Sleep, My Orcus Chylde!

Verfasst am 11. Dezember 2010 von Manuel (Kategorie: Konzert-Rezensionen) — 3.052 views

Orcus Chylde & My Sleeping Karma

10.12.2010 – Colos-Saal, Aschaffenburg

Die aufstrebende Psychedelic-Rock-Band Orcus Chylde und die bereits etablierten Instrumental-Rocker My Sleeping Karma, beide aus Aschaffenburg, geben ein Heimspiel im Colos-Saal. Es hätte so schön werden können, aber alles der Reihe nach…

p1000053Der Colos-Saal ist um 21h ordentlich gefüllt, als die Newcomer pünktlich ihr Set mit „The Day The Seventh Angel Came“ eröffnen, das bereits von ihrer, in diesem Jahr veröffentlichten, ersten EP bekannt ist. Was schon zu Beginn des Konzert bereits auffällig ist, ist der im Vergleich zur Lautstärke der Restinstrumente zu laute Gesang sowie die technischen Probleme bei Gitarrist Nico, die über die gesamte Spielzeit der Band anhalten würden. Mit Songs wie „Orcus Chlyde“, „Over The Frozen River“ und dem ebenfalls von der EP bekannten Stück „Cold Men“ wissen die fünf Musiker zu überzeugen. Tightes Auftreten der Rhytmusfraktion, herrliche melodiöse Gitarrensoli und in jedem Song Momente, die sich in das Hirn des Hörers einbrennen – so stellt man sich Retro-Rock vor. Das Publikum feiert zwischen den Songs der Band frenetisch, wobei man sich fragen muss, ob hier eher die Musiker an sich bejubelt werden, die scheinbar an diesem Abend viele Freunde mitgebracht haben oder doch eher das worauf es wirklich ankommt, die Musik des Quintetts – während den Lieder herrschte dann doch eher Stillstand und wenig Bewegung bei den jugendlichen Zuschauern. Insgesamt ein sehr solider Auftritt der jungen Aschaffenburger, der durch die oben bereits beschriebenen Probleme getrübt wird. (ms)

Es ist gegenüber allen Musikern auf der Bühne erschreckend respektlos, wenn während des gesamten Konzerts die eine Hälfte (oder sogar ein noch größerer Teil) des Publikums pausenlos Gespräche führt. Bisweilen herrscht im Club sogar Kneipenatmosphäre.
Besonders störend wirkt sich das stetige Gemurmel bei den ruhigen Passagen der beiden Bands aus – es gehen sogar ganze Songfragmente im Lärmpegel unter. Man fragt sich zu Recht – und wie bereits erwähnt – ob einige Besucher wirklich wegen der Musik gekommen sind. Die Gruppe Rotwein schlürfender Snobs vor mir jedenfalls nicht – sie stehen eh zu größten Teilen mit dem Rücken zur Bühne. Genauso wenig der Trupp stockbesoffener Idioten, die dazu auch noch meinen, dass es besonders rebellisch ist, während den Klängen von My Sleeping Karma zu rauchen. Von den vielen größtenteils weiblichen Tuschel-Gruppen ganz zu schweigen – diese sind ohnehin mehr damit beschäftigt ständig Plätze zu wechseln, um sich die schicken neuen Oberteile nicht irgendwo mit einem Bierspritzer vollzusauen oder ihre drölfzig besten Freundinnen in den jeweilig anderen Saalecken zu suchen.

Mit anderen Worten: Das Publikum war grauenhaft!

p1000153Ganz im Gegenteil zu den Musikern von My Sleeping Karma. Das Quartett stimmt diejenigen, die wirklich zuhören wollen (und können) mit ihren instrumentalen Mantras eine Stunde lang in wohlige Trance. Die pulsierenden Bassläufe, die stimmigen Synthie-Spielereien, das kraftvolle Drumming und die zauberhaften Gitarrenmelodien entwickeln live erneut eine Faszination, der man sich nur schwer entziehen kann. Die von den vier Musikern hingebungsvoll intonierte Best-Of-Setlist lässt keine Wünsche offen und unterstreicht die Tatsache, dass My Sleeping Karma längst in einer eigenen Klasse spielen. Eine Klasse, die inzwischen auch für immer mehr Aufmerksamkeit im Ausland sorgt. Erst kürzlich wurde das Quartett für das französische Hellfest bestätigt. Gut möglich also, dass die Anwesenden Zeugen eines Spektakels geworden sind, das in Zukunft immer seltener werden könnte: Ein Heimspiel. (mk)

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