Keep Of Kalessin – „Reptilian“

Verfasst am 18. Mai 2010 von A. Wissel (Kategorie: CD-Rezensionen) — 2.312 views

Eine Macht!

Keep Of Kalessin zogen erst vor einigen Wochen die Aufmerksamkeit auf sich, als diese im norwegischen Vorentscheid für den Eurovision Song Contest den respektablen dritten Platz erreichten. Bei dem Playback-Auftritt konnte die Band zwar nicht gerade ihre Fähigkeiten an den Instrumenten zeigen, aber verdammt fähig sind sie auf jeden Fall. In Deutschland hat die Band leider noch nicht den verdienten Status erreicht, obwohl die Gründung im Jahr 1994 schon einige Jahre her ist und auch Musiker wie Frost (1349, Satyricon) und Attila Csihar (Mayhem) gerne ihren Beitrag zu früheren Scheiben ablieferten. Der Wandel vom typischen Black Metal in melodischere Gefilde hat sich langsam abgezeichnet und mit dem 2008er-Album „Kolossus“ ist eine anspruchsvolle und geniale Scheibe erschienen, die nun im Jahre 2010 mit „Reptilian“ übertroffen werden soll.

Schon der Einsteiger „Dragon Iconography“ bietet einem den Einblick in den aktuell sehr direkten Sound der Band. Nach dem epischen Anfang baut das Lied langsam eine gewaltige Soundwand auf und steigert sich mit einem schönen Break in ein richtig thrashiges Riff. Der Einfluss des Thrash Metals ist der Platte sehr oft anzuhören und bereichert den Sound ungemein. Mit dem gleichzeitig einsetzenden Gewitter namens Schlagzeug wird auf wirklich höchstem Tempo bombastische Musik zelebriert. Beim darauf folgenden „The Awakening“ wird nach einem kurzen abgehakten Einstieg ein Feuerwerk an abwechslungsreichen Riffs und schnellem Schlagzeug geliefert, gemischt mit einem äußerst einprägsamen Chorus. So gibt es auch den ersten Ausflug des Sängers in klare Gefilde.
Er fährt auf dieser Platte selbstverständlich sein komplettes Repertoire auf. So gibt es auf der Scheibe wirklich alle Tonlagen des gutturalen Gesangsstils.
Das Eurovision-Lied „The Dragontower“ fügt sich nach erster Skepsis wirklich gut in das Album ein. Das Lied zeigt die Vielfalt der Band, da hier vor allem die melodischen Heav-Metal-Anleihen durchsickern und das Lied eher im mittleren Tempo gehalten ist. Auf dem kompletten Album sind unglaublich gute Melodie-Linien zu finden, die mit den wirklich guten Breaks auf ganzer Linie Abwechslung bieten. So einige Bands können sich bei dieser Kurzweiligkeit eine Scheibe abschneiden. Besonders hervorheben muss man noch „The Divine Land“, das unglaublich episch und mächtig gespielt wird. Der starke Chorus und die eingebauten Chöre verbreitet auch nach dem hundertsten Mal hören eine Gänsehaut bei mir. Mit dem Abschluss „Reptilian Majesty“ hat sich die Band noch einmal selbst gekrönt. Der 14 Minuten lange Track gefällt besonders durch seinen verspielten Mittelteil, der sich nach Musik aus Fantasy-Film, Computer-Spiel und Metal zusammensetzt. Die Band fährt noch einmal alle Facetten auf, wobei das Hauptaugenmerk auf der getragenen Epik liegt. Das ruhig ausklingende Ende des Liedes entlässt uns leider auch wieder aus der Welt von Keep Of Kalessin, nur um nach einem kurzen Atemzug wieder auf die Playtaste zu drücken.

Der Sound wurde übrigens von einem alten Bekannten abgemischt. Daniel Bergstrand hat auch schon für Behemoth, In Flames und Meshuggah seinen Beitrag geleistet. Er macht seinen Job erwartungsgemäß gut und bietet einen absolut sauberen Sound auf, bei dem alle Nuancen zu hören sind und trotzdem noch mehr als ordentlich Druck aufkommt.

So bleibt zum Schluss nur zu sagen, dass die Band den richtigen Weg geht und wieder eine absolut geniale Scheibe hingelegt hat. Für Freunde des melodischen Black Metal mehr als zu empfehlen. Sie spielen jetzt schon in ihrer eigenen Liga und hätten auch schon längst auch in unserem Land einen hohen Stellenwert einnehmen müssen. Was ja nicht ist, kann ja noch werden! (aw)


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Bewertung: 14/15 Punkte
Genre: Melodic Black Metal
Herkunft: Norwegen
Label: Indie Recordings
Veröffentlichungsdatum: 14.05.2010
Homepage:
www.KeepOfKalessin.no

Tracklist

  1. Dragon Iconography
  2. The Awakening
  3. Judgement
  4. The Dragontower
  5. Leaving The Mortal Flesh
  6. Dark As Moonless Night
  7. The Divine Land
  8. Reptilian Majesty


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