Rock Hard Festival 2014

Verfasst am 13. Juni 2014 von Michael Klein (Kategorie: Festival-Rezensionen) — 22.916 views

06.06.-08.06.2014 – Amphitheater, Gelsenkirchen

Es war ja so klar, dass nach den großen Umstrukturierungen beim Printmagazin jetzt auch nach dem Festival die ersten Prinzipienreiter aufkommen und kräftig „früher war alles besser“ propagieren.
RTEmagicC_festivallogo_rund.jpgAber mal ernsthaft – was soll denn früher besser gewesen sein? Die Organisation? War doch super, wie immer. Die Security? Wie immer: Die beste Security der Welt! Das Line-Up? Ist doch jedes Jahr Geschmackssache und zudem auch vorher bekannt.
Sicher, es gibt immer Kleinigkeiten, die man optimieren kann. Aber wir von Metal-Aschaffenburg sind uns geschlossen einig: 2014 war genauso großartig wie alle Jahre zuvor.

Großen Respekt an die Macher, die bei viel Gegenwind (ja, es geht auch ohne Götz!) abermals ein grandioses Festival auf die Beine gestellt haben.
Mögen die unverbesserlichen Streithähne, die das Rock Hard Festival daran ausgemacht haben, dass Frank und Götz auf dem Gelände herumgelaufen sind, eben nächstes Jahr zu Hause bleiben. (mk)

 

Freitag, 06.06.2014

Nocturnal (15:00 – 15:40)
Und so begann es klassisch mit einer Thrash-Metal-Band: Nocturnal. In sengender Mittagshitze bespielten die Musiker hauptsächlich die im Schatten der Bühne stehenden Fans und ebneten souverän den Weg für die nächsten drei Tage. Saftige Riffs flogen dem biertrinkenden und fröhlichen Publikum entgegen und die stachelige Bühnenshow ließ sich von der schwülen Luft nicht beeinträchtigen. (mat)

Zodiac

Zodiac

Zodiac (16:00 – 16:40)
Mit ihrem Blues-Wüsten-Rock kamen die Münsteraner von Zodiac auf dem Festival sehr gut an. Die charismatische Stimme des Ex-Cziltang-Brone-Sängers konnte nicht besser zum sommerlichen Wochenende passen und die lockeren und groovigen Gitarren-Riffs begeisterten das Auditorium, womit die Spielfreude noch weiter anstieg. Mit breitem Grinsen zockten Zodiac ihr Programm runter und das Publikum war äußerst zufrieden. (mat)

Decapitated

Decapitated

Decapitated (17:05 – 17:50)
Eine der Bands, wegen denen ich zum Rock-Hard-Festival wollte, waren die Tech-Deather aus Krosno. Der Sound war richtig schön druckvoll und klar, so dass Abrissbirnen wie „Homo Sum“ oder „POST(?)ORGANIC“ dem Publikum mehr einheizten, als es die Mittagssonne je vermochte. Denn trotz der gefühlten 30 °C kam es immer wieder zu Mosh und Circle Pits, womit bewiesen war, dass gute Musik jedem Wetter trotzen kann. Wie erwartet haben die Polen einen sehr guten Auftritt gegeben und waren für mich eine, vielleicht sogar die beste Band des Festivals. (ma)

Midnight

Midnight

Midnight (18:15 – 19:15)
Wer braucht schon abwechslungsreiche, spannende Musik, wenn man auch anders auf sich aufmerksam machen kann? Genau das haben sich Midnight gedacht, haben Motorheadpunk rausgeholt und ansonsten auf die optische Komponente gesetzt. Bestechend schön schon das handtuchgroße, eben mal selbst bemalte Backdrop. Deshalb hätten sie sich aber nicht so schämen müssen und bei der Affenhitze die ganze Zeit Kapuzen inkl. Gesichtsmaske tragen. Soll ja vorkommen, aber dazu Oberkörper frei? Aber alles reine Geschmackssache – richtig resolut fand ich die Entscheidung, 20 Minuten vor Set-Ende die Gitarren in Brand zu stecken und sie in einem Schwert- – oder vielmehr Gitarrenkampf – zu zerlegen. Die Ersatzgitarren fanden die Herren wohl auch nicht gut genug und entschieden dann einfach, 15 min vor Gig-Ende zu gehen. (lkb)

Die Apokalyptischen Reiter (19:45 – 21:00)
Die Apokalyptischen Reiter hatten es an diesem Abend nicht leicht, denn das Publikum des Rock-Hard-Festivals ist sicher nicht die exakte Zielgruppe für ihre Musik. Dennoch gaben die leicht abgedrehten Jungs ordentlich Gas und gerade bei den schnelleren Songs, bei denen sie mit knallharten Riffs und episch fiesen Grunts um sich warfen, stieg die Stimmung im Publikum und einige Köpfe kreisten im Takte. Die fröhlichen und dur-lastigen Stücke motivierten viele zum Tanzen und Springen und verbreiteten so in der prallen Abendsonne gute Laune. Sobald sie aber ihre patetischen Lieder zum Besten gaben, stieg in mir sofort die Langeweile und so entwickelte sich das Konzert der Reiter zu einer Sinuskurve der Stimmung. (mat)

Triptykon

Triptykon

Triptykon (21:30 – 23:00)
Nachdem Die Apokalyptischen Reiter um die Gunst beim eher traditionellen Tönen zugewandten Publikum schwer kämpfen mussten, war klar, dass es der Freitagsheadliner Triptykon deutlich leichter haben wird.
Mit Beginn der Dunkelheit färbten Triptykon den Abend schließlich auch akustisch schwarz ein.
Der Zuschauerandrang vor der Bühne hielt sich dabei jedoch in Grenzen. Wer vorne war, feierte Hits wie „Black Snow“, „Goetia“, den Celtic-Frost-Evergreen „Circle Of The Tyrants“ und die wie immer einwandfreie Leistung der Band hingebungsvoll ab.
Es war jedoch auch nicht zu übersehen, dass sich nach etwa der Hälfte der Spielzeit viele Besucher auch schon auf den Heimweg machten. Bei aller Qualität, die Tom Warrior & Co. mitbringen, fehlt der Band wohl doch noch der letzte Schritt zum wirklich zugkräftigen und fesselnden Headliner. Für Fans dennoch sicher das Tageshighlight.
Schwierig zu deuten war Toms Ansage, das Konzert Götz zu widmen. Sollte diese nicht freundschaftlich, sondern als Affront gegenüber dem restlichen Team gemeint sein, war das hochgradig unprofessionell. (mk)

Samstag, 07.06.2014

Roxxcalibur (12:45 – 13:25)
Sie sind die perfekten Opener für einen weiteren sonnigen Rock-Hard-Tag. Fröhlich, melodiöse Musik, die jeden Morgenmuffel fertig macht, aber dem Rest des Festivals das Grinsen breit ins Gesicht zaubert. Roxxcalibur erfinden mit ihren NWOBHM-Coversongs die Musik nicht neu, aber bringen eine Energie und Spielfreude auf die Bühne, die man als Opener erstmal rüberbringen muss. Manch Jungspund soll sich mal ne Scheibe von den Gitarristen abschneiden (Kalli – von Abandoned – war am souveränen Dauergrinsen). Unbedingt erwähnenswert ist Sängers Alexx Stahls Stimme, die beim Demon-Klassiker „Don’t Break The Circle“ besonders zur Geltung kommt. (lkb)

Dead Lord

Dead Lord

Dead Lord (13:45 – 14:25)
Die Schweden von Dead Lord reihten sich gut nach Roxxcalibur ein, denn mit ihrem lockeren Hard Rock konnten sie nicht nur für gute Stimmung sorgen, sondern punkteten selbst durch Sympathie und Spielfreude. Somit ist Dead Lord live eine deutlich bessere Band, als die Studioaufnahmen vermuten lassen und war dadurch kein Reinfall, wie ich eigentlich erwartete. (mat)

Screamer (14:45 – 15:25)
Die Schweden fielen anschließend eher in die Kategorie: Netter Abklatsch. Ohne eigene Ideen verwursteten sie Maiden-, Priest- und Saxon-B-Ware-Riffs und klingen dabei immer nur wie ein blasser Schatten der Legenden. Die zahlreichen Screamer-Shirt-Träger sehen das sicher anders – für mich aber einer der schwächsten Gigs des Festivals. (mk)

Solstafir

Sólstafir

Sólstafir (15:45 – 16:30)
Das Equipment von Sólstafir war wohl leider nicht auf die Potttemperaturen eingestellt, denn leider versagt nach dem Intro eine Gitarre völlig, sodass keine Atmosphäre aufkommt, sondern alles künstlich, verrumpelt und in die Länge gezogen erscheint. Aber die Isländer selbst bleiben cool und zeigen mit ihrem restlichen Gig, dass sie so was einfach nicht aus dem Tritt bringt. Wider Erwarten funktionieren Sólstafir tatsächlich auch in der prallen Sonne. Die Herren um Aðalbjörn Tryggvason und Co. sind keine introvertierten Mäuschen, sondern einfach wohlgekleidete, coole Gentlemen und Cowboys zugleich. Die Mucke ist genauso hypnotisch wie erwartet, aber schiebt zudem noch viel mehr nach vorn – live auf jeden Fall also noch mal eine Erfahrung mehr – was insbesondere dem Auftreten und engagierten Gesang von Aðalbjörn Tryggvason geschuldet ist. Jedem sei hier eine Clubshow ans Herz gelegt. (lkb)

Pretty Maids (16:55 – 17:45)
Ein Rudel hartgesottener Fans versammelte sich bei den Pretty Maids vor der Bühne. Dass sich die Dänen in ihrer über 30 Jahre langen Karriere eine treue Anhängerschaft aufgebaut haben, konnte man schnell erkennen. Auch etliche veritable Hits haben sie in dieser Zeit geschrieben. Für den großen Sprung hat es trotzdem nie gereicht. Vielleicht fehlt dem ordentlichen Power/Melodic Heavy Metal am Ende dann doch das letzte Feuer – genau wie dem Gig der Band das letzte Feuer fehlt, um sich als Festivalhighlight in den Köpfen festzusetzen. So bleibt er am Ende gut, aber nicht herausragend – ein Synonym für die Situation der Band. (mk)

Obituary

Obituary

Obituary (18:15 – 19:15)
Das Original aus Florida wurde vom Publikum bereits sehnlichst erwartet, wie sich leicht an der riesigen Menschentraube vor der Bühne erkennen ließ. Enttäuscht wurde keiner der Wartenden, insgesamt 15 der groovig-langsamen Death-Walzen bekam Gelsenkirchen zu hören, darunter „Stinkupuss“, „Visions In My Head“, „Turned Inside Out“, „Dead Silence“ und natürlich „Slowly We Rot“. Auf die Art ging die Stunde Spielzeit schnell rum – für viele wohl zu schnell… (ma)

Sacred Reich (19:45-21:00)
Die Thrash-Ikonen waren wohl eine der am meisten abgefeierten Bands des ganzen Festivals. Das lag zum einen am sympathischen Frontmann Phil Rind, der das Publikum mit ehrlichen Selbsteinschätzungen zum Lachen brachte („I look like what I am: someone’s dad“) sowie lustige Mitmachspiele inszenierte („If you’re happy and you know it, show your tits!“), zum anderen aber auch an der musikalischen Unterhaltung mit Stücken wie „Love…Hate“, „State Of Emergency“, „Crimes Aganist Humanity“, den Black-Sabbath-Covern „War Pigs“ und „Paranoid“ und dem vielfach verlangten „Surf Nicaragua“. Ich habe mich vorher nie großartig mit der Band beschäftigt, war aber sehr angetan und habe den Auftritt mehr als genossen. (ma)

Carcass

Carcass

Carcass (21:30 – 23:00)
Mit „Surgical Steel“ ist Carcass eines der besten Comeback-Alben der letzten Jahre gelungen. Dementsprechend gespannt war ich auf den Auftritt, der wie erwartet das Publikum von der ersten Sekunde an mit sich riss. Die beliebten Briten spielten eine Setlist, die größtenteils aus Songs von der aktuellen Platte, aber noch mehr aus Stücken vom 1993er-Klassiker „Heartwork“ bestand. „Captive Bolt Pistol“, „Unfit For Human Consumption“ oder „Noncompliance To ASTM F 899-12 Standard“ brachten mit chirurgischer Präzision die Köpfe zum Rotieren, während „Buried Dreams“, „Carnal Forge“ oder der Titelsong „Heartwork“ vor allem das ältere Publikum begeisterte. Frontmann Jeff Walker interagierte viel mit dem Publikum, womit er die eigene Fanbasis sicherlich erweiterte. Er wollte unter anderem den aus Zahlen bestehenden Kehrvers von „The Granulating Dark Satanic Mills“ auf deutsch wiedergeben, haderte jedoch mit der ihm ungeläufigen Sprache, was ihn aber nur noch sympathischer machte. Die anderthalb Stunden Spielzeit sind zwar in der Theorie viel, doch für mich endete der Auftritt der Death-Legende trotzdem zu früh, so dass nur zu hoffen bleibt, sie bald auf Tour wiedersehen zu können. (ma)

Sonntag, 08.06.2014

Iron Savior

Iron Savior

Iron Savior (12:00 – 12:40)
Für den heutigen Tag wurden Regenschauer und Gewitter gemeldet. Als wir um die Mittagszeit am Gelände ankommen, ist davon jedoch nichts zu spüren. Mit knapp 30 °C brennt die Sonne unbarmherzig vom Himmel. Bis Iron Savior auf die Bühne gehen. Die Nordlichter haben ein paar Wolken aus Hamburg mitgebracht und lassen sich von einem ordentlichen Platzregen die Anwesenden vor die überdachte Bühne spülen. Sehr geschickte Taktik!
Spielfreudig und sehr sympathisch zocken die Musiker dann ein traditionelles Heavy/Power-Metal-Set und ernten dafür wohlverdienten Applaus. In meinen Augen beste Tagesopener des Festivals! (Als die Band fertig ist, scheint auch wieder die Sonne. Wie haben die das nur hinbekommen?) (mk)

Blues Pills

Blues Pills

Blues Pills (13:00 – 13:40)
Blues Pills, auch liebevoll Fußpilz genannt, entpuppten sich für mich als eine der besten Bands des Rock-Hard-Festivals. Nicht nur die atemberaubende Stimme von Sängerin Elin Larsson, sondern auch die Songstrukturen und Melodien konnten begeistern. Zusätzlich stellte sich heraus, dass es auch im Publikum sehr viele Fans gab, die der leicht schüchtern wirkenden Band vor der Bühne huldigten. Dass so junge Menschen (sie sind um die 20 Jahre alt und jünger) einen so verzaubern können, dass man sich ab dem ersten Ton in die 60er-/70er-Jahre versetzt fühlt, ist beachtlich! Ein starker Auftritt! (mat)

Orphaned Land

Orphaned Land

Orphaned Land (14:05 – 14:50)
Bei Orphaned Land ist es immer schwierig einzuschätzen, ob sie bei Oldschoolmetalern und Thrashern gut ankommen. Sie reißen die Leute mit ihrer positiven Art aber auf jeden Fall mit. Sie spielen natürlich Klassiker wie „Norra El Norra“ (um die Bierbäuche mal springen zu lassen) und zudem komplette Seite A ihres Neulingswerks „All Is One“, was mit ruhigen, balladesken Stücken wie „Brother“ und „Let the Truce Be Known“ gewagt erscheint, aber gerade das ein emotionaler Höhepunkt war. Mit Stücken wie „Birth Of The Three (The Unification)“ (mit Marcus Siepen von Blind Guardian als Gast auf der Bühne) zeigen sie ihre vertrackte, kantige Seite und gehen somit nicht immer auf Nummer Sicher. Eben weil sie nicht nur Friede, Freude, Eierkuchen haben, sondern auch noch eine Message rüberbringen wollen. Orphaned Land können demnach immer aufs Billing und sind zudem eine Band, bei der es nicht schlimm ist, wenn sie nachmittags in der prallen Sonne spielen. Sie passen dort sogar hervorragend hin. (lkb)

Insomnium

Insomnium

Insomnium (15:15-16:00)
Der angekündigte Regen hätte besser zur meist dunklen Stimmung der Lieder gepasst als der strahlende Sonnenschein und die damit verbundene Hitze, doch noch schlimmer war der matschige Klang der Gitarren. Leider gingen deshalb viele Details des Riffings unter, so dass Songs wie „Through The Shadows“, „Down With The Sun“ oder Stücke vom neuen Album „Shadows Of The Dying Sun“ wie „While We Sleep“ oder „Revelation“ einfach nicht mit der Energie rüberkamen, die ihnen innewohnt. Dennoch hatten alle Leute vor und auch die auf der Bühne sichtlich Spaß, so dass ich den Auftritt trotzdem als vollen Erfolg werte. (ma)

Monster Magnet (16:30 – 17:40)
Monster Magnet machten mir deutlich klar, dass ich kein Monster bin oder anders ausgedrückt: Monster Magnet sind für mich eher ein Magnet der Langeweile. Uncharismatische und sich ständig wiederholende Riffs gepaart mit einem betrunken wirkenden Dave Wyndorf störten die beachtliche Menge an Fans vor der Bühne jedoch nicht. Im Gegenteil wurde die Band mit einigem Applaus geehrt und die Stimmung im Publikum war gut. Für mich geht Stoner/Desert Rock deutlich besser, wenn ich beispielsweise an Konsorten wie Kyuss denke. (mat)

Annihilator (18:10 – 19:20)
Annihilator brauchen weder Regen noch brütende Hitze, um die Leute unter das Zelt vor der Bühne zu pferchen. Da stehen schon genug und während des Sets soll sich der Platz noch stark weiter füllen. Es sei hier schon mal erwähnt, dass Annihilator sich als wahrer Headliner präsentierten und etwas später im Billing besser platziert gewesen wären. Es ist natürlich immer eine Wonne, Jeff Waters beim lockeren Spiel zu beobachten. Als wenn er nur drei Akkorde halten müsste, frickelt er sein Zeug runter, ist dabei dauernd im Blickkontakt mit dem Publikum und hat auch sonst noch genug Zeit und Möglichkeit wie verrückt über die Bühne zu fegen. Klar, er kann es halt. Aber auch Sänger Dave Padden überzeugt in allen Stimmlagen und weiß dem Publikum einzuheizen. Die werden mit sehr vielen alten Stücken wie z. B. „Alison Hell“ oder „Human Insecticide“ aber auch neuen Brettern verwöhnt. Keine Ausfälle, Top Auftritt, gern noch eine Stunde länger! (lkb)

Tesla (19:50 – 21:00)
Schaut man sich die ersten Reaktionen nach dem Festival an, ist es unglaublich, wie stark Tesla die Meinungen spalten. Zwischen Highlight und Tiefpunkt gibt es kaum andere Meinungen. Woran liegt das? Nun, spielerisch kann man den Kaliforniern eigentlich nix vorwerfen. Der Bluesgetränkte, oft an Aerosmith erinnernde Sound passt perfekt zur Nachmittagshitze, die Spielfreude stimmt und die Band präsentiert eine gute Songauswahl. Nun – zum einen könnte es die prägnante, schneidige Stimme von Sänger Jeff Keith sein, die nicht jedem gefällt (doch lieber so als belanglos, oder?), zum anderen vielleicht dann doch eine gewisse Gleichförmigkeit in den 70 Minuten Spielzeit? Ich glaube, dass die Band im Billing schlichtweg falsch platziert war. Nachdem Annihilator das Amphitheater so fachgerecht zerlegt haben, hat sich bei Tesla die Menge vor der Bühne fast halbiert. Und auf den Rängen sitzen halt keine ausgewiesenen Fans – die dann eben auch nicht alle etwas mit dem Hard Rock der Truppe anfangen können. Hätten Tesla als zweite oder dritte Band gespielt, wäre der Trubel gar nicht so groß geworden. (mk)

Testament

Testament

Testament (21:30 – 23:00)
Mit Testament haben die Macher des Rock Hard Festivals eigentlich eine der besten Alternativen nach der Absage von Megadeth verpflichten können. Mit wieder deutliche mehr Leuten vor der Bühne, zwei starken letzten Alben und einer Masse an älteren Hits müsste man der Meinung sein, da kann nix schief gehen. Aber weit gefehlt. „True American Hate“, „Over The Wall“, „Into The Pit“, „Dark Roots Of The Earth“ – all die Gassenhauer sind nichts wert, wenn Chuck Billy reihenweise seine Einsätze verpennt, vollkommen neben der Spur liegt und Gene Hoglan hinter seinem Drumkit holpert und poltert wie ein Anfänger. Da kann ja jede Robbe einen Takt besser halten! Ich habe noch nie einen Headliner gehört, der dermaßen untight war. Dieses Desaster auf den Soundtechniker der Band zu schieben, wäre zu leicht. Er hätte zwar 90 Minuten Zeit gehabt, den Sound zu optimieren, aber an diesem Ausfall war mehr als nur eine Person beteiligt. Sehr schade. (mk)

 

Nichtsdestotrotz war das Festival ein voller Erfolg. Holger Stratmanns Ankündigung von Overkill für das nächste Jahr ist deswegen vor allem als Statement zu verstehen. Es geht weiter! Wer mitziehen will, kann mitkommen! Wir sehen uns! (mk)

 

Die High- und Lowlights der Redaktion:

Michael „Tim“ Klein
Tops: Carcass (Abriss galore!), Blues Pills (werden sämtlichen Vorschusslorbeeren mehr als nur gerecht!), Zodiac, Orphaned Land, Annihilator und Insomnium. Außerdem die obergeniale Security!
Flops: Midnight (braucht niemand), Screamer (Vollkommen austauschbar), Testament (sollten besser mal proben), Alle unverbesserlichen „Mit Götz war die Welt viel schöner und sein Heft ist jetzt schon besser auch wenn es noch nicht mal gedruckt ist“-Anhänger

Linda Klein-Bartel
Großes Plus fürs RH ist einfach, dass mir eine gute Band pro Tag reicht und ich dennoch völlig zufrieden bin – so geschehen Freitag mit Decapitated und Samstag mit Sólstafir. Und Sonntag war definitiv mein Tag mit Blues Pills, Orphaned Land, Insomnium und Annihilator, die zudem meine Festivalüberraschung waren. Einziges Manko war die Masse an Rauchern – jeder Zweite ist für meinen Geschmack einfach zuviel. Ansonsten wie gehabt – die Location, die erträgliche Anzahl der Festivalbesucher und die Leute an sich sowie die geile Security runden jeden Tag entspannt ab.

Matthias „Matt“ Klein
Tops: Blues Pills, Orphaned Land, Insomnium, Annihilator, Decapitated, Zodiac und die Security (wo sonst sieht man denn bitte die Security zu ihrer Arbeit crowdsurfen?)! Das Wetter (kein Regen oder Gewitter)!
Flops: Tesla, Midnight, Triptykon, Monster Magnet (die vier Bands entpuppten sich als Quelle der Langeweile) und das Wetter (zu heiß)!

Mathias Anthes
Tops: Überraschend gut: Blues Pills, Sacred Reich und Zodiac; wie erwartet gut: Decapitated, Insomnium, Carcass und Orphaned Land. Zudem die Leute vom Sicherheitsdienst, immer immer mit Spaß bei der Arbeit waren und sich um die Besucher kümmerten (z. B. spielten sie in den Umbaupausen mit einem kleinen Jungen Fußball)
Flops: Tesla (ich wollte sie mögen, doch der Gesang verhinderte es einfach), Monster Magnet (hatte ich mir live wesentlich interessanter vorgestellt), Testament (an sich eine erstklassige Band, doch bei diesem Auftritt waren sie einfach neben der Spur)

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