Nightfall in Langen

Verfasst am 04. Oktober 2010 von Michael Klein (Kategorie: Konzert-Rezensionen) — 1.777 views

Blind Guardian | Vorbands: Steelwing, Van Canto

03.10.2010 – Neue Stadthalle, Langen

Wenn Blind Guardian auf Tour gehen, sollte man nicht zögern und zu einem der Konzerte gehen, schließlich muss man in der Regel vier Jahre warten, bis sich eine erneute Gelegenheit dazu bietet. Das dachten sich wohl auch die ca. 1500 bis 2000 Besucher, die am Tag der deutschen Einheit in die Neue Stadthalle in Langen pilgerten um dem seltenen Gastspiel der Krefelder beizuwohnen.

Doch schon am Einlass offenbarten sich die ersten organisatorischen Mängel, die sich auch im weiteren Verlauf des Abends noch als Spaßbremsen erweisen sollten. Den (auch noch zehn Minuten verspäteten) Einlass als schleppend zu bezeichnen wäre noch sehr untertrieben. Drei Ordner für dies gesamte Masse an Besuchern! Meinten das die Veranstalter ernst? Kein Wunder also, wenn selbst diejenigen, die sich pünktlich vor der Halle eingefunden haben, einen Teil der ersten Vorband verpassen. Da ist es auch nicht hilfreich, der Unsitte zu erliegen, diese sogar eine Viertelstunde vor offiziellem Beginn auf die Bühne zu schicken.

Freilich – Wer Steelwing nur von der Garderobe oder der Schlange am Bierstand hören konnte, hat nicht viel verpasst. Die Schweden kamen mit ihrer engagierten Performance zwar gut an, doch die Musik (Maiden meets Priest) ist mehr als unauffällig.

Anders schon Van Canto, denen es als eine der wenigen Blind-Guardian-Vorbands wirklich gelingt, richtig Stimmung zu erzeugen. Die Zielgruppe stimmt halt und Kracher wie Nightwishs „Wishmaster“, Grave Diggers „Rebellion (The Clans Are Marching)“ oder „Fear Of The Dark“ kennt jeder, mag jeder und singt jeder mit. Ein Siegeszug der sechsköpfigen A-Capella-Band.

Wer sich in der anschließenden Umbaupause nun etwas zu trinken holen wollte, konnte sich auf viel Wartezeit einstellen. Die (wenigen) Thekenkräfte waren schlecht vorbereitet, langsam und unorganisiert. Jedes einzelne Bier musste erst noch gezapft werden, jede einzelne Colaflasche geöffnet und in einen Bescher geschüttet werden. Am liebsten wäre man zum Helfen selbst hinter die Theke geklettert.

Als dann um 21:45 Uhr endlich Blind Guardian die Bühne enterten, war der ein oder andere Ärger schon wieder verflogen und einer Vorfreude gewichen – zumindest, wenn man einen Blick auf die für ein Konzert in diesem Größenverhältnis extrem niedrige Bühne erhaschen konnte und nicht von der tropfenden Decke genervt wurde (Hallo!? Da hätte man von den 17 Millionen Euro Umbaukosten durchaus auch ein paar Euro für eine besser Belüftung investieren können).

Sacred“ vom aktuellen Album „At The Edge Of Time“ läutete dann endlich den Reigen ein und wurde genau so gut aufgenommen wie die meisten der älteren Kracher. Klar – an den Qualitäten von Kalibern wie „Mirror, Mirror“, „Imaginations From The Other Side“ oder „Time Stands Still (At The Iron Hill)“ lässt sich nichts rütteln. Das verzichtbare „Fly“ wird zwar auch beim X-ten Mal nicht besser und „Punishment Divine“ wäre nicht unbedingt meine erste Wahl als Zugabe gewesen – aber das ist sicher Ansichtssache. Sonst machen die Krefelder im Grunde genommen nicht viel falsch: Die Stücke vom neuen Album reihen sich sehr gut ins Klassiker-Portfolio ein, die Lightshow ist klasse und spielerisch waren die Jungs eh schon immer gut – was man an der guten Stimmung vor der Bühne ablesen kann.
Die Band muss sich aber durchaus einige Fragen gefallen lassen: Sind drei Songs vom neuen Werk vielleicht nicht ein bisschen wenig? Müssen es wirklich immer die gleichen Klassiker sein oder hätten sich die Fans über eine weitere Überraschung wie „Time What Is Time“ noch mehr gefreut als über das hundertste „Welcome To Dying“? Muss die LED-Wand wirklich nonstop laufen oder hätte man die überladenen Animationen auch gezielter einsetzen können? Muss man teilweise wirklich die gleichen Animationen wie 2006 verwenden oder könnte man den Fans auch etwas neues zeigen? Hier wäre weniger jedenfalls mehr gewesen.

Aber was soll’s – der „The Bard´s Song (In The Forest)“ stimmt versöhnlich. Und als nach 105 Minuten die Hallenlichter angehen, sind die meisten Fans zufrieden gestellt und freuen sich auf die nächste Tour – 2014. (mk)

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