Die schönste Art zu sterben

Verfasst am 22. Oktober 2010 von Mathias Anthes (Kategorie: Konzert-Rezensionen) — 2.223 views

Dark Tranquillity | Vorbands: El Comer Ocho, Insomnium

21.10.2010 – Batschkapp, Frankfurt am Main

Der zweite Teil der „Where Death Is Most Alive“-Tour stand an, so dass Dark Tranquillity der schönen Main-Metropole mal wieder einen Besuch abstatteten. Mit im Gepäck: Zwei Bands, die das Publikum auf das bevorstehende Spektakel einstimmen sollten.

Die erste davon war El Comer Ocho. Die noch ziemlich unbekannte Band bildete mit ihrem Death Metal einen angenehmen Gegenpol zum melodischen Spielstil der anderen beiden Gruppen. Die Musik war solide und gut präsentiert, einzig die Ansagen vom Sänger habe ich nie verstanden. Er war zudem etwas übereifrig, was dazu führte, dass er einmal fast das Schlagzeug seines Bandkollegen umrempelte. Während des zweiten Songs kam plötzlich einer ihrer Roadies (auf jeden Fall denke ich mal, dass er zu ihnen gehörte, da er später auch die Fotografien für die Band übernahm) auf die Bühne, rappte für 20 Sekunden und verschwand wieder – etwas bizarr, aber wieso nicht.
Viel Bewegung konnte man im Publikum während ihrer 20 Minuten Spielzeit nicht verzeichnen, doch der Applaus am Ende bestätigte, dass die Belgier recht gut ankamen.

Bald darauf kamen die Finnen von Insomnium auf die Bühne, auf die ich mich besonders gefreut hatte – und zwar zu Recht. Voller Inbrunst sind die drei Saitenzupfer umhergerannt und wussten gar nicht, wohin mit ihrer Energie. Während sie spielten, wirkten sie, als wären sie die glücklichsten Menschen auf der Erde, und diese Fröhlichkeit sprang sofort auf das Publikum über, das jeden Song feierte. Die Setlist bestand vor allem aus eher neuerem Material, was den Zuhörern aber sehr gut gefiel; besonders das göttliche „Mortal Share“ war einfach der Wahnsinn. Knapp eine Stunde durften sie spielen, doch mir kam es eher wie 20 Minuten vor, solchen Spaß hat ihr Auftritt gemacht. Wäre man nach Insomnium gegangen, hätten sich die 19 Euro Eintritt bereits mehr als gelohnt – doch das Beste sollte ja erst noch kommen!

Nämlich Dark Tranquillity, die ohne Umwege mit „At The Point Of Ignition“ ihr Set begannen. Dass ständig Leute auf die Bühne sprangen und stagediven wollten, störte die Band überhaupt nicht, meistens gab Sänger Mikael Stanne den Springern noch einen Klaps auf die Schulter mit. Den Vogel schoss aber ein junger Kerl ab, der während „Monochromatic Stains“ auf die Bühne kletterte, Stanne das Micro fast aus der Hand riss um den halben Chorus zu singen und sich dann unter dickem Applaus in die Menge fallen ließ – Respekt, Junge! Selbst Mikael konnte da nur ungläubig lachen. Genau wie Insomnium zuvor, waren die Schweden richtig heiß darauf, den Menschen vor der Bühne ihre Musik präsentieren zu dürfen und taten dies mit unglaublichem Tatendrang.
Die Setlist war bunt gemischt, neben einigen Songs des neuen Albums „We Are The Void“ kamen auch ältere dran, so zum Beispiel „Damage Done“, „The Wonders At Your Feet“ und das 15 Jahre alte „The Gallery“ sowie etwas neuere wie „Misery’s Crown“ oder „Lost To Apathy“. Wie es sich für eine echte Rampensau gehört, zeigte Stanne auch jede Menge Sinn für Humor, seine Ansage für „Focus Shift“: „This next song is about lack of concentration, and it’s called: LOST… TO… APATHY! Oh wait, we already played that… I’m so stupid!“.
Als er den letzten Song ankündigen wollte, versuchte das Publikum, das Unausweichliche hinauszuzögern und unterbrach ihn immer wieder mit „Dark Tranquillity!“-Sprechchören – so oft, dass er gar um Erlaubnis zu sprechen bat. Doch zum Glück war „Punish My Heaven“ nicht wirklich der letzte Song, es folgten als Zugabe noch „Final Resistance“, „ThereIn“ und als wirklich letzten Song das obligatorische „Terminus (Where Death Is Most Alive)“.
Es ist fast unmöglich, die Atmosphäre dieses Abends in Worte zu fassen, doch ich drücke es mal so aus: Hätte ich mir beim Headbangen das Genick gebrochen – ich wäre glücklich gestorben. (ma)

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