Attentäter

Verfasst am 22. Februar 2011 von Michael Klein (Kategorie: Interviews) — 4.741 views

Assassin im Gespräch

Assassin wer? Assassin! Wer sich ein wenig mit der deutschen Thrash-Geschichte auseinandersetzt, wird feststellen, dass Assassin damals nicht minder populäre Zeitgenossen von Bands wie Sodom, Destruction oder Kreator waren.
1989 wurde im Proberaum eingebrochen und der Band das gesamte Equipment gestohlen – was zuletzt zur Auflösung führte.
2003 feierte die Band auf dem Wacken Open Air ihre Wiederauferstehung und spielte anschließend diverse Tourneen mit Sodom und Gigs in Italien, Russland, Norwegen und Tschechien.
Am 25.2. erscheint mit „Breaking The Silence“ nun das erste handfeste Lebenszeichen seit sechs Jahren. Der sympathische Gitarrist Michael Hoffmann unterhielt sich mit uns.

assassin-breakingMetal-Aschaffenburg: Hallo Michael! Der Titel passt hervorragend zu der Tatsache, dass es lange Zeit still war um euch. Warum die lange Wartezeit? Was ist denn in der Zwischenzeit bei Assassin passiert?

Michael Hoffmann: Wir hatten seit unserer Reunion 2002 dauerhaft Probleme die richtige Rhythmustruppe zu finden. Als Bassisten hatten wir für „The Club“ und ein paar Konzerte Ufo Walter, der aber wegen seiner zig anderen Projekte kaum Zeit hatte für Assassin. Wir suchten also weiter und spielten fast jedes Konzert mit einem anderen Bassisten. Eine Show in Stettin haben wir sogar ohne Bassmann gespielt. Irgendwann kam dann Joachim in den Proberaum und wir wussten nach einem Stück, dass er der Richtige für uns ist.
Als dann 2008 unser Drummer und Freund Frank ausgestiegen ist, war es erstmal wieder frustrierend. Da einen Ersatz zu finden war wirklich schwer. Nach endlosen Tests mit gefühlten 598 Bassisten und 273 Drummern haben wir aber seit 2009 eine komplette Band. Björn hat uns auch direkt bei der ersten Probe überzeugt mit seinem Geknüppel. Wir sind inzwischen auch zusammen in der Altstadt unterwegs und machen gemeinsam alles kaputt. Echte Freunde eben. Im Ernst, es kommt seit der Reunion wirklich so was wie ein Bandfeeling auf.

Schön zu hören! Wo liegen denn in euren Augen die wesentlichen Unterschiede zwischen „The Club“ und „Breaking The Silence“?

Im Gegensatz zu „The Club“ ist „Breaking The Silence“ ein pures Thrash-Album. Wir haben damals bei „The Club“ alle gesammelten Ideen der letzten Jahre zusammengeworfen und da auch andere Stile mit einfließen lassen. Das haben wir auf dem aktuellen Album nicht gemacht. Alles ist kompakter, handgemachter und purer Thrash ohne Kompromisse.

Produziert wurde „Breaking The Silence“ von der Legende Harris Johns. War er eure erste Wahl als Produzent? Wie verliefen die Aufnahmen?

Es gab bei uns nur die Option, das neue Album mit Harris aufzunehmen. Er ist einfach die Nummer 1 im deutschen Thrash Metal und wir kennen uns seit Ewigkeiten. Er weiß genau, wie Assassin klingen müssen und setzt das mit seiner Erfahrung perfekt um. Es ist sicher nicht für jeden leicht, uns fünf Chaoten mehr als ein paar Stunden zu ertragen mit unseren Eskapaden, aber Harris hat sich da gut durchgebissen und das Ergebnis hat uns alle zufrieden gestellt.

Mit Nummern wie „I Like Cola“ beweist ihr, dass guter Thrash auch durchaus mit einem Augenzwinkern versehen sein darf. Was sagt ihr zu all den bierernsten Gruppen, die sich jeden Spaß verkneifen und die Ansicht vertreten, dass Thrash ernst und böse sein muss?

In meinen Augen war Thrash nie eine besonders ernste Musik. Ich kann verstehen, wenn man sich als Death- oder Black-Metaller textlich nur mit Blut, Tod und Teufel beschäftigt. Was soll da auch sonst passen? Im Thrash geht es aber um was anderes. Wir wollen eine gute Zeit mit aggressivem Soundtrack. Da kann es auch mal um was Ernstes gehen, wie bei „Destroy The State“ oder damals „Fight“ und „Abstract War“, aber halt auch mal um was Positives, wie bei „No Fear“ oder „Real Friends“, wo Robert über Freundschaft und Zusammenhalt schreibt oder „Raise In The Dark“ wo es um mein  übertriebenes Poker spielen geht. Bei Sachen wie „Junkfood“ oder „AGD“ wurden damals auch mal Sachen ins Lächerliche gezogen und diesen Humor haben wir mit ins neue Jahrtausend gerettet.

Ihr seid nach 23 Jahren wieder bei Steamhammer unter Vertrag. Wie kam es dazu? Wie gefällt es euch dort?

Wir haben ein paar Demos an verschiedene Firmen geschickt und haben uns dann für SPV entschieden, weil sie uns den besten Support angeboten haben. Sie werden unser altes Zeugs Mitte des Jahres wieder veröffentlichen und auch eine DVD ist im Gespräch. Wie sich unsere neue Freundschaft mit SPV langfristig entwickelt wird sich zeigen. Im Moment ist auf jeden Fall alles super und wir geben uns Mühe, dass es so bleibt.

pic01Habt ihr eine Idee, warum der Thrash Metal derzeit so einen enormen Popularitätsschub erfährt?

Die Leute haben einfach wieder Lust auf handgemachte und hyperaggressive Musik. Dieses ganze Gedudel mit den getriggerten Drums und den hübschen Refrains kann einem aber auch wirklich auf den Sack gehen. Da wundert es nicht, wenn man dann doch wieder „Reign In Blood“ und „Kill ‚Em All“ auflegt und sich wie ein kleiner Junge freut und losbangt. Ah, da lege ich doch gleich mal „Haunting The Chapel“ von Slayer auf – die hab ich jetzt schon wieder einige Zeit nicht gehört.

Was haltet ihr von Jungspunden wie Gama Bomb, Municipal Waste oder Bonded By Blood, die heute genau den Sound aufgreifen, den u.a. Assassin vor Jahrzehnten entscheidend mitgeprägt haben?

Ich kenne keine der von dir genannten Bands, aber es ist gut zu wissen, dass die Tradition oben gehalten wird, wenn wir mal in der Kiste liegen.

Mal hypothetisch gefragt: Wenn euch 1989 nicht euer Equipment gestohlen worden wäre, wo würden Assassin heute stehen?

Wenn ich mir das Demo von damals anhöre, bin ich mir sicher, dass wir uns spätestens 1990 aufgelöst hätten. Im Ernst, der Einbruch war eigentlich nur noch der Tropfen, der das Fass zum überlaufen gebracht hat. Vorher war da noch das Management, was unser Image poppiger machen wollte und dann kam der Ausstieg von Dinko, dem anderen Gitarristen. Unser Manager holte zwar schnell einen Ersatz, aber dieser Typ passte überhaupt nicht zu Assassin – weder musikalisch, noch menschlich und so klang halt auch das Demo, das als Vorbereitung für das dritte Album gedacht war: Totaler Müll!

Alles klar. Danke für das Interview!

Danke auch an dich und die Aschaffenburger Bande. Übrigens „Chemical Warfare“ ist echt einer der besten Slayer-Songs – fällt mir gerade mal wieder auf.

(mk)

www.Assassin-Online.de

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