Orange Amber | Vorband: The Sirkus

Verfasst am 26. Januar 2013 von Gringer (Kategorie: Konzert-Rezensionen) — 3.269 views

25.01.2013 – Colos-Saal, Aschaffenburg

Ich muss gestehen, dass ich mir etwas Zeit gelassen habe, den Colos-Saal zu entern, weil ich kurz in The Sirkus reingehört und mich das Gehörte nicht unbedingt zur Eile getrieben hat. Wahrscheinlich war ich aber auf der falschen Page, denn das im Saal von der Bühne Schallende war einfach nur genial. Ein schlechtes Gewissen muss ich deswegen wohl nicht haben, denn selbst The Sirkus schreiben auf ihrer Bandseite, dass sie keine Sau kennen würde. Allein der Opener „Imaginary Girl“ zeigte gleich die Rhythmusmarschrichtung an. Die fast in jedem Song The Sirkuseingesetzte Djembé gibt einen wunderbaren Grooveeffekt, den man erlebt haben muss. Total klasse. Und wo holt eigentlich Max diese Stimme her? Wahnsinn! Die Songs umfassen bluesigen Gesang über psychedelische Parts bis hin zu simplen Rock ’n‘ Roll. Und obwohl mir The Sirkus bisher leider kein Begriff waren, entdeckte ich zumindest ein bekanntes Gesicht. Da saß doch Felix Gellrich (Orcus Chylde) an den Keys. Leider hörte man nicht viel von ihm und das lag nicht daran, dass er nicht gesungen hat. Schade. Er ersetzt aber nur übergangsweise den sonst etatmäßigen Keyboarder Adrian.
Mit „Brother China“ lieferten die vier Jungs einen Song ab, zu dem Tarantino einen Film drehen würde, nur damit er ihn einbauen kann. Und als ob das noch nicht reicht, schieben sie mit „All You Teachers“ ein Stück nach, das mich zum Tanzen brachte. Nicht bangen, hüpfen, wippen oder sonst was – nein, eine Kombination von allem, das dann wohl Tanz ergibt. Verrückt! Starker Auftritt, der zur Freude fast aller eine ganze Stunde währte. Einziger Wermutstropfen waren die kleinen Mädchen, die wieder permanent quatschen mussten. Dies wurde nur kurz zum affektierten Jubeln in den Liedpausen unterbrochen. Immer sehr ärgerlich, aber wenn die Pubertät dann mal überstanden sein wird, wissen die Damen vielleicht auch, wie man sich respektvoll Künstlern und Publikum verhält. Ja, und auf den Weltfrieden hoffe ich auch noch.

Orange AmberLeider war dies bei Orange Amber auch ein Thema. Die Band fing an zu spielen und es schien niemanden zu interessieren. Weder Begrüßungsapplaus noch respektvolles Schweigen. Das gab sich aber zum Glück schnell und so wurde „Leave The Doubts“ noch gebührend abgefeiert. Jan vom Merch animierte die Leute durch einen kleinen Ausdruckstanz. Das nahmen viele gern auf und die Crowd trieb es mehr und mehr nach vorn und in Bewegung. Dann wurde zu „Out Of Time“ erstmal geträumt und im Raum vergessen. „Narrow Ways“ avancierte zu Recht zum Publikumsliebling, obwohl das wunderbare „Kaleidoscope“ hierfür harte Konkurrenz ist. Schön gefühlvoll wurde auch „Surrenderman“ von Sänger Paul Ritter für die Masse vorgetragen. Seine Stimme ist begleitend wie ein Instrument, tonangebend oder nur röhrend aufweckend. Großes emotionales Spektrum. Die Bandbreite ist live weitaus größer als auf Platte. Der permanente dicke Nebel auf der Bühne hätte jede Black-Metal-Band neidisch gemacht. War optisch zwar sehr schön, nur legt sich es auch wunderbar auf den Hals. Mit dem hatte es wohl auch Keyboarder Heiner. Zumindest deute ich das anhand des Schals und der Teetasse. Nur wegen Krankheit kann ich ein Tragen von Sonnenbrille auf der Bühne akzeptieren. Ansonsten seh‘ ich da immer sofort schwarz (hidden joke!).
Ebenso dicht wie der Nebel war auch der Klangteppich, den Orange Amber da zauberten. So kam keine Minute Langeweile auf, sondern man ließ sich von Song zu Sond und von Stimmung zu Stimmung tragen. Nach 75 min Traumwandel war es dann leider schon vorbei, aber alle sind in den kalten Tagen erwärmt heim. (lkb)

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