No Sleep ‚til Gothenburg

Verfasst am 28. Juni 2011 von Michael Klein (Kategorie: Festival-Rezensionen) — 5.412 views

Metaltown 2011

17.-18.06.2011 – Göteborg Galopp, Göteborg (Schweden)

Müssen es immer Wacken oder das Breeze sein, wenn es um die alljährliche Festivalfrage geht? Nein, natürlich nicht!
Angestachelt vom genialen Line-Up machten sich die drei Metal-Aschaffenburg-Redakteure Mathias, Linda und Tim nach Schweden auf, um sich einmal anzuschauen, wie die Skandinavier zu harten Tönen bangen. Nach zwei Tagen im schönen Göteborg (absolute Reiseempfehlung!) lag dann der erste Tag des Metaltown-Festivals vor uns.

Als 2004 die erste Ausgabe des Festivals startete, besuchten gerade mal 5000 Metalheads die Göteborger Galopprenbahn, um zu Alice Cooper, Turbonegro und den Lokalmatadoren In Flames abzugehen. Es folgten namhafte Bands wie Slipknot, Tool, Motörhead, Slayer, Machine Head oder Rammstein.
Letztes Jahr konnten die Macher bereits 24000 Besucher pro Tag verzeichnen – damit liegt man etwa in der Größenordung des Dinkelsbühler Summer Breeze.

Die Unterschiede zum deutschen Pendant sind jedoch gewaltig! Wir drei waren uns zum Schluss einig, dass das Metaltown nahezu perfekt organisiert war und in einigen Punkten so ziemlich jedes deutsche Festival um Längen übertraf.
Dies beginnt mit der geschätzt vierfachen Personalmenge (Sicherheitsdienst, Helfer & Co.), welche einen großen Anteil an der unglaublich ruhigen und entspannten Atmosphäre hatte.
Weiterhin konnte man Alkohol nur in abgetrennten Bereichen kaufen und konsumieren. Dadurch (und durch die verhältnismäßig hohen Preise) gab es nur sehr wenige Betrunkene im Publikum – und wer gedacht hätte, dass ohne bierseliges Publikum keine Stimmung vor der Bühne entstehen kann, der wurde so ziemlich bei jeder Band eines besseren belehrt. Ich hatte sogar das Gefühl, dass der niedrige Durchschnittspromillepegel die Stimmung noch drastisch verbessert hat.
Ein weiterer Effekt davon war die enorme Sauberkeit auf dem gesamten Gelände. Nicht nur, dass das Metaltown eine ganze Schar Freiwillige zum Müllsammeln einspannt (dafür gibt’s dann ein Gratis-Ticket und ein Crew-Shirt – eine nachahmenswerte Idee!) – auch die Dixis waren immer sauber und immer mit Klopapier versorgt. Und das, obwohl wir an beiden Tagen nicht ein einziges Reinigungsauto gesehen haben. (Die Schweden sind aber auch so reinlich, dass sie nach „Geschäftsende“ sogar brav den Toilettendeckel herunterklappen!).

Nennenswerte Schlangen gab es eigentlich nur an den Essensständen – diese gingen jedoch immer flott voran – eben weil immer genug Personal vorhanden war. Das Essensangebot war riesig. Es gab von Standards wie Pizza, Burger, Döner, Wurst und Pommes auch diverse mexikanische Leckereien (lecker Burrito!), Känguruburger, Wildschweinkebab, Popcorn, und und und – fast grundsätzlich auch mit vegetarischer Alternative! Absolut vorbildlich!

Absolut genial auch der Shuttle-Service zum Stadtzentrum: Weil am ersten Tag mit 22 Bussen „zu wenige“ bereitgestellt wurden, entschuldigten sich die Verantwortlichen noch am gleichen Abend auf der Homepage und erhöhten die Anzahl der Shuttles am zweiten Tag auf 60 (in Worten: sechzig!) Busse. Anders als beim Summer Breeze handelte es sich dabei nicht um normale Stadtbusse, die ohne Kontrollen vollgestopft wurden, bis die Türen nicht mehr schließen konnten, sondern um luxuriöse Reisebusse, bei denen maximal jeder Sitzplatz belegt war, doch selbst das kam nur selten vor. Und genau wie das Gelände selbst wurden selbstverständlich auch die Busse immer sauber und ordentlich verlassen und es wurde nie rumgegrölt oder sonstiger Terz gemacht. Wie wir finden: In Deutschland undenkbar!

Nun aber zur Sache: Das Areal des Metaltowns beinhaltet drei Bühnen plus Party-Zelt. Während sich auf Haupt- und Nebenbühne (Black und Red Stage) die namhafteren Band abwechseln, gibt es auf der kleineren Zeltbühne (Close-Up Stage) Parallelprogramm. Los geht es immer erst gegen Mittag und Ende ist immer zwischen eins und zwei Uhr nachts – was wir als sehr angenehm empfinden. Alibi-Auftritte um vier Uhr Nachts oder für zwanzig Minuten Spielzeit um zehn Uhr morgens gibt es auf dem Metaltown nicht! Jede Band bekommt eine vernünftige Spielzeit von mindestens 40 Minuten! Außerdem muss unbedingt die Tontechnik gelobt werden: Bei jeder Band war der Sound durchgehend klar und kraftvoll, selbst noch 50 Meter von der Bühne entfernt spürte man den Schalldruck in der Brust – wieso bekommen das Wacken und Co. selbst nach 20 Jahren nicht auf die Reihe?

Dass das Festival 2011 mit 25.000 Besuchern pro Tag ausverkauft ist, merkt man eigentlich kaum. Die Massen verteilen sich bis auf einige Momente sehr angenehm auf das Gelände. (mk/ma)

Freitag, 17.06.2011

Raubtier (15:15 – 16:00/Red Stage)
Die erste Band, die wir uns angesehen haben, waren die Schweden von Raubtier. Die als „die schwedischen Rammstein“ gehandelten Mannen konnten durchaus überzeugen und waren für mich die größte Überraschung des Festivals. Obwohl es noch früher Nachmittag war, war der Platz vor der Bühne voll, die Stimmung bestens und das Publikum folgte jeder Aufforderung des sympathischen Frontmanns Pär Hulkoff. Besonders beliebt machten sie sich mit ihrem Outro: Der Titelmusik von „Terminator 2“. Diese Band sollte man im Auge behalten! (ma)

All That Remains (17:15 – 18:15/Red Stage)
Auf die Empfehlung zweier junger Schweden hin lassen wir uns im Anschluss von All That Remains eine Ohrenspülung verpassen. Und in der Tat: Die Amis können mit ihrem melodischem Death Metal/Metalcore sowohl uns als auch etliche andere Hörer überzeugen. Einzig die pathethischen Ansagen von Sänger Philip Labonte („This is the best day in my life!“) sind mir ein wenig zu dick aufgetragen. (mk)

Beim Streifzug über das Gelände stellen wir erstaunt fest, dass die Zusammensetzung der Besucher ebenfalls mehr als ungewöhnlich für ein Metal-Festival ist. Gemäß des stilistisch weit gefächerten Billings finden sich – bunt gemischt – nicht nur sämtliche Altersschichten und Szenegruppierungen wieder, sondern auch mindestens ein Drittel Schwedinnen. (mk)

Doctor Midnight & The Mercy Cult (18:30 – 19:15/Black Stage)
Wer? Doctor Midnight & The Mercy Cult? Nie gehört. Das (nicht nur) mir bis dato völlig unbekannte norwegisch-schwedische Gespann beackert im Anschluss die große Hauptbühne. Als ein Konglomerat aus Ex-Musikern von Marilyn Manson, Apoptygma Berzerk, Satyricon und Extol wurde die Band angepriesen. Von diesen Wurzeln hörte man jedoch rein gar nichts. Stattdessen aber ziemlich drögen, langweiligen, eintönigen und verzichtbaren Düsterrock mit Sisters-Of-Mercy-Einschlag. Ach ja: Erst im Nachhinein habe ich bemerkt, dass der mopsige, unbeholfene Typ am Mikrofon, der so schlecht gesungen hat, Ex-Turbonego-Leader Hank von Helvete war. Kaum wieder zu erkennen nach seiner zurückliegenden Alkoholtherapie. (mk)

Cavalera Conspiracy (19:30 – 20:30/Red Stage)
Aber auch der gute alte Max nebenan macht inzwischen keine allzu gute Figur mehr. Der Kult-Fronter wirkt auch bei seiner Cavalera Conspiracy zunehmend apathischer und benommener. Für eine ordentliche Portion brasilianischen Thrash reicht es aber zum Glück noch aus – wobei das auch der Verdienst von Bruder Igor und Soulfly-Sidekick Mark Rizzo ist. Ohne deren Präzision würden Knaller vom Schlage „Inflikted“ oder „Refuse/Resist“ nur halb so schwer aus den Boxen donnern. Highlights: Der mächtige Titelsong des aktuellen „Blunt Force Trauma“ und das unzerstörbare „Roots Bloody Roots“. Trotz des schwächelden Fronters ein cooler Gig! (mk)

Anvil (20:45 – 21:45/Black Stage)
Über einen schwächelnden Frontmann können die Kanadier Anvil nicht klagen. Lips strahlt vom ersten Schritt auf die Hauptbühne an wie ein Eichhörnchen, grinst ununterbrochen und flitzt eine Stunde lang wie ein Irrer über die Bretter. Dabei wird das Trio reichlich abgefeiert und sowohl bei Klassikern wie „Metal On Metal“ als auch bei neuen Stücken wie „This Is Thirteen“ von den zahlreichen Fans tatkräftig unterstützt. Dazu nutzt die Band auch gleich die Gelegenheit, um den Anhängern den Titelsong des am gleichen Tag erscheinenden neuen Albums „Juggernaut Of Justice“ zu präsentieren. (mk)

Devin Townsend Project (21:30 – 22:30/Close-Up Stage)
Leider haben sich At The Gates und Devin Townsend überschnitten, so dass der dem verrückten Kanadier geneigte Hörer schnell ins Zelt gewandert ist, um wenigstens die erste halbe Stunde von Devin zu genießen. Doch Aufgrund irgendwelcher technischen Probleme verzögerte sich das Ganze um gute 20 Minuten und führte zur Zerreißprobe der dort bereits sehnlichst wartenden Horde. Devin versuchte die Wartezeit durch drei witzige Ansagen und einem kleinem Tänzchen zu überbrücken. Trotz diesem kleinen Lichtblick verblieb etwas Panik in den Gesichtern der Anwesenden. Aber dann! Als er bombastisch und ungetrübter Laune mit „By Your Command“ das Zelt zum wackeln brachte, war das Universum wieder hergestellt. Der Sound, der sehr gute Gesang und die geniale Stimmung überredeten mich letztendlich noch ein wenig im Zelt zu bleiben. Und ich habe es nicht bereut! „Deconstruction“ hat einfach nur zerlegt und der mir bis dahin unbekannte und wohl von der „Ghost“ stammende Song funktionierte live überraschend gut. Mit einer Träne im Knopfloch und einem breiten Grinsen beendete ich meinen zu kurzen, aber verdammt guten Besuch bei Devin und machte mich auf den Weg zu den Lokalmatadoren. (lkb)

At The Gates (22:00 – 23:00/Red Stage)
Diese Band braucht keine Einleitung. At The Gates waren für mich der Grund, überhaupt nach Schweden zu kommen – denn gibt es etwas Besseres, als die Begründer der Göteborger Schule in ihrer Heimatstadt spielen zu sehen? Sie legten gleich mit dem Kracher „Slaughter Of The Soul“ los, gefolgt von „Cold“, „Terminal Spirit Desease“ und „Suicide Nation“. Der absolute Höhepunkt des Festivals war „World Of Lies“, bei dem Mikael Stanne von Dark Tranquillity auf die Bühne sprang und mit Tomas Lindberg ein Duet der Extraklasse ablieferte – an Intensität nicht zu übertreffen! „Blinded By Fear“ war überraschenderweise nicht das Schlussstück, sondern kam als vorletztes. Der wirklich letzte Song war das überragende „Kingdom Gone“. Mit diesem Auftritt haben At The Gates mir einen der größten persönlichen Wünsche erfüllt und ich wurde in keinster Weise enttäuscht – einfach unbeschreiblich! (ma)

System Of A Down (23:15 – 00:45/Black Stage)
Die Truppe aus Armenien war die mit Abstand gefragteste Band des Festivals. Kein Wunder, schließlich waren sie seit über fünf Jahren nicht mehr aktiv. So füllte sich der Festivalplatz so sehr, dass man zum ersten (und einzigen) Mal kaum Platz zum Bewegen hatte. Die Setlist war bunt gemischt, der Eröffnungstitel war der „Prison Song“, danach folgten unter anderem „Soldier Side“, „B.Y.O.B.“, „I-E-A-I-A-I-O“, „Lonely Day“, „Science“, „Forest“ und „War?“. Bei jedem Song wurde der Text vom Publikum lauthals mitgesungen, Sänger Serj Tankian war fast schon überflüssig. Trotz Platzmangel wurde ohne Ende gesprungen, mit den Händen gewunken und geheadbanged, ein Teil der Leute schien in Ekstase verfallen gewesen zu sein. Zu Recht, schließlich haben SOAD einen sehr guten Auftritt hingelegt, dem in Zukunft hoffentlich wieder viele folgen werden. (ma)

Samstag, 18.06.2011

Parkway Drive (15:15 – 16:00/Red Stage)
Pünktlich zu Parkway Drive erreichen wir das Gelände und lassen uns vom melodisch geprägten Death Metal plus Metalcore der Australier begeistern. Sowohl die Performance als auch die Songs können absolut überzeugen und sorgen schon am frühen Nachmittag für das erste Highlight. Das sehen wohl auch die anderen Zigtausend vor der Bühne, die die Band nach allen Regeln der Kunst (und zu Recht) abfeiern. Selbst die Tatsache, dass Gitarrist Luke Kilpatrick den Auftritt mit lädiertem Bein im Rollstuhl spielen muss, bremst die Band nicht. (mk)

Arch Enemy (16:15 – 17:00/Black Stage)
Nur 45 Minuten für eine der erfolgreichsten Melodic-Death-Metal-Bands der jüngeren Zeit? Dann muss man aber Gas geben, und genau das tun Arch Enemy auch! Nach dem Intro des aktuellen Albums Khaos Legions“ ging es gleich mit „Yesterday Is Dead And Gone“ weiter. Neben den ebenfalls neuen Songs „Bloodstained Cross“ und „No Gods, No Masters“ spielten sie auch ältere Stücke wie „Ravenous“ oder „We Will Rise“. Besonders bei „Nemesis“ waren die Zuschauer so sehr mit Adrenalin vollgepumpt, dass wohl niemand mehr den strömenden Regen bemerkte. Sängerin Angela Gossow versuchte, ihre Ansagen auf Schwedisch zu machen, entschloss sich dann aber dazu, doch bei der ihr mehr vertrauten englischen Sprache zu bleiben – doch der Wille zählt und wurde vom Publikum wohlwollend aufgenommen, genau wie der gesamte Auftritt. (ma)

Meshuggah (17:15 – 18:15/Red Stage)
Dass Meshuggah in kleinen, verschwitzten Clubs eine wahnwitzige Erscheinung sind, davon konnte ich mich bereits selbst überzeugen. Ob der Extrem-Sound der Schweden auch Open Air auf einer großen Bühne funktioniert? Und ob! Schon die ersten verschrobenen Akkorde brechen die Meshuggah’sche Urgewalt von der Bühne. Und wer bei „Bleed“ noch stillsteht, dem ist eh nicht mehr zu helfen. Sogar der sonst so schweigsame Sänger Jens Kidman taut im Laufe der Stunde Spielzeit auf und unterhält das Publikum mit wohl witzigen (schwedischen) Ansagen (wenn man den Lachern Glauben schenken darf). Ein gewaltiger Auftritt! (mk)

Cradle Of Filth (18:30 – 19:15/Black Stage)
Im Anschluss durften die strittigen Cradle Of Filth die Hauptbühne rocken. Sicher kommt der Gothic Black Metal der Briten im Dunkeln wesentlich besser zur Geltung. Trotzdem verlieren Klassiker wie „Her Ghost In The Fog“, „Cruelty Brought Thee Orchids“ oder „Nymphetamine“ auch im Hellen – und vor allem bei so brillantem Sound wie hier – nichts an Reiz. Selbst Stücke neueren Kalibers wie z. B. das brettharte „Honey And Sulphur“ oder das bittersüße „Lilith Immaculate“ fügten sich harmonisch in die ausgewogene Setlist. Wie immer bei den Cradles, konnten sich natürlich längst nicht alle Besucher mit den gellenden Schreien von Pumuckl-Lookalike Dani Filth (der zu deren Leidwesen heute auch extrem gut bei Stimme war) anfreunden. Diese ließen sich aber durch die tief dekolletiérte Caroline Campbell am Keyboard gut vom musikalischen Aspekt ablenken. (mk)

Bring Me The Horizon (19:30 – 20:30/Red Stage)
Zahlreich standen die Hardcorejünger im Regen und erwarteten unbeirrter Dinge Bring Me The Horizon. Ich war bis dato skeptisch, ob es sich hier nicht wieder um eine Hype handelt, habe mich aber mal dem ganzen gestellt. Okay – ein neuer Horizont hat sich mir nicht aufgetan, aber der Auftritt hat viel Spaß gemacht und war eine gelungene Abwechslung. Frontmann Oliver wusste sehr gut die Massen zu begeistern und es gab jede Menge Hardcore-Action auf der Bühne zu sehen. Gleichzeitig hat man sich aber hin und wieder auch getraut die Geschwindigkeit herauszunehmen – sehr zur Freude der mitsingenden Schar. Gefreut haben sich sicher auch die zahlreichen Securities, als Oliver in den Bühnengraben ging und jedem nach vorne kommenden Crowdsurfer ein High Five versprochen hat. Dieses Angebot wurde rege genutzt. Wie groß Bring Me The Horizon sind (oder die Schweden mitmachlustig) zeigte sich, als er das Publikum bat in die Hocke zu gehen. Denn das haben trotz Nieselregen doch verdammt viele getan. Bring Me The Horizon haben den Hardcore sicher nicht neu erfunden und bleiben Geschmacksache. Sie trafen aber den Geschmack von Vielen und lieferten einen sehr guten Auftritt. (lkb)

Deicide (20:30 – 21:30/Close-Up Stage)
Während die Tausendschaften in bunten Shirts zu den Briten abhotten, versammeln sich die Herrschaften in schwarzen Leibchen stattdessen im Close-Up-Zelt, um sich von den Meisten des satanischen Brutal Death Metal eine Keule in die Magengrube verpassen zu lassen. Deicide lassen damit nicht lange auf sich warten und bollern in unnachahmlicher Manier ihre Schwergewichte von der Bühne. Bandkopf Glen Benton röhrt dabei wie der Teufel höchstpersönlich und Schlagzeuger Steve Asheim blastet sein Kit in Grund und Boden. Beeindruckend! (mk)

Avenged Sevenfold (20:45 – 21:45/Black Stage)
Nachdem mir die Amis schon mehrmals empfohlen wurden, war ich sehr gespannt, ob sie meine Erwartungen erfüllen konnten. Optisch wussten sie auf jeden Fall zu überzeugen, die brennenden Friedhoftore vor mehrmals wechselnden Backdrops waren der Blickfang schlechthin. Auch musikalisch hatten sie was auf dem Kasten, weshalb das Publikum jede Songansage euphorisch aufnahm. Gespielt wurden unter anderem „Nightmare“, „Welcome To The Family“, „Afterlife“ und „God Hates Us“. Der vorletzte Song des Sets durfte von den Fans bestimmt werden („…because we just couldn’t decide – how very un-fucking-professional“). Zur Wahl standen „Bat Country“ und „A Little Piece Of Heaven“, wobei das Letztere eindeutig favorisiert wurde; anschließend war mit „Unholy Confessions“ Feierabend. Ingesamt ein guter Auftritt, auch wenn ich nicht aus den Socken gehauen wurde. (ma)

KoЯn (22:00 – 23:00/Red Stage)
Ich bin mit AC/DC, Black Sabbath und Alice Cooper großgezogen worden, so war es fast unvermeidlich, dass ich ein Metalhead wurde – und hier kommen KoЯn ins Spiel, denn sie waren quasi meine erste „richtige“ Metalband. Da mir mit der Zeit der Nu Metal zu eintönig wurde, war ihr Album „Take A Look In The Mirror“ von 2003 das letzte, das ich gehört hatte. Doch wenn man die Chance hat, seine Kindheitshelden mal live auf der Bühne zu sehen, sollte man diese auch nutzen. Songs wie „Blind“, „Here To Stay“, „Freak On A Leash“ und „Falling Away From Me“ sind live absolute Stimmungsgaranten und wirkten auf mich noch immer verblüffend vertraut. Auch nicht fehlen durfte das Medley aus „Shoots And Ladders“ und Metallicas „One“. Ich war etwas überrascht, aber die Band aus Bakersfield kam hervorragend bei den Zuschauern an und erntete zum Ende großen Applaus. (ma)

Watain (22:30 – 23:30/Close-Up Stage)
Die Bühne im Zelt erweist sich als fast schon zu klein, um die Messe von Watain in vollem Umfang zu zelebrieren, was die Schweden jedoch nicht davon abhält, trotzdem sämtliche Memorabilia dort unterzubringen und fachgerecht in Flammen zu setzen. Und als die Band um Sänger Erik nach dem langen Intro voll formiert auf der Bühne steht, hat sich auch der markante Aasgeruch bis an die Frischluftgrenze des Zelteingangs ausgebreitet, was einige zarte Gemüter schließlich sogar in die Flucht schlägt. Die Verbliebenen verfallen dann gänzlich dem starken Material der letzten Alben und der einnehmenden Bühnenshow und feiern die Band gebührend ab. (mk)

Volbeat (23:15 – 00:45/Black Stage)
Ob Volbeat dem Anspruch als Headliner gerecht werden, war eine der meistdiskutierten Fragen im Vorfeld des Festivals. Dem Vergleich zu den am Vortag aufspielenden System Of A Down können die Dänen natürlich in keinster Weise gerecht werden. Dafür bremst das (auch wetterbedingt) deutlich geringere Publikum vor der Bühne. Das Quartett lässt sich jedoch davon nicht beeindrucken und startet untermalt von einer eindrucksvollen Lightshow mit „Pool Of Booze, Booze, Booza“ in das Set. Es folgen Kracher wie „Sad Man’s Tongue“, „The Garden’s Tale“, „Guitar Gangsters & Cadillac Blood“ und Co. Man merkt aber, dass sich die Band schwer tut, 90 Minuten zu füllen und sich in der großen Setlist (analog zu den Alben) mehr und mehr Füller einschleichen. Dadurch steigt und fällt die Stimmung von Song zu Song, statt konstant ein Level zu halten. Freilich sind die Reaktionen der Geschätzt 10000 Seelen vor der Bühne immer noch eindrucksvoll, Volbeat müssen aber stellenweise arg dafür kämpfen. Cool ist das Misfits-Cover mit Rob von Anthrax, wobei ich mir einen Gastauftritt eher beim formidablen „Mary Ann’s Place“ gewünscht hätte. Letztendlich trägt aber ganz klar das Wetter und nicht die Band die Schuld daran, dass viele durchnässte Gäste schon während des Auftritts den Rückweg nach Hause antreten. (mk)

So auch wir.
Nach einer letzten und wie gewohnt ruhigen Busfahrt bei cooler Radio-Beschallung (ja, in Schweden läuft auch PAIN im Radio) sind wir uns sicher, ein wirklich außergewöhnliches Festival besucht zu haben, für das sich sowohl der Preis als auch die Reise nach Schweden definitiv lohnen.

Nun, was müsst Ihr für das Metaltown 2012 sparen?
Ticket: 1450 Schwedische Kronen (SEK) = ca. 158,- €
Bier (0,3l): 60 SEK = ca. 6,50 €
Wein (0,1l): 60 SEK = ca. 6,50 €
Cola & Co. (0,5l): 30 SEK = ca. 3,30 €
Döner: 70 SEK = ca. 7,60 €
Bratwurst, Käsekrainer & Co.: 50 SEK = ca. 5,40 €
Wiener (auch vegetarisch): 25 SEK = ca. 2,70 €
Burger (auch vegetarisch): 60 SEK = ca. 6,50 €
Festival-Shirt: 200 SEK = ca. 21,80 €
Band-Shirts: 260-300 SEK = ca. 28,30 – 32,70 €
Shuttle für beide Tage: 160 SEK = ca. 17,40 €

Dazu kommt der Flug, sowie Kost und Logie. (mk)

Schwedische Luft geatmet haben für Euch: Mathias, Linda und Tim

Tags:

Hinterlasse eine Antwort

*