spieltechnik heute besonders beeindruckt) nutzen die Gunst der Stunde und lassen nichts anbrennen. Die härteste Band des Abends schmettert ihre technischen Nackenbrecher südamerikanischer Prägung souverän in die Masse und erntet dafür ordentlich Beifall. Besonders viele Fäuste recken sich zur Bühne, wenn Sänger Vitor Rodrigues seine gewaltige Grunts z. B. bei „Chaos Corporation“ oder „Hellbound“ auspackt. Ein mehr als gelungener Auftritt, was die Sprechchöre gegen Ende belegen.
Nach kurzer Umbaupause ist die Zeit für den ersten „Thrash-Opa“ gekommen: Exodus. Die Amis um Ikone Gary Holt präsentieren sich gut gelaunt und bestens eingespielt und manövrieren sich durch ein 60-minütiges Best-Of-Set, das neben Klassikern („A Lesson In Violence“) auch Songs der neueren Werke enthält („War Is My Shepherd“, „Iconoclasm“). Neben Drum-Koloss Nick Barker (Ex-Cradle-Of-Filth, Ex-Dimmu-Borgir,…), den sich Exodus als Ersatz für den derzeit im Urlaub befindlichen Stamm-Felldrescher Tom Hunting für die Tour geholt haben, fällt Sänger Rob Dukes besonders durch seinen hohen Assi-Faktor auf (singen, von der Bühne kotzen, weitersingen). Den Fans macht’s jedoch nix aus und so können Exodus den Auftritt unter Erfolge verbuchen.
Der durchschnittliche Promillegrad der Anwesenden liegt inzwischen bei gefühlten 2,0 – so viele Alk-Zombies wühlen sich durch die Menge und kommen (vor allem) wegen des extrem bierverklebten Bodens nur langsam vorwärts.
Der Rest des Abends soll dann ganz im Zeichen der lebenden Fossilien von Overkill stehen. Für mich als kein Die-Hard-Fan ist die tägliche Thrash-Dosis aber nach einer halben Stunde bereits erreicht, weswegen der Heimweg dann doch verlockender als die Bühnenmusik ist. Overkill wurden bestimmt auch ohne mich abgefeiert. (mk)

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