Im Auge des Sturms

Verfasst am 30. Oktober 2009 von Michael Klein (Kategorie: Interviews) — 1.869 views

Ein Interview mit Transatlantic

Mit ihrem aktuellen „The Whirlwind“ hat die Prog-Supergroup von Neal Morse (ex-Spock´s Beard), Roine Stolt (The Flower Kings), Pete Trewavas (Marillion) und Mike Portnoy (Dream Theater) wieder gehörig Staub aufgewirbelt. Wie man auf die Idee kommt einen fast 78 Minuten langen Song zu komponieren, erklärt uns Gitarrist Roine.

transatlantic2009

Metal Aschaffenburg: Roine, Euer letztes Album liegt bereits acht Jahre zurück („Bridge Across Forever“, 2001) Trotzdem klingt „The Whirlwind“ sehr frisch und unverbraucht. Wie habt ihr das geschafft?

Roine Stolt: Nun, es ist möglich, dass die lange Zeit, die seitdem vergangen ist, uns nur noch mehr motiviert hat, ein fabelhaftes Album abzuliefern. Wir haben versucht dafür das richtige Feeling zu bekommen. Ich selbst versuche mich immer in eine gewisse Spannung zu versetzen um die notwendige Magie – den Feenstaub sozusagen – zu erzeugen.

Transatlantic setzt sich aus vier sehr verschiedenen Musikern zusammen. Wie filtert ihr den typischen Transatlantic-Sound aus euren unterschiedlichen musikalischen Hintergründen?

Wir vier haben uns zusammen in einen Raum gesetzt und das Album Stück für Stück geprobt und aufgenommen – jeder hat auf unterschiedlichen Ebenen einzelne Teile dazu beigetragen. Alle Beteiligten sind ganz besondere Musiker – sehr talentiert und kreativ. Wenn wir uns in einem Zimmer versammeln entsteht eine gewisse Magie – ich weiß nicht genau warum, aber es ist wie ein kreativer Fluss den die Götter auf uns herabregnen lassen. Ich war dieses Mal besonders vom exzellenten Schlagzeugspiel von Mike Portnoy wie weggeblasen. Er ist so viel besser als noch vor zehn Jahren. Bei den Aufnahmen haben wir uns dieses Mal außerdem eher wie vier Freunde oder Brüder gefühlt, die zusammen essen, lachen und schreiben als wie vier Musiker, die in einer Supergroup spielen.

Der Großteil von The Whirlwind entstand aus einem großen Jam zu Beginn der Songwriting-Phase. Wie wichtig war dieser Jam für „The Whilrwind“? Gab es bereits andere Ideen im Vorfeld?

Der Jam war sehr wichtig. Er half uns eine Richtung zu finden die sich durch reines Songwriting vielleicht nicht ergeben hätte. Wenn später dann Gesangsteile zu dem Jam hinzugefügt wurden, entstanden auf diese Weise wurden neue Sektionen für den endgültigen Song. Ansonsten lief das Songwriting genau so ab wie bei den anderen Alben. Und hier möchte ich eines betonen: Es sind nicht nur Neal und ich, die das Material schreiben. Pete und Mike haben weitaus mehr Einfluss auf die Stücke als viele Leute denken. Ich habe Diskussionen im Internet gesehen, die immer wieder sagen „Neal hat das meiste geschrieben…“ oder „Transatlantic ist nicht mehr als Neal und Roines Musik mit einen guten Bassisten und Schlagzeuger…“. Das alles ist SEHR weit weg von der Wahrheit. Mike und Pete haben großen Einfluss auf den ganzen Sound von Transatlantic.

Geht ihr beim Zusammensetzen der Ideen nach bestimmten Routinen vor?

Nein, wir fangen einfach an zu spielen und nähren uns an entstehenden Ideen der Beteiligten. Manchmal halten wir an und hören uns bereits aufgenommene Sektionen an um zu sehen ob sie zu dem passen an dem wir gerade arbeiten.

Viele Band-Projekte komponieren durch den Online-Austausch von Ideen. Könnte „The Whirlwind“ auch auf diese Weise, also ohne gemeinsames proben und spielen existieren?

Einige Teile, ja. Aber als Ganzes wahrscheinlich nicht. Dafür ist das neue Album zu komplex und anders als die vorherigen.

Stand zu Beginn schon fest, dass „The Whirlwind“ aus einem einzigen, fast 80-minütigem Stück bestehen soll?

Mehr oder Weniger – ja. Als der Rest der Band einen Supersong mit epischen Proportionen wollte, war ich zuerst dagegen. Es war mir zu berechenbar, dass die Prog-Supergroup Nr. 1 den längsten Prog-Supersong aller Zeiten schreibt. Zurückblickend stelle ich aber fest, dass es eine zeitlose und gute Mischung geworden ist.

Gibt es eine Verbindung zwischen dem Titel und dem „kreativen Wirbelwind“ der entsteht wenn ihr euch zum komponieren trefft?

Nicht wirklich. Aber wo du es ansprichst: Vielleicht wurden wir alle in das Auge des Sturms geworfen und versuchen nun das Transatlantic-Schiff aus den dunklen Wolken mit unserer Musik ins Licht zu navigieren.

Also seht ihr euch als Band mehr im Inneren des Wirbelsturms.

Naja – Ich hoffe eigentlich möglicht weit weg vom Zentrum… ha ha. Aber ich glaube wir wurden alle hineingeworfen und müssen nun schwimmen so gut wir können. Wir versuchen am Leben zu bleiben, greifen nach den guten Dingen des Lebens, leben und lassen andere dies auch tun. Es liegt alles in Gottes Händen. Ich hoffe wir werden bald die Antwort erhalten. Diese Welt ist ein echtes Wunder. Ich bin jeden Tag aufs neue beeindruckt.

Stehen denn schon Live-Pläne auf dem Programm?

Ich hoffe wir können sehr bald auf die Bühnen zurückkehren. Spätestens aber im Frühjahr 2010. Darauf freue ich mich sehr.

Wir uns auch! Dankeschön!

(mk)

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