Power Of Metal x2

Verfasst am 24. März 2011 von Michael Klein (Kategorie: Konzert-Rezensionen) — 4.986 views

Power Of Metal 2011 | Mit: Nevermore, Symphony X, Psychotic Waltz, Mercenary, Thaurorod

11.03.2011 – Backstage Werk, München & 16.03.2011 – Batschkapp, Frankfurt am Main

Mit der diesjährigen „Power Of Metal“-Tour hat die österreichische Promo- und Booking-Agentur Rock The Nation wieder ein ganz vorzügliches Paket zusammengestellt, um Europa mit einer Stahllawine zu überrollen.
Für im Schnitt 25,- Euro kam der geneigte Fan in den Genuss von fünf hochwertigen Acts aus dem Prog- und Power-Metal-Sektor – und hatte erstmals seit vielen Jahren sogar die Chance, die Kult-Truppe Psychotic Waltz wieder live zu sehen.
Die Redaktion von www.Metal-Aschaffenburg.de hat sich auf der Tour gleich zwei Mal vor die Bühnen gestellt und sowohl in Frankfurt als auch in München die Haare rotieren lassen. Wo es besser war? Lest selbst!

Das Backstage Werk mitten in der bayerischen Landeshauptstadt entwickelt sich mehr und mehr zu einem meiner Lieblingsclubs. Vor allem, weil man in dem tribünenartigen Aufbau der Halle von nahezu jeder Position aus perfekte Sicht auf die Bühne hat und sich die Massen (es waren insgesamt ca. 800 Fans zugegen) – ohne dass man Platznot bekommt – im Raum optimal verteilen.

p1030977Selbstverständlich wurde es beim Opener Thaurorod ohnehin noch nicht all zu eng vor der Bühne. Dafür ist die junge Truppe aus Finnland auch noch zu unbekannt. Der melodische Power Metal im klassischen Sonata-Arctica-/Stratovarius-Stil ließ aber schon einige der Anwesenden aufhorchen. Das lag zum einen an der engagierten Performance der Truppe und an der Tatsache, dass sie mit dem erst seit einem Monat in der Band aktiven Italiener Michele Luppi (Vision Divine) einen formidablen Sänger verpflichtet haben. Es fehlt halt einfach noch an Songs, die vom Publikum lauthals mitgesungen werden, um noch größere Triumphe zu erzielen. Die Visitenkarte war zumindest jedoch schon mal nicht schlecht. (mk)

Leider kann nicht jeder bei Metal-Aschaffenburg nur vom Artikelschreiben leben und muss sich erst an unmetallischen Arbeitsplätzen das nötige Kleingeld für diese kostenintensiveren Konzerte verdienen. Allerdings werden wohl beide Mannschaften zustimmen, dass es diese Ausgabe mehr als wert war. Jedenfalls kam Team Frankfurt auf Grund eines Arbeitswilligen mit Verspätung in der Batschkapp an. Da hat wohl jemand falsch disponiert.

Die erste Hälfte des ThaurorodSets ist uns durch die Lappen gegangen, aber ihr melodischer Metal kam bei einigen Nasen schon sehr gut an. So richtig gefüllt war der Konzertsaal allerdings auch mit uns noch nicht. Die Theorie, der wahre Frankfurter kommt nicht vor neun Uhr, bestätigt sich mal wieder.
Die Band liefert auf jeden Fall eine solide Performance ab und kann mit einigen Überraschungen aufwarten. So mischt die Band immer mal wieder ihren finnischen Power Metal mit schwedischen Anleihen und traut sich auch einmal den Schritt, ungewohnte Blastbeat-Kombinationen in den Sound einzubauen. Kreatives Songwriting und gute Musiker sind vorhanden. Es fehlt nur noch der gute Bühnensound sowie Fan-Kreis. Am Applaus merkt man, dass sie nicht wenige in Frankfurt überzeugt haben.

p1040099Mercenary aus Dänemark spielen am heutigen Abend eher die Außenseiter-Rolle, denn das anwesende Klientel ist nicht unbedingt Fan von melodischen (Death) Metal. Die Gruppe schafft hier auf den vergangen Alben immer ein gute Brücke zum Power Metal und verbindet Härte mit Melodie sehr gekonnt. Allerdings hatten sie sich vor 1,5 Jahren von einigen Kern-Mitgliedern verabschiedet und wagen sich mit einem neuen Album an ein weiteres Kapitel der Bandgeschichte. Bassist René Pedersen übernimmt jetzt den Keif-Gesang und auch noch die melodischen Vocals. Man merkt den Musikern die Spielfreude an, die auf der Bühne wirklich alles geben.
Die Umsetzung der neuen Stücke von „Metamorphosis“ („The Follower“) gelingt auch ziemlich überzeugend, aber spätestens bei den alten Liedern wird der qualitative Unterschied bemerkbar.
Das Austauschen der oft eingesetzten Sirene zu einer Art Schrei-Gesang ist nicht nur der Tod der Abwechslung in den Liedern, sondern nervt auf Dauer nur noch. Erschwerlich kommt auch der schlechte Sound mit besonders fürchterlichem Schlagzeug-Klang hinzu.
Der langsame Stimmungsabfall ist nach anfänglicher Euphorie nicht verwunderlich. Die vorderen Reihen stört das allerdings kein bisschen. Sie grölen und bangen weiter bis zum Ende mit dem Klassiker „Firesoul“ mit, während sich die älteren Herren im Hintergrund am Bierstand auf die Headliner vorbereiten. (aw)

Zwei Punkte können die Münchener Abgesandten von Metal-Aschaffenburg dick unterstreichen: Die immens hohe Spielfreude und die Tatsache, dass René Pedersen (im Gegensatz zur Ex-Sirene Mikkel Sandager) live merklich Probleme mit den hohen Screams hat und um diese zu umschiffen deutlich häufiger grunzt und keift. Das verleiht vielen Stücken eine deutlich härtere Kante. Zum Glück gibt es in der Weißwurstmetropole keinerlei schlimmere Soundprobleme zu verzeichnen, so dass neben Krachern wie dem Opener „World Hate Center“ auch Stücke neueren Kalibers ordentlich abräumen.

p1040377Mit der Tatsache, dass Psychotic Waltz überhaupt noch einmal Konzerte spielen, hatte eigentlich niemand mehr gerechnet. Zu oft hat Sänger Devon Graves alias Buddy Lackey dies vehement verneint und mit dem ja bereits wieder vergangenen Deadsoul Tribe und seiner aktuellen Band The Shadow Theory ja auch selbst für die legitimen Nachfolger gesorgt. Nun ist das schier Unmögliche wahr geworden und Psychotic Waltz stehen im Line Up Graves/Rock/McAlpin/Evans und Leggi wiedervereint auf der Bühne.
Die Band (und allen voran Devon Graves) verfügt zwar ohne Zweifel immer noch über viel Charisma und Ausstrahlung, trotzdem will die progressive Mixtur nicht so richtig zünden. Das mag vor allem an der Tatsache liegen, dass alte Fans Stücke wie „Into The Everflow“, „Spiral Tower“ oder „I Of The Storm“ textsicher mitsingen, die Besucher jüngeren Semesters (welche in München eindeutig in der Mehrzahl sind) wegen Unkenntnis des Materials aber sehr verhalten reagieren. Trotzdem erfreut die Ansage, dass nach der Tour neues Material in Angriff genommen wird. (mk)

Setlist München:

  • Ashes
  • Spiral Tower
  • Haze One
  • Into The Everflow
  • Morbid
  • Halo Of Thorns
  • Nothing
  • I Of The Storm

Als Psychotic Waltz in Frankfurt die Bühne enterten, spendete Jung und Alt einiges an Applaus, denn die Wiedervereinten zogen beachtlich viele Fans nach Frankfurt. Der charismatische und begnatete Sänger Devon Graves dominierte den Auftritt der sympatischen Amis. Typisch Devon, unterstütze er seinen herausragenden Gesang durch seine Art von Ausdruckstanz, indem er mit seinen Händen kryptische Gesten beschrieb und vollends in der Musik versank. Soundtechnisch waren die Gitarren im Vergleich zum Rest leider etwas zu leise, trotzdem machten die fünf Jungs ordentlich Stimmung. Gerade die Mischung aus tragenden, melodischen, psychedelischen Gitarren und harten Gitarrenriffs begeisterten die Fans und ernteten zurecht einiges an Beifall.

Nun wurde zum Glück in Frankfurt erst die komplette Technik ausgetauscht, bevor es an die zwei Headliner ging, was zu einer enormen Soundverbesserung führte. Da fragt man sich stets: „Warum nicht gleich so?“
Als es dann endlich zu meinem Highlight des Abends kam, wurde der Saal berechtigterweise voll, die Temperatur stieg auf Saunagrade an und die Vorfreude platzte aus allen Nähten.

p1040451Symphony X starteten mit „Of Sins And Shadows“ durch und Russell Allen, wohl einer der besten Metalsänger der Welt, zog durch seine überwältigende Bühnenpräsenz alle Blicke auf sich. Mir kam es fast so vor, als ob er auch ohne Mikrofon genauso laut singen könnte. Es folgten Stücke vom aktuellen Album sowie vom bald erscheinenden, die auch ordentlichen Anklang durch ihre groovigen und proggressiven Elemente fanden und stets dachte man, dass mindestens doppelt so viele Musiker, aufgrund des überwältigenden und vielschichtigen Sounds der Jungs, auf der Bühne waren. Beim ruhigen Stück „Paradise Lost“ sang das Publikum den Refrain begeistert mit und zwischen den Stücken kamen sympathische Ansagen. Immer wieder musste man auch begeistert auf die flinken Finger des Gitarristen Michael Romeo und des Keyboarders Michael Pinnella während der abwechselnden Soli schauen.
Schließlich verließen meine persönlichen Könige des klassischen Progressive Metals mit „Set The World On Fire“ nach ihrer übermenschlichen Leistung die Bühne und gaben den Weg für Nevermore frei. (mat)

Da haben die Münchner wohl Pech gehabt: Der mit der hessischen Großstadt identische Auftakt „Of Sins And Shadows“ sowie die folgende Prog-Abrissbirne „Domination“ ging leider in einem völlig übersteuerten, viel zu lauten Soundmatsch unter. Erst ab dem Furiosen „Serpent’s Kiss“ besserte sich der Sound und die Symphony X’sche Urgewalt nahm ihre volle Schubkraft auf.
Dann gab es aber kein halten mehr. Mit genialer Setlist, einem überirdisch aufspielenden Michael Romeo (bei solchen Riffs, Licks und Soli sollte sich selbst Großmeister noch was abschauen können!) gleicht der Rest des Sets einem Siegeszug. Auch hier machen die zwei Kostproben vom kommenden Silberling mächtig Appetit bei den Fans und Russel Allen denunziert mit seiner Leistung sämtliche Konkurrenz. Bis auf den Beginn: Perfekt! (mk)

Setlist München:

  • Of Sins And Shadows
  • Domination
  • Serpent’s Kiss
  • End Of Innocence [NEU]
  • Paradise Lost
  • Inferno (Unleash The Fire)
  • Smoke And Mirrors
  • Dehumanized [NEU]
  • Set The World On Fire (The Lie Of Lies)

Nevermore erwischen in München einen wirklich guten Tag: Der Sound passt von der ersten Minute an, Jeff Loomis brilliert wie immer und Warrel Dane singt heute einfach göttlich! Dazu eine Setlist, die kaum einen Wunsch offen lässt. Das Ergebnis: München geht steil! Der Pit tobt, die Haare fliegen und die Pommesgabeln sind zu hunderten in die Höhe gereckt. Bei Granaten wie „Enemies Of Reality“, „Born“ oder dem neuen Smasher „Emptiness Unobstructed“ aber auch kein Wunder. Die grandiose neunminütige Hymne „This Godless Endeavor“ markiert dabei nur einen von vielen Höhepunkten eines durchweg starken Auftritts. (mk)

Setlist München:

  • Inside Four Walls
  • Moonrise (Through Mirrors Of Death)
  • The Termination Proclamation
  • Your Poison Throne
  • Born
  • The Heart Collector
  • The River Dragon Has Come
  • Emptiness Unobstructed
  • This Godless Endeavor
  • Enemies Of Reality
  • The Obsidian Conspiracy

p1040672Nachdem famosen Auftritt der ersten Headliner Symphony X sind nun die großen Nevermore dran. Viele Gerüchte über eine schlechte Show standen vorher bereits im Raum. Angeblich wäre Warrel Dane wieder auf Alkohol und schafft seine Stimme dementsprechend nicht auf Hochtouren zu bringen und man dürfe allgemein mit einer sehr schwachen Performance rechnen.
Der heutige Abend in Frankfurt gehört allerdings ab Sekunde eins mit zu den besten Nevermore-Shows, die ich bisher sehen durfte.
Jeff Loomis und Warrel Dane zeigen mal wieder ihre Stärken und auch die beiden eingesprungen Gastmusiker (Anmerkung: hübsche Bassistin!!) wirken nicht ganz so steif, wie man in diversen Internet-Foren vorher lesen durfte.
Somit kann man auch mal den ein oder anderen schiefen Ton oder Verspieler verzeihen, denn die Band präsentierte sich auf hohem Niveau.
Die Setlist war, wie in München auch, stark auf das neue Album ausgerichtet (z. B. „The Termination Proclamation“, „Your Poison Throne“, „Emptiness Unobstructed“) und dadurch sind Fans der alten Stunde nicht ganz auf ihre Kosten gekommen.
Bei welcher Band gibt es eigentlich keine Anhänger des „Früher war alles besser“- Pessimismus?
Fakt ist, dass die Band heute einen gesunden Schnitt der letzten vier Alben darbietet und auf jeden Fall auch den größten Anteil an Fans zu vermelden hat.
Besonders bemerkbar wird das beim Gassenhauser „The Heart Collector“, der durch die vielen Mitsingenden live für Gänsehaut sorgt. Die Hälfte der Batschkapp lässt in dieser Stunde die Haare fliegen und feiert gemeinsam, dass es aus Seattle noch mehr als Grunge gibt. Animationsversuche gibt es von der Bühne ständig, doch die Flut an Stagedivern bleibt glücklicherweise(?) aus. Abgerundet wird das Ganze noch mit dem Titeltrack von „The Obsidian Conspiracy“.

Was soll man mehr zu den beiden Abenden sagen? Das RTN-Team hat dieses Mal wirklich ein geniales und lohnenswertes Paket zusammengeschnürt, das so wohl stilistisch und qualitativ sehr gut harmoniert hat. Diese Tour war eine Bereicherung für das erste Metal-Quartal 2011. Vielen Dank und einen großen Respekt an die Bands. (aw)

Bilder: (lkb)

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