Fortsetzung folgt

Verfasst am 12. Mai 2008 von Michael Klein (Kategorie: Interviews) — 2.860 views

Interview mit Fairyscape

Die dunklen Musikwelten in Aschaffenburg bekommen 2008 neuen Aufschwung. Fairyscape melden sich nach einer längeren Pause zurück! Nach größeren Umstrukturierungen innerhalb der Band, steht Fairyscape vor einem Neubeginn mit musikalischer Neuausrichtung. Gitarrist und Gründungsmitglied Georg gab zu den Umgestaltungen und Erneuerungen bereitwillig Auskunft und spendierte auch einen Ausblick in die weitere Zukunft:

Metal-Aschaffenburg: Georg, in welche Richtung wird sich Fairyscape nach den Wechseln im Bandgefüge bewegen? Welche musikalischen Änderungen kann man erwarten?

Georg: Änderungen wird es hauptsächlich in der musikalischen Ausrichtung geben. Wir werden uns mehr am Gothic orientieren – weniger am Metal.
Jedoch wollen wir die eigene Richtung von Fairyscape, die sich in keine genaue Richtung pressen lässt, beibehalten.
Das merkt man jetzt auch schon ganz stark einigen neu arrangierten Songs wie „Questioning“ oder „In A World“, die durch das Keyboard schon wesentlich voller und auch interessanter klingen. Dieses Klangspektrum war vorher mit nur 2 Gitarren nicht möglich (was aber nicht heißen soll, dass es schlecht war – im Gegenteil!) Mit diesem riesen Spektrum an Klängen werden wir nun komplett neue Songs schreiben, sowie einige alte behalten und neu arrangieren.

Die neuen Songs sollen sich mehr am Gothic orientieren. Nun ist Gothic ist ein weit gefächerter Stil. Gibt es bestimmte Bands, an denen ihr euch orientiert?

Es gibt natürlich Bands, die einen beim Songwriting beeinflussen. Da wäre bei mir definitiv Dream Theater zu nennen, obwohl das ja alles andere als Gothic ist. So richtig orientieren wäre falsch gesagt. Ich würde eher sagen, dass man Ideen dafür bekommt, was sich gut anhört. Als Beispiel könnte man hier die teilweise recht komplexe Struktur unserer Songs nennen (bei denen man am ehesten sieht von welcher Band ich beeinflusst bin). Im Endeffekt ist es aber einfach so, dass wir unseren Stil durchziehen, ob von einer Band beeinflusst oder nicht. Ich habe auch noch keinen gehört, der uns mit irgendeiner Band verglichen hat, außer vielleicht Nightwish. Aber es wird ja sowieso jeder mit Nightwish verglichen, der eine Sängerin hat und was anderes außer Pop und Rock macht, egal ob das zur Musik jetzt passt oder nicht.

Mit Steffi (Vocals), Nick (Keys) und Pascal (Drums) finden sich drei neue Namen im Band-Lineup von Fairyscape. Sind die neuen Bandmitglieder ins Songwriting involviert?

Ja, das sind sie. Es ist so, dass das Grundgerüst und die Texte (größtenteils) von mir kommen. Die schreibe ich dann mit einem Programm entsprechend auf und schicke sie an die anderen Mitglieder oder stelle sie in unser Forum. So haben sie schon mal eine Idee vom Song.
In der nächsten Probe überlegen wir uns dann, wie wir den Song so ausgestalten bzw. verändern können, dass es unseren Vorstellungen entspricht.
Im Endeffekt sind so eigentlich bisher alle Songs von uns entstanden. Es ist eben immer ein Miteinander. Jeder überlegt sich seinen Teil und präsentiert den anderen das Ergebnis. Dann überlegen wir uns, ob uns das so gefällt, oder wo wir gerne eine Veränderung hätten und wie sie aussehen soll. Danach spielen wir die entsprechende Stelle mit der neuen Idee, usw. Das ist halt eben die Kleinarbeit an den Songs. Aber ich glaube, sie lohnt sich! Immerhin sieht man immer mehr, dass gute Musik wieder mehr und mehr gefragt wird!

Wie weit ist denn euer Songwriting fortgeschritten? Kann man denn demnächst mit einer Debüt-CD rechnen?

Ja, es gibt schon neues Material! Aber du kannst dir sicher vorstellen, dass es auch eine Heidenarbeit ist, erstmal die ganzen älteren Songs neu zu arrangieren und die soweit zu üben, dass sie sitzen.
Aber ich kann auch hier an dieser Stelle mal verlauten lassen, dass wir für nächstes Frühjahr die Aufnahme einiger alten Songs mit neuer Besetzung geplant haben. Wie viele das werden, wissen wir noch nicht! Vielleicht gibt es auch eine kleine Überraschung! Wer weiß…

Schön zu hören. Dann kann sich das Aschaffenburger Publikum ja bald auf eine Release-Party freuen, oder? Gibt es denn schon konkrete Live-Termine?

Ja, wir werden nächstes Jahr wieder auf der Bühne zu sehen sein! Wir planen unter anderem mit Gates Of Dawn, mit denen wir gut befreundet sind, ein paar Gigs zu spielen. Des Weiteren haben wir auch noch zu anderen etwas bekannteren Bands Kontakte und werden versuchen, als Vorgruppe spielen zu dürfen. Konkrete Daten kann ich aber noch nicht nennen, da noch keine greifbaren vorhanden sind!

Welche Rolle spielen die Texte bei euch? Welche Themen versucht ihr zu verarbeiten?

Die Texte spielen natürlich eine wichtige Rolle. Zum einen sind es Texte über Verlangen oder Sehnsucht („Questioning“, „Breathe“) oder sie erzählen einfach eine Geschichte („Never-ending Story“). Manche Songs sind auch über das klassische „Sterben und Tod“-Thema, über die Dunkle Seite in uns, die Verzweifelung an manchen Dingen („Secret Realm„). Es ist eigentlich alles bis auf Heimatlieder und Liebesschnulzen vertreten.

Bildet Michael Endes „Die Unendliche Geschichte“ die Textbasis für den Song „Never-ending Story“?

Die Unendliche Geschichte hat da überhaupt keinen Einfluss! Ich kann mich zumindest nicht daran erinnern, dass es in der Geschichte um Geister, den Garten Eden oder um Bücherverbrennung geht! „Never-ending Story“ habe ich während einer Vorlesung an der Uni geschrieben. Es geht in diesem Text mehr oder weniger darum, wie Geschichten und die Geschichte im Sinne von Historie sich weiterentwickeln, die Umdeutungen, die Missdeutungen und auch bewussten Falschdeutungen. Im Endeffekt ist jeder von uns Teil der kompletten Geschichte. Das ist vielleicht die einzige Parallele zur Unendlichen Geschichte, aber sie bildet weder die Basis, noch dient sie als ein Gerüst.

Wie ist denn der Zuspruch der Aschaffenburger Szene im Allgemeinen? Ihr bildet ja mit Ausnahme von Advocatus Diaboli eine Minderheit in der Region.

Ja, viele Gothic-Bands gibt’s wirklich nicht in Aschaffenburg. Aber ich habe das Gefühl, dass der rockigeren Szene das genaue Genre relativ egal ist, solange es gute Musik ist! Daran mangelte es ja eine ganze Weile, vor allem von Seiten der größeren Radiostationen. Gute Musik scheint wieder gefragt zu sein und wir werden unser Bestes dazu geben (ohne uns selbst zu verleugnen!), um diesem Wunsch gerecht zu werden.

Ist es nicht so, dass es schon massenweise gute Musik gibt – aber sich keiner die Mühe macht, danach zu suchen? Die Hörgewohnheiten der Masse sind doch durch Radio und TV schon so abgestumpft, dass ein Durchschnittsbürger GUTE Musik gar nicht zu erkennen vermag. Oder?

Ja, das stimmt schon! Die Branche wird halt von großen Bossen beherrscht, die nur schauen, was bei den Teenagern so ankommt! Und wenn die natürlich bei Tokio Hotel oder DSDS (oder wie der ganze Kram da heißt) mitmachen, dann wird logischerweise diese Musik mehr verkauft!
Ich finde, dass man da mal wieder ein gescheites Gleichgewicht reinbringen sollte, weil leider die ganzen guten Bands sich immer mehr selbst verraten, nur um bekannt und erfolgreich zu sein (siehe Nightwish oder HIM).

Die Tendenz, den kommerziellen Erfolg allem Anderen überzuordnen, ist aber auch immer mehr bei kleinen Bands zu finden, was man am wachsenden Interesse an Band-Contests (Bodog-Battle, Emeranza,…) erkennen kann. Ist die Anmeldung zu solch einem Event nicht schon der erste Schritt, sich dem Mainstream anzubiedern?

Nein, das sehe ich nicht so! Man bekommt einfach eine Chance, sich zu präsentieren, bzw. seine Musik! Wie diese Musik jetzt ist, das hat ja nichts mit dem Contest an sich zu tun! Mit Mainstream hat das nicht unbedingt was zu tun!

Die oben angesprochenen Advocatus Diaboli sind u.a. auch auf eurer MySpace-Seite als Freunde verlinkt. Wie wichtig ist euch eine solche Internetpräsenz?

Ich halte sie insofern für wichtig, als dass man sich dort ohne eine Plattenfirma im Hintergrund zu haben, eine Fangemeinde und vor allem Gehör verschaffen kann. Die Songs oder Videos werden so schneller verbreitet und man muss nicht umständlich Kassetten verteilen, um bekannt zu werden. Man muss einfach mit der ZEIT gehen, sonst muss man mit der Zeit GEHEN!
Was die Kontakte angeht, so finde ich es sicherlich schön, wenn man ziemlich viele Leute auf dieser Freundschaftsliste hat, weil dadurch natürlich die Chancen steigen, bekannter zu werden. Aber ich denke, dass man wirklich wichtige Kontakte, z.B. Produzenten immer noch über Vitamin B herstellen muss, da man sich im Internet ja als alles ausgeben kann, was man will! Natürlich sind auch einige Produzenten in MySpace vertreten und für die ist es eine feine Sache wenn sie sehen, dass eine Newcomer-Band einen schnellen Anstieg an Freunden hat, da es natürlich auch etwas über die Beliebtheit der Band aussagt und wie sie ankommt!

Steht das Streben nach vielen „Freunden“ und einem höheren Bekanntheitsgrad nicht schon auf einer Stufe mit dem oben bereits angesprochenen „Verrat am Selbst“?

Das kann passieren. Was ich mit „sich selbst verraten“ meinte, ist, dass man nicht mehr das macht, was einem gefällt, sondern das, was immer und unter allen Umständen ankommt! Man verliert quasi seine Besonderheiten und glättet seine Musik, damit sie bei jedem möglichst gut ankommt. Klar, es ist der leichteste Weg, erfolgreich zu werden, aber (mal ins Extrem gesponnen) es hört sich alles genau gleich an!

Wie stellt ihr eich die Zukunft für Fairyscape vor? Gibt es bestimmte Ziele, die ihr verfolgt?

Unsere Ziele…genau definierte Ziele der Band kann ich dir hier leider nicht nennen, da es keine gibt! Wir wollen im Endeffekt als Band anerkannt und auch akzeptiert werden. Natürlich ist es uns auch wichtig, dass unsere Musik ankommt und dass sie Leuten gefällt und vielleicht auch in ihren Bann zieht! Uns ist es einfach wichtig, was anderes zu bieten, als im Moment auf dem Musikmarkt so angeboten wird. Wir versuchen mit unserer Musik einen recht eigenen Weg zu gehen, auch wenn das verdammt schwierig ist! Wie du es auch schon angesprochen hast, gibt es sehr wenige Bands in AB und der Umgebung, die sich zum Gothic bekennen. Vielleicht könnte man sagen, dass wir gerade deshalb ins Gothic gehen, weil es noch nicht so wirklich viele Bands gibt. Aber alles weitere lassen wir auf uns zukommen.

Gibt es etwas das ihr zum Abschluss noch unbedingt loswerden wollt? Wenn ja, dann schießt los!

Es muss wieder mehr gute Musik geben! Vielleicht kapieren das ja auch irgendwann diejenigen, die für die Musikauswahl z.B. im Radio zuständig sind! Sie sollten Nachwuchskünstlern, die außerhalb dieser ganzen schwachsinnigen Casting-Shows ihren Stil durchziehen, endlich eine große Plattform geben, um ihre Musik an den Mann zu bringen! Schrott ist in den letzten Jahren genug produziert worden! Es wird wieder Zeit für was Ernsthaftes!

Vielen Dank für das Interview!

(mk)

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